Ob beim Hausbau, im Krankenhaus oder auf Reisen: Wie Lösungen in der Zukunft aussehen, das ließ sich in der Vergangenheit nur durch Worte oder Bilder beschreiben. Mit der digitalen Revolution hat sich das geändert: Heute "beamen" uns ausgeklügelte Programme und künstliche Intelligenz (KI) in künftige Welten. Zeigen damit plastisch, wie Veränderungen aussehen und sich auswirken könnten. Verwerten Daten, die ein menschliches Gehirn niemals verarbeiten könnte.
Staatskanzleichef und Digitalministerin zu Besuch in Würzburg
Dass es dabei nicht nur um Gaming (Computerspiele) geht, sondern wie die ganze Gesellschaft davon profitieren kann – das demonstrierten Studierende der Universität Würzburg mit Abschluss- und Projektarbeiten bei ihrer "Expo 2022". Und sie hatten hochrangigen Besuch: Zu Gast waren Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU), die selbst an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) studiert hat, und Staatskanzlei-Chef Florian Hermann (CSU), Minister für Bundesangelegenheiten und Medien.
Beide eröffneten ein neues Labor, das sogenannte "Motion Capture Labor": Es kann die Bewegungen eines Menschen exakt verfolgen, aufnehmen und die Person damit in digitale Räume befördern. Wird der reale Horizont auf diese Weise erweitert, spricht man von "Extended Reality", kurz XR. Piloten können damit Stresssituationen trainieren, Redner das öffentliche Auftreten vor Publikum.
Gerlach machte den Selbstversuch und zeigte sich beeindruckt, wie sie vom Computer "geklont" wurde. Denkbar wären so künftig digitale Konferenzen mit real wirkenden Teilnehmern, obwohl sie verstreut irgendwo im Lande sitzen. Videoschalten inklusive Körpersprache. Um solche Avatare einzusetzen, also virtuelle Abbilder echter Personen, braucht es aufwändige technische und digitale Systeme – und Sicherheitsvorkehrungen, die vor einem Missbrauch schützen.
Gerlach: "Den Menschen die neuen Technologien gut erklären"
Sie wisse um Vorurteile und Bedenken in der Bevölkerung, meinte Gerlach. Gerade deshalb müssten die neuen Entwicklungen gut erklärt werden, und: "Wichtig ist, dass der Mensch die Technologien gestaltet und nicht umgekehrt." Herrmann brach eine Lanze für Innovationen: Sie würden sich wie in der Vergangenheit durchsetzen, dies habe sich zuletzt auch bei der Pandemiebekämpfung gezeigt.
Digitale Fortschritte könnten bei den großen Herausforderungen unserer Zeit helfen, etwa dem Klimawandel oder im Gesundheitswesen. Beispiel Volkskrankheit Adipositas: Virtuell können sich übergewichtige Patienten einmal schlank erleben. Diese Art von besonderer Selbstwahrnehmung kann laut Prof. Carolin Wienrich einen starken psychologischen Effekt haben und die Motivation der Betroffenen stärken, auch in der Reha nach Verletzungen. Man arbeite bereits eng mit der Uniklinik und anderen Krankenhäusern zusammen.
Oder das Projekt "Cassandra", gefördert vom Bundesforschungsministerium: Künstliche Intelligenz soll Anästhesie-Teams bei der Dokumentation von Patienten und der Diagnose unterstützen. Staatskanzleichef Herrmann verwies im Gespräch mit dieser Redaktion auf die wichtige Rolle, die die Uni Würzburg mit seinem Schwerpunkt Data Science (Daten-Wissenschaft) für den "KI-District" Bayern spiele.
Würzburg gehört zu führenden Standorten in Bayern
Das neue "Motion Capture Labor" wird finanziert durch den XR Hub Würzburg, der neben den Standorten München und Nürnberg Teil der Initiative "XR Hub Bayern" der Staatsregierung ist und vom Digitalministerium gefördert wird. Angesiendelt ist der Hub an der Uni Würzburg am Lehrstuhl für Mensch-Computer-Interaktion, gleitet wird die Einrichtung von Prof. Marc Latoschik, Inhaber des Lehrstuhls für Informatik IX (Mensch-Computer-Interaktion), und Carolin Wienrich, Professorin für Psychologie intelligenter interaktiver Systeme.