Wenn man einem Musikfan im Frühjahr 1988 erzählt hätte, dass der King of Pop Michael Jackson nach Würzburg kommt und am 21. August 1988 ein Konzert auf den Mainwiesen geben würde, hätte er lachend abgewunken: Eher für den Bereich der Fabel. Doch es passierte wirklich und an diesem Dienstag ist es genau 30 Jahre her.
Jackson starb am 25. Juni 2009
Superstar Michael Jackson kann den Jahrestag leider nicht mehr erleben: Er starb am 25. Juni 2009 im Alter von 50 Jahren. Und ob er von Würzburg viel mitbekommen hat, ist nach den Schilderungen von Zeitzeugen und Leuten, die hinter der Bühne arbeiteten, eher unwahrscheinlich.
Die 80er Jahre waren für Rock- und Popfans, die Live-Konzerte in der Domstadt liebten, durchaus erfolgreich. Es gab Besuche von so einigen Rockgrößen: ZZ Top, Queen im Mai 1982, Tina Turner im März 1985 und Aerosmith im Oktober 1989. Und bei all den Konzerten hat ein Mann immer die Kontakte geknüpft und die Künstler an den Main geholt: ARGO-Geschäftsführer Peter Pracht.
Auch Veranstalter Pracht kam beim Konzert ins Schwärmen
Aber auch für ihn war der Jackson-Auftritt etwas ganz Besonderes. Das betonte Pracht immer wieder in vielen Gesprächen mit der Redaktion. Und als der Star seine zahlreichen Hits vor 43000 Musikfans spielte, war auch er, der eher als unterkühlt gilt, ins Schwärmen gekommen.
Einer, der das Konzert für die Zeitung begleitet hat, ist Redakteur Karl-Georg Rötter. Die Arbeit in der Zeit vor dem Konzert war schwierig. "Überall hatte Jacksons Management die Finger im Spiel, alles war geheim und abgeschirmt." Und dann war es soweit: An einem sonnigen Sonntag kam der Superstar nach Würzburg und legte los. Ein Hit folgte dem anderen, ob es "Man in the Mirror" oder "Thriller" war, die Fans rasteten aus. Für die Sicherheit am Main sorgten unter anderem 300 Polizeibeamte.
Sound aus der 70 000 Watt-Anlage
Der Sound war gigantisch. Dafür sorgte eine 70 000 Watt-Anlage. Wer kein Ticket ergattern konnte, oder es sich gar sparen wollte, versuchte einen Platz in den umliegenden Weinbergen zu ergattern. Die Konzertklänge reichten allemal bis dahin.
Ein wenig Ärger gab es auf den Mainwiesen mit einer VIP-Tribüne für Medienvertreter. Die trübte wohl nach Meinung einiger Fans die Sicht und so begannen sie an der Konstruktion zu rütteln, bis sie zu Schwanken anfing. Doch sie hielt.
Mit Bussen in den Backstage-Bereich
Einer, der sich noch gut an das Spektakel erinnert, ist Pressefotograf Thomas Obermeier. Seine Sicht der Dinge: "Kleine Busse brachten uns in den Backstage-Bereich. In einem Zelt warteten wir auf unseren Einsatz im Fotografengraben. Dort standen wir mit dem Rücken zur Bühne. Und als Jackson das erste Lied sang, drehten wir uns auf ein Kommando um und machten unsere Bilder. Schnappschüsse gab es nicht." Und dann war es auch schon vorbei.
Es gibt viele Geschichten vom Jackson-Auftritt. Einer, der das alles hinter der Bühne miterlebt hat und sich nicht an den Legendenbildungen beteiligen muss, ist Rainer "Sully" Sülzer, der damalige technische Leiter von ARGO-Konzerte. Er hat schon zahllose Konzerte betreut und erinnert sich an jedes Detail an diesem sonnigen Sommertag.
Kurzer Blick in die nagelneuen Wohncontainer
"Michael kam in einem silbernen Bentley aus Frankfurt. Er hat sich zuerst seine Wohncontainer angesehen. Es mussten fünf solcher Einheiten bereit stehen für den Superstar und seine Musiker." Seinen nagelneuen Doppelcontainer hatte Möbel Neubert eingerichtet. Und eines war ganz wichtig: Die Ledergarnituren mussten unberührt sein. Die Möbel wurden später bei Neubert ausgestellt und für einen guten Zweck versteigert.
Sülzer erinnert sich noch genau an die Vorgaben des Managements: "50 Seiten Anweisungen für die Bühne und für den Backstagebereich mussten wir erfüllen." Besonders speziell waren die hygienischen Forderungen: Das Klo für Michael Jackson musste direkt vom Fließband einer Keramikproduktion kommen. "Sauberkeit ging ihm eben über alles."
Nach dem Konzert ging es wieder nach Frankfurt
Nach der Inspektion kam der große Moment im Leben von Rainer Sülzer: Michael Jackson streifte ihn beim Verlassen der Container, warf einen kurzen Blick auf ihn und dann ging es im Bus zur Bühne. Der Lohn für den ganzen Aufwand, den das Management eingefordert hatte: Der Superstar verbrachte die Nacht nicht in Würzburg und seine Verweildauer im Wohncontainer auf den Mainwiesen war eher gering. Denn nach dem Konzert ging es gegen 23.30 Uhr sofort zurück nach Frankfurt.
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