Corona-Test im Drive-In, bei Lidl oder an ausgewählten Plätzen in der Innenstadt. Derzeit werden die Corona-Testmöglichkeiten in Stadt und Landkreis Würzburg sukzessive weiter ausgebaut. Einer, der sich im Landratsamt seit letzten August in der Pandemie um das Testmanagement in Stadt und Landkreis Würzburg kümmert, ist Paul Justice. Im Gespräch mit dieser Redaktion schildert er, warum gerade jetzt das Testangebot so massiv ausgebaut wird, welchen Nutzen man sich davon erhofft und, wo es neue Teststellen geben wird.
Paul Justice: Bund und Länder haben gemeinsam beschlossen, dass eine Öffnungsstrategie an einen umfassenden Ausbau der Teststrategie gekoppelt sein muss. Dieses Ziel verfolgen wir für Stadt und Landkreis Würzburg schon länger. Jeder Bürger darf seit 8. März in Anspruch nehmen, sich einmal in der Woche kostenlos testen zu lassen. Wir wollen die Kapazitäten für diese Bürgertestungen deutlich erweitern. Das bedingt, dass wir die Ressourcen umfassend und schnell ausbauen müssen - mithilfe der Stadt, der Gemeinden, Hilfsorganisationen, Apotheken, Zahnärzten, Ärzten, aber auch mit Unternehmern, die Schnelltests an extra dafür vorgesehenen Standorten durchführen können. Dahinter steht klar der Gedanke, dass wird das Infektionsgeschehen möglichst verhindern und eindämmen wollen, um Stück für Stück in ein normaleres Leben zurückzukehren.
Justice: Die Kapazitäten sind weitgehend ausgeschöpft. Mit der Einführung der Bürgertests, von Reihenuntersuchungen für bestimmte Zielgruppen, dem Rahmenhygieneplan für Kindertagesbetreuung und dazu der steigenden 7-Tage-Inzidenz sehen wir eine erhöhte Notwendigkeit, neue Testressourcen zu erschließen. Wir sind dankbar für jede qualifizierte Möglichkeit, die sich offenbart.
Justice: Ganz klar: Die Finanzierung der Schnellteststrecken war bis jetzt nicht gesichert. Stadt und Landkreis haben die Kosten zunächst selbst übernommen. Das hatte landesweiten Modellcharakter, wie wir heute wissen. Da es aber seit Kurzem so ist, dass Bund und Länder eine Finanzierung der Tests sichern, sieht es wieder anders aus, und wir gehen weiter in die Offensive. Die Tests können übrigens von Apothekern, Ärzten etc. über die Kassenärztliche Vereinigung abgerechnet werden - nach der Testverordnung mit 15 Euro pro Test.
Justice: Alles zusammen genommen ja, und das ist auch gut so. Erstmal ist es natürlich wichtig, dass bei größeren Ausbrüchen - wie im Moment vor allem in Kitas oder Schulen - Reihentestungen gemacht werden, um die Infektionsketten möglichst schnell zu unterbrechen. Die Tests sind meist PCR-Tests, weil diese sicherer sind. Für solche Ausbrüche müssen wir bestimmte Zeitspannen - so genannte Time-Slots - in Reserve halten. Wir fahren da jeden Tag auf Sicht, denn wir wissen ja nicht sicher, was auf uns zukommt. Zum anderen lassen sich Kontaktpersonen testen oder auch diejenigen, die zum Beispiel durch die Corona Warn-App einen Hinweis bekommen haben.
Justice: Hinzu kommen - wie auch von uns erwünscht - viele Bürger und Familien, die sich einmal in der Woche ohne Anlass testen lassen, auch, um für sich eine gewisse Sicherheit zu haben. Das finde ich vorbildlich, denn so können wir Infektionen frühzeitig erkennen und die Ketten unterbrechen. Aber wir brauchen mehr Ressourcen. Jede neue Teststelle - auch wenn sie nur ein paar Stunden in der Woche geöffnet hat - ist enorm wichtig. In dem Zusammenhang geht mein Dank auch an alle Hilfsorganisationen wie Johanniter, BRK, MHD und DLRG und die Feuerwehren sowie alle Ehrenamtlichen, die sich einsetzen.
Justice: Momentan ist es so, dass der beim Kinderarzt durchgeführte Antigentest von Schnupfenkindern von den Eltern aus eigener Tasche bezahlt werden muss, weil laut der Testverordnung "eine Testung symptomatischer Personen nicht abrechenbar ist". Wir hatten ja an der Talavera kostenlose Antigen-Test-Termine für Kinder eingerichtet. Allerdings bereits nach einem Tag dort wieder aufgegeben.
Justice: Unsere Ärzte haben vor Ort weniger gute Erfahrungen damit gemacht. Der für den Schnelltest nötige Nasenabstrich bei kleinen Kindern ist unangenehmer als der Rachenabstrich beim PCR-Test. Zudem kommt, dass die Lautstärke im Testzentrum, das Personal in weißen Schutzanzügen und verdeckte Gesichter keine allzu günstigen Bedingungen für die Kleinen darstellen. Allerdings ist uns das Problem bewusst und wir sind gerade dabei auszuloten, welche Schnelltests - eventuell für den Rachen - noch für Kinder zugelassen sind. Bisher haben wir keine neuen Erkenntnisse, aber das kann sich jeden Tag ändern. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Antigen-Schnelltests auch für Kinder anbieten zu können, in einer ansprechenderen Umgebung als an der Talavera und möglichst am Vormittag.
Justice: Ein weltweit agierender Dienstleister hat sich an Lidl gewandt, um gemeinsam deutschlandweit Antigen-Schnelltests auf Discounter-Parkplätzen anzubieten. In der Region steht bereits fest, dass am Lidl-Parkplatz in Gerbrunn eine Teststelle entsteht. Die Gemeinde mit Bürgermeister Stefan Wolfhörndl hat sich hier sehr engagiert. In der Stadt soll in der Stuttgarter Straße eine Teststelle auf dem Lidl-Parkplatz eingerichtet werden. Details zu Betriebszeiten und Kapazitäten liegen uns noch nicht vor. Aus dem Blickwinkel der Kommune ist das natürlich eine tolle Geschichte, weil dadurch die breite Gesellschaft angesprochen wird. Neu auch: Die Tests sollen sowohl mit als auch spontan ohne Termin erfolgen können. Das bringt eine gewisse Flexibilität. Des Weiteren ist eine "Drive-through"-Antigen-Schnelltesttrecke im Industriegebiet Ost in Planung. Diese wird am ehemaligen Nachtclub Airport entstehen, wie sich am Freitagabend präzisiert hat.
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Justice: In der Innenstadt haben wir natürlich auch den Einzelhandel und die Gastronomie im Blick. Dort will die Stadt Würzburg zusammen mit dem Testmanagement ein oder zwei innerstädtische Teststellen eröffnen. Wir sind derzeit im Gespräch mit Unternehmern, Hausbesitzern und Liegenschaften. Falls also der Einzelhandel und eine sich öffnende Gastronomie an Testungen gekoppelt sein sollten, können wir damit unterstützen.
Justice: Das finde ich sehr gut. Eine frühzeitige Verlängerung gibt uns im Testmanagement und natürlich allen beteiligten Hilfsorganisationen die so nötige Planungssicherheit und sichert die Öffnungsstrategie für die Bürger. Ich persönlich erhoffe mir, dass dadurch unser Leben in der Pandemie etwas leichter wird und wir manche Freiheit durch viel Testen zurückgewinnen können.