
Die Scheiben der Würzburger Woolworth-Filiale sind mit großen weißen Folien abgeklebt. Gaffern soll der Blick ins Innere verwehrt bleiben. Große Plakate an den Eingangstüren erinnern an die schreckliche Tat von Freitagnachmittag. Ein 24-Jähriger aus Somalia hatte in dem Kaufhaus am Barbarossaplatz drei Frauen getötet und weitere Menschen verletzt. Darunter auch eine Verkäuferin sowie einen Sicherheitsmitarbeiter von Woolworth. Auch vier Tage danach legten Menschen immer noch Blumen auf dem Bürgersteig vor dem Kaufhaus ab und zündeten Kerzen an, um den Opfern zu gedenken.
"Wir sind alle zutiefst schockiert über die tragischen und unfassbaren Ereignisse", sagt Roman Heini, seit Januar Vorsitzender der Geschäftsführung der Woolworth GmbH. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Tat unmittelbar erlebt hatten, werden von ausgebildetem Fachpersonal psychologisch betreut, sagt der 44-Jährige gegenüber dieser Redaktion: "Die Aufarbeitung der Geschehnisse wird uns aber sicherlich noch sehr lange Zeit intensiv beschäftigen."
Eine erste Meldung, dass unter den Todesopfern auch eine Mitarbeiterin von Woolworth sei, hatte die Polizei später korrigiert. "Unsere Verkaufskraft sowie der Kollege des Sicherheitsdienstes hatten Glück und gehören nicht zu den schwerstverletzten Personen", sagt Heini. Beiden gehe es den Umständen entsprechend gut.
Der 24-jährige Somalier sei der Mitarbeiterin bereits vor der Tat aufgefallen, so der Geschäftsführer am Dienstag: "Sie hatte sich nach der suspekten Frage nach einem Messer etwas zurückgezogen und unserem Mitarbeiter der Unternehmenssicherheit signalisiert, dass etwas nicht stimmt." Dieser habe dann "äußerst couragiert" gehandelt, berichtet Heini. "Er hat versucht, die Aufmerksamkeit des Täters auf sich zu lenken, um unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den zahlreichen Kunden vor Ort eine schnelle Flucht zu ermöglichen. Dabei hat er es auf sich genommen, dass der Täter ihm bewusst Verletzungen zufügt." Heini ist sich sicher, dass es durch das Handeln des Mitarbeiters "nicht noch mehr Opfer" im Kaufhaus gab.
Zum bestehenden Sicherheitskonzept bei Woolworth gehöre auch eine Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit kritischen Ereignissen. "Die Tat in Würzburg zeigt aber auch, dass niemand auf alle erdenklichen Eventualitäten vorbereitet sein kann", sagt Heini. "Ich bin überzeugt, dass wir allein mit einem angepassten Sicherheitskonzept diese Tat nicht hätten verhindern können. Wir können und wollen zudem keinen Menschen vorverurteilen oder den Zutritt zu unseren Kaufhäusern unverhältnismäßig einschränken." Das Unternehmen mit Sitz in Unna in Nordrhein-Westfalen werde die Ereignisse jetzt analysieren - und Rückschlüsse daraus ziehen.

Der Geschäftsführer selbst war am Freitagnachmittag in Hessen unterwegs - und noch am Abend gleich nach Würzburg gekommen, um sich einen Eindruck vor Ort zu verschaffen. Er sei in engem Kontakt mit der zuständigen Bereichs- und Bezirksleitung gestanden, "die persönliche Gespräche mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern" geführt habe. "Darüber hinaus hatte ich auch Kontakt mit der bayerischen Landesregierung, um den Informationsaustausch sicherzustellen", sagt Heini.
Dass die Würzburger Filiale jetzt bundesweit so in den Schlagzeilen steht - "der Grund des medialen Interesses könnte kaum ein schlimmerer sein", sagt der Woolworth Geschäftsführer. "Dass unser Kaufhaus zu einem Tatort wurde, hat sich keiner gewünscht. Unsere Gedanken und Gebete sind derzeit ausschließlich bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Opfern und Verletzten sowie deren Angehörigen."
Auch wenn die Ermittlungsbehörden das Kaufhaus mittlerweile wieder freigegeben haben – so schnell werden sich die Türen der Filiale noch nicht öffnen. "Wir verschaffen uns derzeit einen Überblick über die Gegebenheiten vor Ort. Es wäre pietätlos, eine möglichst schnelle Wiedereröffnung ins Auge zu fassen", sagt Heini. "Daher lassen wir uns mindestens noch diese Woche Zeit. Das sind wir allen Beteiligten schuldig."