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WÜRZBURG
Mein Montag: Ungesalzene Wahrheiten
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:17 Uhr

Wie diese Woche wird? Vielleicht tierisch kalt. Das lässt jedenfalls ein Stadtratsbeschluss vom vergangenen Donnerstag vermuten: Bei Schnee- oder Eisglätte dürfen wir künftig kein Salz mehr streuen. In die Suppe schon, halt nicht auf den Gehweg.

Bevor jetzt alle die Eiskratzer aus dem Keller holen, der Zeitpunkt dieses Beschlusses muss nicht unbedingt was mit einer Wetterprognose zu tun haben. Sondern eher mit der bekannten Weitsicht des Rathauses: Der nächste Winter ist so unausweichlich wie der nächste Bürgerentscheid. Und so will der Umweltreferent die Zeit bis Dezember nutzen, uns mit Informationen und Öffentlichkeitsarbeit auf den Verzicht des umweltfeindlichen Taumittels vorbereiten. Und auf eine gesalzene Rechnung, falls wir uns nicht an das Verbot halten.

Dass wir rechtzeitig Bescheid kriegen, ist auf jeden Fall ein netter Zug: So können wir noch schnell unsere gehorteten Salzberge auf ebay verhökern – in arschglatte Ecken wie Grönland oder so – und uns gleichzeitig einen Frühbucherrabatt beim Sand- oder Splittkauf sichern.

Doch das ist nicht der einzige umweltfreundliche Meilenstein aus dem Hause Rathaus: Beim gestrigen „Frühling International“-Fest hatte der „Coffee-to-go-again“-Becher Premiere. Das hat nix mit aufgewärmtem Kaffee zu tun. Vielmehr handelt es sich um ein Gefäß, das aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, biologisch abbaubar, spülmaschinenfest und somit kein Wegwerfbecher ist. Wer jetzt glaubt, so was ähnliches sei doch längst erfunden, hat wahrscheinlich noch ein paar Tassen im Schrank.

Apropos „to-go-again“: Heute ist Montag und da geht?s in Würzburg traditionell auf die Straße, sei es bei Montagsspaziergängen oder Wügida-Kundgebungen, wie wir uns erinnern. Heute abend marschiert sogar Militär am Marktplatz auf. Aber keine Sorge, die wollen nur spielen.

Drei Musikorchester der Bundeswehr blasen uns zum Auftakt der „Woche der Militärmusik“ den Marsch. Was wir zu hören kriegen, ist nicht bekannt. Aber möglicherweise ist Ursula von der Leyen unter den Zuhörern – damit ja nix Falsches gespielt wird. Die Bundesverteidigungsministerin hat gerade ein Bundeswehr-Liederbuch aus dem Verkehr gezogen, wegen Stücken wie „Panzerlied“, das schon die Nazis anstimmten. Erstaunlich, dass man da schon jetzt draufgekommen ist.

Militärmusik findet ohnehin nicht jeder toll. Als es darum ging, dass die Stadt den Musikanten die Brotzeit zahlt, wetterte Linken-Stadtrat Sebastian Roth gegen das „symbolische Säbelrasseln“ und wollte das Geld lieber friedenstiftender verwenden.

Er fand aber kaum Zustimmung. So können wir als friedensstiftende Maßnahme lediglich ein Zitat von SPD-Stadtrat Hans Werner Loew aus der Brotzeit-Diskussion im Stadtrat liefern: Das überregionale Musikereignis sei „kein Signal der Kriegsbereitschaft von Würzburg“.

Mit dieser beruhigenden Ansage scheint die Woche gerettet. Falls es kein Glatteis gibt. Und die Kickers am Sonntag gewinnen.

 
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