Vor gut sechs Jahren hat der Stadtrat beschlossen, die Mitgliedschaft Würzburgs in der Metropolregion Nürnberg zu beenden. Jetzt wollen die Sozialdemokraten das Thema neu diskutieren: „Wir halten es für falsch, dass aus finanziellen und politischen Gründen damals der Austritt erklärt wurde“, sagte der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Alexander Kolbow, am Freitag bei einer Veranstaltung der SPD-Landtagsfraktion unter dem Motto „Ja zur Metropolregion“ im Kulturspeicher.
Antrag der SPD war abgelehnt worden.
Im Dezember hatte die SPD im Stadtrat einen Antrag gestellt, eine Mitgliedschaft Würzburgs in einer der beiden Metropolregionen Nürnberg oder Frankfurt/Rhein-Main erneut zu prüfen – die Weiterverfolgung wurde laut Kolbow von allen anderen Fraktionen abgelehnt.
Aus Sicht der SPD ein Fehler, wie Kolbow betonte: „Man muss das eine tun, darf das andere aber nicht lassen.“ Stadt und Region hätten von der Mitgliedschaft in einer der beiden Metropolregionen durch „wesentliche Netzwerke in Kultur, Wissenschaft und Verwaltung“ nur Vorteile, so Kolbow.
Bei diesem Thema weiß er sämtliche unterfränkischen SPD-Abgeordneten auf seiner Seite: Georg Rosenthal, Volkmar Halbleib, Martina Fehlner (Aschaffenburg) und Kathi Petersen (Schweinfurt) plädierten bei der Veranstaltung vor rund 70 Zuhörern ebenfalls dafür, das Kirchturmdenken in der Region zu beenden und Grenzen einzureißen, die allenfalls auf Landkarten oder in den Köpfen bestehen.
Die Dynamik eine Stadt wie Würzburg nicht kalt lassen.
„Die Dynamik in den benachbarten Metropolregionen kann eine Stadt wie Würzburg nicht kalt lassen. Es bedarf einer politischen Debatte, um die künftige Rolle der Region abzuklären“, sagte Würzburgs Ex-Oberbürgermeister Georg Rosenthal. In einem von der bayerischen Staatsregierung in Auftrag gegebenen Gutachten sei schon Ende 2010 festgestellt worden, dass „Leistungszentren“ im Freistaat eine kritische Größe erreichen und nach dem Vorbild der Region München für die Zukunft aufgestellt werden sollten, betonte sein Landtagskollege Volkmar Halbleib aus Ochsenfurt.
In der Metropolregion Nürnberg mit elf kreisfreien Städten und 23 Landkreisen von Kitzingen bis an die tschechische Grenze wird das seit vielen Jahren erfolgreich praktiziert: „Jede Stadt und jeder Kreis hat eine Stimme, und wir treffen unsere Entscheidungen fast immer einstimmig“, erläuterte Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly. Um dem ländlichen Raum die Sorge vor einer Dominanz der Stadt Nürnberg zu nehmen, „haben die Landkreise die doppelte Anzahl der Stimmen bekommen. Wir haben eine regionale Willensbildung eingeführt“, so Maly.
Es gilt das Prinzip der Subsidiarität.
In den Bereichen Kultur, Naturparks, Sport, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, alternative Energien, Wirtschaft und Wissenschaft haben sich in der Metropolregion Nürnberg dadurch viele Kooperationen ergeben: „Aber es gilt das Prinzip der Subsidiarität. Gemeinsam erledigen wir nur die Dinge, die nicht bereits auf anderen Ebenen erledigt werden“, so Maly.
Aschaffenburg ist Mitglied in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main, die sich vom Kreis Miltenberg bis nach Rheinland-Pfalz über die Grenzen von drei Bundesländern erstreckt. Aschaffenburgs Oberbürgermeister Klaus Herzog verdeutlichte an einem Beispiel, das auch in Würzburg ein heiß diskutiertes Thema ist, die Vorteile der Zusammenarbeit: Der Aschaffenburger Hauptbahnhof wurde von einem Schandfleck zu einem Schmuckstück – unter anderem durch das Netzwerk innerhalb der Metropolregion: „Wenn es da mal geknirscht hat, konnte ich im Ministerium in Hessen anrufen und habe schnell einen Gesprächstermin bei der Deutschen Bahn bekommen“, berichtete Herzog.
Es wäre ein Fehler, das Potenzial ungenutzt zu lassen.
Das Schlusswort sprach Volkmar Halbleib: „Die ganze Region wird bei diesem Thema auf den Würzburger Stadtrat schauen. Das Entweder-Oder in dieser Debatte muss endlich aus den Köpfen raus. Es wäre ein Fehler, das Potenzial der Metropolregion ungenutzt zu lassen.“
Wenn Würzburg sich dagegen Metropolregion Nürnberg anschließt entsteht ein Schwergewicht der Zusammenarbeit in Nordbayern, das die Übermacht des Südens etwas ausgleichen würde und damit auch für Unterfranken mehr Gewicht in der Landespolitik bedeuten würde. Außerdem gäbe es dann in der Metropolregion zwei universitäre Schwergewichte, die zusammen mit Bayreuth und Bamberg ihre Interessen gegen die beiden Münchener Universitäten besser bündeln könnten.