zurück
Würzburg
Mit dem Flieger in den Urlaub trotz Klimawandel? 6 Menschen aus Würzburg erzählen, was ihr Gewissen dazu sagt
Fliegen schadet der Umwelt. Kann man sich Flugreise trotzdem noch erlauben? Bei einer Straßenumfrage hat sich die Redaktion in der Würzburger Innenstadt umgehört.
Zu Flugreisen trotz Klimawandel äußern sich 6 Menschen aus Würzburg und Umgebung: Sylvia Löttgen, Rebecca Tom, Maximilian Jandausch (oben von links), Kesh Shahi, Leo Österreicher und Agnes Renner (unten von links). 
Foto: Silvia Gralla | Zu Flugreisen trotz Klimawandel äußern sich 6 Menschen aus Würzburg und Umgebung: Sylvia Löttgen, Rebecca Tom, Maximilian Jandausch (oben von links), Kesh Shahi, Leo Österreicher und Agnes Renner (unten von links). 
Franziska Jahn
 |  aktualisiert: 31.07.2023 12:41 Uhr

Flugzeuge stoßen sehr viel CO2 aus und schaden damit der Umwelt - das ist unbestritten. Dennoch wollen viele Menschen nicht auf den Sommerurlaub in weiter Ferne verzichten. Lässt sich das mit dem eigenen Gewissen noch vereinbaren? Das sagen 6 Menschen aus Würzburg und Umgebung.

1. Sylvia Löttgen (60) aus Hettstadt, Sekretärin: "Ich trenne meinen Müll und versuche, viel CO2 einzusparen und das Fliegen dadurch zu kompensieren."

Sylvia Löttgen (60) aus Hettstadt ist Sekretärin.
Foto: Silvia Gralla | Sylvia Löttgen (60) aus Hettstadt ist Sekretärin.

"Dieses Jahr fliege ich nicht in den Urlaub, sonst aber schon. Dann geht es meistens etwas weiter weg, nach Südostasien oder in die Karibik. Vor Ort sind wir dann meist Low-Budget unterwegs. Wir steigen nicht in großen Hotels ab und reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das haben wir immer schon so gemacht und das lasse ich mir auch nicht nehmen.

Eigentlich gibt es keine Argumente für das Fliegen. Ich weiß, dass es nicht nachhaltig ist. Es ist aber auch nicht nachhaltig, jeden Morgen alleine mit dem Auto ins Büro zu fahren oder wenn Leute mit Privatjets oder Kreuzfahrtschiffen unterwegs sind. Ich trenne meinen Müll und versuche, viel CO2 einzusparen und das Fliegen dadurch zu kompensieren. Eine Flugreise im Jahr ist so meiner Meinung nach vertretbar."

2. Kesh Shahi (50) wohnt in Würzburg, Gastronom : "Meine Mutter wohnt in Nepal. Um sie dort zu besuchen, muss ich das Flugzeug nehmen."

Kesh Shahi (50) ist Gastronom und wohnt in Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Kesh Shahi (50) ist Gastronom und wohnt in Würzburg.

"Ich komme ursprünglich aus Nepal. Meine Mutter ist immer noch dort und um sie zu besuchen, muss ich das Flugzeug nehmen. Es gibt keinen anderen Weg. Mit meiner Familie fliege ich auch gerne in den Urlaub. Wir waren schon in Lissabon, Barcelona und Paris. Wir sind es eben gewohnt zu fliegen. Die Städtereisen würde ich mit dem Bus oder Zug nicht machen, weil das zu aufwendig wäre. Wir fliegen ja nicht jeden Tag. Einmal im Jahr in den Urlaub zu fliegen ist meiner Meinung nach nicht das große Problem.

Es ist ja nicht nur das Fliegen, das Auswirkungen auf das Klima hat. Wir müssen auch umweltbewusst leben - und nicht nur darüber reden. Bei uns im Restaurant versuchen wir, sehr nachhaltig zu sein. Mittlerweile haben wir beispielsweise keine Plastikverpackungen mehr, sondern sogenannte Re-Bowls, also widerverwendbare Behältnisse."

3. Rebecca Tom (20) wohnt in Würzburg, Jura-Studentin: "Bis jetzt habe ich auch 20 Jahre ohne Fliegen überlebt. Es geht gut ohne."

Rebecca Tom (20), Jura-Studentin, wohnt in Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Rebecca Tom (20), Jura-Studentin, wohnt in Würzburg.

"Ich bin tatsächlich noch nie in den Urlaub geflogen. Es ist auch dieses Jahr nicht geplant. Mein Studium ist gerade wichtiger als ausgiebig Urlaub zu machen. Ich bin mit meinen Eltern früher immer mit dem Auto nach Österreich gefahren oder wir haben in Deutschland Urlaub gemacht.

Leute, die jedes Jahr mehrfach in den Urlaub fliegen, kann ich nicht verstehen. Gerade Inlandsflüge sind einfach zu ersetzen - vor allem jetzt mit dem Deutschland-Ticket. Das nutze ich sehr viel. Ich würde gern mal ein bisschen weiter weg, aber dafür muss ich nicht fliegen, auch wenn es zeitsparender ist. Man kann auch ohne Flugzeug ferne Ziele erreichen. Und bis jetzt habe ich auch 20 Jahre ohne Fliegen überlebt."

4. Leo Österreicher (29) wohnt in Würzburg, Polizist: "Ich mache viel Fahrrad-Trecking und habe mein Auto verkauft."

Leo Österreicher (29), Polizist, wohnt in Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Leo Österreicher (29), Polizist, wohnt in Würzburg.

"Dieses Jahr fliege ich nach Norwegen. Ich verstehe, dass Fliegen schlecht für die Umwelt ist, aber wenn man manche Teile der Erde bereisen möchte, gibt es keine andere Möglichkeit. Also versuche ich, so wenig wie möglich zu fliegen und keine Kurzstreckenflüge zu nutzen.

Ansonsten mache ich viel Fahrrad-Trecking. Ich bin mal von Würzburg in zehn Tagen mit dem Fahrrad bis an den Gardasee gefahren. Da habe ich entweder im Zelt oder im AirBnB geschlafen. Jetzt in Norwegen zelte ich auch. In Würzburg fahre ich nur Fahrrad und habe jetzt auch mein Auto verkauft, weil ich es hier nicht brauche. Das rechtfertigt zwar das Fliegen nicht, aber es ist besser für mein Gewissen."

5. Maximilian Jandausch (34) wohnt in Würzburg, Ingenieur: "Ich finde es gut, wenn man nicht in den Urlaub fliegt. Es gibt überall schöne Städte."

Maximilian Jandausch (34), Ingenieur, wohnt in Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Maximilian Jandausch (34), Ingenieur, wohnt in Würzburg.

"Ich fliege dieses Jahr nicht und auch sonst nicht in den Urlaub. Der Grund dafür ist aber weniger das Klima, sondern eher, dass ich zeitlich nicht dazu komme, größere Auslandsreisen zu machen. Meistens bin ich an der Nordsee, da haben wir ein Häuschen. Manchmal fahre ich da mit dem Zug hin, aus Bequemlichkeit aber oft mit dem Auto. 

Ich finde, es ist jedermanns private Sache, ob und welchen fremden Länder man bereisen möchte und wie man da hin kommt. Ich würde auch nie versuchen, jemanden zu überzeugen, nicht zu fliegen. Aber ich es finde gut, wenn die Leute weniger fliegen. Vor allem weil es überall schöne Städte gibt, die man auch gut ohne Flugzeug bereisen kann. Wenn man sich da ein bisschen begrenzt, braucht man nicht jeden Jahr in den Urlaub zu fliegen."

6. Agnes Renner (42) aus Würzburg, Psychologin und Yoga-Lehrerin: "Ich würde auch anderen Leuten empfehlen, mal mit dem Zug in den Urlaub zu fahren."

Agnes Renner (42) aus Würzburg, Psychologin und Yoga-Lehrerin.
Foto: Silvia Gralla | Agnes Renner (42) aus Würzburg, Psychologin und Yoga-Lehrerin.

"Dieses Jahr war ich mit dem Flugzeug zwei Wochen in Indien. Da habe ich eine Yoga-Fortbildung gemacht. Eigentlich mache ich schon recht regelmäßig Flugreisen, aber in größeren Abständen. Es ist mir bewusst, dass das nicht so ökologisch ist. Ich lebe vegan und mache hier in Würzburg eigentlich alles mit dem Fahrrad. Damit begründe ich das Fliegen immer und beruhige mein schlechtes Gewissen.

Sonst mache ich Urlaub am Bramsee in Norddeutschland. Jetzt in den Sommerferien fahre ich mit meiner Tochter nach Prag - mit dem Zug. Von Prag zurück nach Würzburg zahlen wir zu zweit nur 19 Euro. Das finde ich total cool. Ich würde auch anderen Leuten empfehlen, mal mit dem Zug in den Urlaub zu fahren. Zwar hatten wir auch schon mal größere Verspätungen, aber wenn man schon in Indien gereist ist, dann sieht man das hier alles etwas lockerer."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Franziska Jahn
Innenstädte
Instagram-Inhalte
Privatjets
Sommerferien
Sommerurlaub
Yogalehrer
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Richard Baumann
    Das Umfrageergebnis ergibt dann wohl folgende zusammenfassende Aussage:
    Meinen Urlaubsflug lasse ich mir nicht nehmen, war schon immer so. Wer die Welt sehen will, muss fliegen. Ohne Flugzeug kann ich mein Urlaubsziel nicht erreichen.
    Ergebnis: Dem fliegenden Urlauber ist der Schaden am Klima egal.
    Die nächste Urlaubsrecherche sollte auch die Kreuzfahrtschiffe mal unter die Lupe nehmen.
    Amsterdam will das Anlegen von Kreuzfahrtschiffen in seinem Hafen verbieten:
    Das Amsterdamer Stadtparlament nahm am 20. Juli 2023 einen entsprechenden Antrag mit großer Mehrheit an. Eine Studie des Forschungsinstituts CE Delft ergab, dass ein Kreuzfahrtschiff an einem Tag im Amsterdamer Hafen genauso viel Schadstoffe ausstößt wie 31.000 Lastwagen auf der Stadtautobahn.
    Ja, wir sind in den letzten 30 Jahren auch einmal geflogen (Türkei) - aber über solche Zahlen sollte der fliegende Urlauber nachdenken, auch wenn das Flugzeug wohl etwas weniger Schadstoffe in der Umwelt hinterlässt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Wer in diesem Sommer nach Griechenland, Italien oder Tunesien geflogen ist, dürfte bis auf weiteres geheilt sein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Paul Sauer
    "3. Rebecca Tom (20) wohnt in Würzburg, Jura-Studentin: "Bis jetzt habe ich auch 20 Jahre ohne Fliegen überlebt. Es geht gut ohne.""

    Ich bin 60 Jahre alt in meinem ganzen Leben noch nie in Urlaub geflogen und erhole mich meistens zuhause oder in der näheren Umgebung.

    Ich kann auch ohne Urlaub sehr gut ein zufriedenes Leben führen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Es sollte jedem vergönnt sein, ein paarmal im Leben auf große Reise zu gehen.
    Aber damit meine ich tatsächlich 4 oder 5 mal im Leben, und nicht pro Jahr.
    Ich finds auch sinnfrei, mit kleinen Kindern auf Fernreise zu gehen, die haben an der Nordsee genauso viel Spaß.
    Allerdings ist mir auch klar, dass Fernreisen nach wie vor viel zu billig angeboten werden.
    Es ist ja leider günstiger, für eine Woche all inklusive in die Dominikanische Republik zu fliegen, als eine Woche all inklusive in Bad Staffelstein oder in der Therme Erding zu verbringen. Und da läuft irgendwas gewaltig schief.
    Was man aber komplett verbieten kann, das wären Privatjets, ob sich Herr Merz oder ähnliches Volk das leisten können oder nicht, das spielt dabei keine Rolle; global betrachtet sinds halt nicht die Durchschnittsmenschen mit der miserablen Umweltbilanz, sondern die paar wenigen Superbonzen, welche den Planeten für alle ruinieren.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Bernhard Mott
    Ich fliege nicht in den Urlaub. Finde ich persönlich besser für die Umwelt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten