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Würzburg
Millionenbetrug: Würzburger Ex-Banker will wieder vor Gericht
Finanzberater Michael O. wurde wegen Betruges zu einer Haftstrafe verurteilt. Investoren suchen verzweifelt 50 Millionen Euro, er sucht eine zweite Chance vor Gericht.
Fünfeinhalb Jahre soll der Würzburger Ex-Banker Michael O. wegen Betruges hinter Gitter. Doch er will einen zweiten Prozess.
Foto: Andreas Schuller, dpa | Fünfeinhalb Jahre soll der Würzburger Ex-Banker Michael O. wegen Betruges hinter Gitter. Doch er will einen zweiten Prozess.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 09:58 Uhr

Erneut könnte die schillernde Karriere eines dubiosen Finanzberaters aus Unterfranken nach jahrelangen Ermittlungen in einer Haftanstalt enden: Fünfeinhalb Jahre soll der Würzburger Ex-Banker Michael O. hinter Gitter, der mit seiner Swiss Asset Management Group (SAM AG) in einem lohnenden Revier wilderte: Seine Opfer waren rund 6000 gutgläubige Menschen, die eine zusätzliche private Altersabsicherung suchten - ohne Risiko, aber mit Traumzinsen.

Investitionen in Fantasieprodukte?

Ihnen wurde mal versichert, ihr Kapital werde in bahnbrechende Ultraschall-Technologien investiert, in Immobilien oder in Erdwärme-Kraftwerke. Davon stimmte nur wenig. Tatsächlich sei der Großteil des Kapitals nicht wie versprochen angelegt worden, hieß es im Prozess. Es gibt Hinweise, dass Millionen in Panama versickerten – und die Berater vom Geld ihrer Kunden luxuriös gelebt hatten.

Zunächst hatte O. seit 2009 mit dem guten Ruf der Schweiz als Investitionsplatz geworben: "Bringen Sie Ihr Geld dahin, wo es sich wohlfühlt", hieß es in einer Hochglanz-Broschüre, und weiter: "Die Schweiz gilt als Tresor der Welt." Blauäugige Kunden traten ihre Leistungs- und Darlehensforderungen aus Lebens- und Rentenversicherungen sowie Bausparverträgen in der Erwartung ab, als Gegenleistung das Kapital in doppelter Höhe zurückzuerhalten.

Verdächtige waren schon bei S & K tätig

Nach drei Jahren schritt 2012 die Schweizer Bankenaufsicht ein, der das nicht seriös vorkam. Sie verfügte die Abwicklung wegen fehlender Bankerlaubnis, was zu Insolvenzen in der Schweiz und in Deutschland führte. Seit 2011 ermittelte auch die Münchner Staatsanwaltschaft - teilweise gegen Personen, die der Polizei schon vom Immobilienbetrug der S&K-Gruppe her bekannt waren. Auch deren Gründer kamen aus Unterfranken.

Kritiker sahen sich nach O.’s unfreiwilliger Rückkehr nach Würzburg in ihrem Verdacht bestätigt, dass Kunden in Investitionen gelockt worden waren, die keine seriöse Grundlage hatten. Investoren wurden in Briefen weiter vertröstet. Manche wurden erst hellhörig, als Polizisten 2013 in Würzburg bei O. und in seiner "Geothermik GmbH" in der Sedanstraße durchsuchten.

Vorwurf: Gewerbsmäßiger Bandenbetrug

Doch es dauerte weitere vier Jahre, ehe Im März 2017 der ehemalige Banker O. sowie ein zweiter Tatverdächtiger in Untersuchungshaft kamen. Ermittler prüften Hinweise aus den Panama-Papers, wonach Gelder in der Steueroase gebunkert wurden und möglicherweise auf ein Bankkonto auf den Bahamas verschoben worden seien. O. und seinen Mitangeklagten wurde im Frühjahr 2018 gewerbsmäßiger Bandenbetrug und Verstoß gegen das Kreditwesengesetz in Millionenhöhe vorgeworfen (Aktenzeichen 324 Js 129882/11).

Nach monatelanger Verhandlung wurde O. Ende 2018 zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt, bestätigt ein Sprecher des Oberlandesgerichts München. Doch rechtskräftig wurde das Urteil nicht. Während inzwischen viele seiner 6000 Kunden ihren verschwundenen Millionen nachjagen, kämpft O. weiter. Er habe Revision eingelegt, sagt der Sprecher des OLG. Seine beiden Mitangeklagten hatten dagegen ihre Verurteilung akzeptiert.

Während O. nun um eine zweite Chance auf der Anklagebank kämpft, sind die Anleger hinter seinem Geld her – theoretisch sogar mit Erfolgsaussichten. Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilte O. beispielsweise im Mai 2018 zu Schadenersatz an eine Anlegerin, die ihm 50 000 Euro gegeben hatte. Ob das Geld aber tatsächlich fließt, ist ungewiss.

 
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  • Doedi.wue
    Es stellt sich immer wieder heraus: „Die meisten Banker heutzutage sind Gauner „!!!
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  • jochen.schoen79@web.de
    Tolle Aussage. Und mit 3 Fragezeichen am Schluss wird Ihre These auch nicht besser. Schwarze Schafe gibt es (leider) in jeder Branche.
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