Knapp 40 Personen nahmen am Mittwochabend an einer Kundgebung gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vor dem Würzburger Dom teil. Darunter waren auch mehrere Betroffene.
Zu der Aktion mit dem Motto „Macht Licht an“ hatte die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) aufgerufen. Den Angaben der Würzburger Organisatoren Alexandra Wolf und Bernhard Rasche zufolge wollten sie und andere Betroffene „gemeinsam für eine wirkliche Aufklärung des Missbrauchs der Kirche eintreten“. Mit Taschenlampen und Laternen wollten die Teilnehmer „ein sichtbares und leuchtendes Zeichen setzen“.
Bei einer „Klageandacht“ vor dem Dom kritisierten Wolf und Rasche die Kirche. „Viel zu lange standen die Belange der Institution im Vordergrund und nicht die Belange der Opfer der sexualisierten und der sexuellen Gewalt.“ Sie riefen „die Bischöfe mit aller Dringlichkeit auf, Licht in das Dunkel der Missbrauchsfälle zu bringen“.
Im Anschluss zogen einige Teilnehmer Richtung Burkardushaus weiter, wo am Abend ein Podiumsgespräch mit Bischof Franz Jung unter dem Titel „Sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche“ stattfand. Dort übergab Wolf dem Bischof als Zeichen ihres Protests eine leuchtende Laterne.
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Es ist an der Zeit für diese Personen, sich ernsthaft von unserem Leid erschüttern zu lassen oder Platz zu machen, für Priester, die zu wirklicher Seelsorge fähig sind. Bischof Jung möchte ich die Chance zur Erneuerung des Bistums einräumen und wünsche ihm den Mut, die Kraft und die dafür richtigen Mitarbeiter an seine Seite. Jeder Mensch kann jeden Tag seine Einstellung ändern, seinem Handeln neuen Sinn und Wert geben und damit über das, was er gestern war und getan hat, hinauswachsen. Das beste Beispiel dafür sind wir Überlebenden, die viel Grauen, Demütigungen und Ungerechtigkeit bis heute ausgehalten und überwunden haben. Die dennoch aufrecht stehen, ihre Meinung sagen und sich nicht den Glauben und die Hoffnung auf einen tragenden Untergrund des Lebens nehmen lassen wollen.
Wohlan denn, Herr Bischof Jung, werden Sie der Hirte, der eine solch wunderbare Herde verdient. Passen Sie auf die Wölfe auf und kümmern sich um die Verletzten.
Dann erfüllen Sie Gottes Auftrag.
Ich möchte daran glauben, dass sich JETZT etwas ändert, dass da, wo bisher Mauern des Schweigens gegen uns errichtet wurden, Türen aufgehen und wir eingelassen, einbezogen und gehört werden. Auf Augenhöhe, mit Respekt, Wertschätzung und vor allem mit Demut derer, die bisher alles verschleppt haben. Dieser Wunsch richtet sich gleichermaßen an den Orden, der für mein Kinderheim und die traumatischen Gewalterfahrungen zuständig war und an alle, die sich noch aus der alten Riege im Dienst des Bistums befinden. (Fortsetzung nächster Kommentar)