Einmal mehr ist Unterfranken Schauplatz krimineller Finanzdienstleister, die mit ihrem betrügerischen Schneeballsysteme Anleger um ihr Geld bringen. Auf der Anklagebank des Landgerichts München sitzt diesmal ein Würzburger Ex-Banker, der mit zwei Komplizen 5800 Investoren um 60 Millionen Euro betrogen haben soll.
„Die Schweiz gilt als Tresor der Welt“
Die Formulierungen in einer Hochglanzbroschüre muss geprellten Kunden der SAM-AG heute wie Hohn vorkommen: „Bringen Sie Ihr Geld dahin, wo es sich wohlfühlt“ und „Die Schweiz gilt als Tresor der Welt“. Seit 2011 ermittelte die Staatsanwaltschaft, im April 2013 durchsuchten Ermittler in Bayern, Hessen und Berlin bei Verantwortlichen der Schweizer SAM AG und ihrem deutschen Vertrieb, der Bestlife Select AG in München. Teilweise richteten sich die Ermittlungen gegen Personen, die der Polizei schon im Zusammenhang mit dem Immobilienbetrug der S&K-Gruppe aufgefallen waren.
Im März 2017 kam der ehemalige Hypo-Vereins-Banker sowie ein zweiter Tatverdächtiger in Untersuchungshaft. Ermittler prüfen Hinweise aus den Panama-Papers, wonach Gelder in der Steueroase Panama gebunkert wurden und möglicherweise auf ein Bankkonto bei der Winterbotham Bank auf den Bahamas weiterverschoben worden seien. Der Angeklagte und seinen Mitangeklagten wurde gewerbsmäßiger Bandenbetrug und Verstoß gegen das Kreditwesengesetz in Millionenhöhe vorgeworfen (Aktenzeichen 324 Js 129882/11).
Ihre Kunden kündigten Bausparverträge und Lebensversicherung in der Hoffnung, bei dem Würzburger höhere Zinsen zu bekommen. Er warb mit Investitionen in angeblich zukunftsträchtige Umwelttechnik, beispielsweise in ein Geothermie-Kraftwerk in Kirchweidach in Bayern. Doch das Geschäft mit heißem Wasser aus dem Erdinneren war wohl eher heiße Luft. Wie die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma aus Bern (Schweiz) herausfand, sollen mehr als ein Drittel des angeblich investierten Vermögens der SAM-Kunden nicht in ein geothermisches Investitionsobjekt geflossen, sondern verschwunden sein.
Welche Rolle die Firmengründung 2012?
Welche Rolle dabei eine Firmengründung des Ex-Bankers spielte, könnte der Prozess in München nun zeigen. 2012 soll die Schweizer Finanzmarktaufsicht ihm Schwierigkeiten wegen unerlaubter Kreditgeschäfte gemacht haben. Zwei Wochen später gründete er in Würzburg am 19. März 2012 ein neues Investitionshaus für erneuerbare Energien: die „Oberle Geothermik GmbH“ mit Dependance in Frankfurt am Main.
Den investitionswilligen Kunden wurde versichert, ihr Kapital werde mal in bahnbrechende Ultraschall-Technologien, mal in Immobilien und schließlich in Erdwärme-Kraftwerke fließen, um die fantastischen Renditen bei gleichzeitiger Sicherheit abzuwerfen. Tatsächlich aber sei fast kein Kapital angelegt worden, glaubt die Staatsanwaltschaft.
Geld im Firmengeflecht versickert
Stattdessen sei das Geld im Firmengeflecht der Angeklagten zwischen Schweiz, Deutschland und Panama versickert. Der Angeklagte und seine Partner hätten dabei mit dem Kapital neuer Kunden die Auszahlungen an früher eingestiegene Kunden bezahlt und sich nebenher einen aufwendigen Lebensstil finanziert – ein klassisches Schneeballsystem.
Zudem hätten die Männer sowohl die Schweizer Finanzaufsicht als auch die deutsche Bafin in die Irre geführt, um ohne die nötige Lizenz Anlegergelder einzuwerben. Die Beweise dafür soll nun die Gerichtsverhandlung erbringen. Bis Ende Oktober sind 37 Verhandlungstage angesetzt. Indessen versuchen reihenweise Kunden, ihr Geld mithilfe von Anwälten zurückzubekommen – mit ungewissem Ausgang.
Wenn die Renditeversprechen nur verlockend genug dargestellt werden, dann schaltet sich bei vielen der Verstand aus.
Wie sonst ist es zu erklären, dass immer noch so viele Leute auf so ein System hereinfallen?