Der Versuch, den Versandhandel des traditionsreichen Würzburger Modeunternehmens Gebrüder Götz zu retten, scheint sich schwieriger zu gestalten als gedacht. Der Redaktion liegen Dokumente eines Arbeitnehmers vor, in denen es heißt, "dass eine Vielzahl von Arbeitsverhältnissen betriebsbedingt gekündigt werden muss". Eine erneute "Restrukturierung der Gebrüder Götz GmbH im Rahmen der Eigenverwaltung inklusive der Stilllegung der gesamten Logistik und weiterer Bereiche" sei erforderlich.
Es sei dem Unternehmen, so heißt es in dem Schreiben, "sehr daran gelegen, die Umsetzung der Restrukturierung ordnungsgemäß abzuwickeln". Dazu sei die "Mitarbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig". Die Arbeitsverhältnisse würden "nach Maßgaben des Interessensausgleichs betriebsbedingt gekündigt". Die "engagierte Mitarbeit" wolle das Unternehmen mit Halte- und Anwesenheitsprämien belohnen.
Gewerkschaft Verdi spricht von "Massenentlassungen"
Einem Mitarbeiter des Versandhandels zufolge gingen die Kündigungen zum 31. März ein. Das Arbeitsverhältnis zahlreicher Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Versandhandels im Gewerbegebiet am Neuen Hafen wird demnach zum 30. Juni dieses Jahres aufgelöst.
Verdi-Gewerkschaftssekretär Peter König, zuständig für das Gebiet Würzburg-Aschaffenburg, spricht von "Massenentlassungen" durch das Unternehmen. Die Kündigungen seien - wie bei Entlassungen in hoher Anzahl gesetzlich verpflichtend - bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet worden. Man spreche hier von sogenannten "anzeigepflichtigen Entlassungen", sagt König. "Wir haben natürlich auch Mitglieder, die betroffen sind, sich an uns wenden und auch rechtlich beraten werden."
Geschäftsführung des Versandhandels äußert sich zum Stellenabbau
Auf Nachfrage bei der Geschäftsführung des Versandhandels verweist der Kaufmännische Leiter zunächst auf das laufende Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Auf erneute Bitte um eine Stellungnahme bestätigt Geschäftsführer Steffen Liebich: Ja, es seien 80 bis 90 Arbeitsplätze gekündigt worden. Der Logistik-Bereich werde in Würzburg stillgelegt, von nun an werde sich ein externer Dienstleister mit Sitz in Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern) um die logistischen Belange kümmern.
Das heißt auch: Der Versandhandel selbst wird weiterlaufen. Laut Liebich bleiben in Würzburg Bereiche wie Marketing, Verkauf oder operatives Management "mit zwischen 20 bis 30 Mitarbeitern erhalten". Dazu sei man gerade in Verhandlungen für eine geeignete Immobilie, sagt Liebich, der im Sommer 2022 als Investor in das Unternehmen eingestiegen ist. Er ist unter anderem Inhaber der Schuhkette Leiser, Anika Schuh und Schuhkay.
Unternehmen Gebrüder Götz hatte seit 2019 immer wieder existenzielle Probleme
Das 1939 gegründete Unternehmen Gebrüder Götz war als klassischer Katalogversandhändler weit über die Region hinaus bekannt geworden, vor allem für Schuhe. Im Fokus der vergangenen Jahre stand der Ausbau und die Weiterentwicklung des Online-Geschäfts des Unternehmens. Schon seit 2019 hatte das Würzburger Modehaus aber immer wieder existenzielle Probleme. Für den Versandhandel sollte eine zunächst auf zwei Jahre angelegte Sanierung die Krise entschärfen und eine Insolvenz verhindern.
Im März 2022 wurde dann doch ein Insolvenzverfahren eröffnet: Das Unternehmen reichte beim Amtsgericht Würzburg einen Antrag ein, um sich in Eigenverwaltung bis zum Sommer zu sanieren. Als Grund nannte die Geschäftsführung in einer Pressemitteilung die im ersten Quartal 2022 "deutlich spürbare Zurückhaltung beim Kaufverhalten der Kunden aufgrund der zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheit, die zuletzt durch die Ukraine-Krise noch einmal verschärft wurden".
Der stationäre Handel sei vom Insolvenzverfahren ausgeschlossen, erklärte der Rechtsanwalt und damalige Sachverwalter des Verfahrens, Matthias Reinel, damals auf Nachfrage. Die Gebrüder Götz GmbH & Co. KG hatten ihr Modehaus im Würzburger Stadtteil Zellerau bereits Ende 2020 an die Walter-Gruppe aus Westerheim bei Ulm verkauft.
Nach erstem Insolvenzverfahren: Hoffnung durch neuen Investor
Hoffnung für den Versandhandel brachte im Sommer 2022 eben der neue Investor. Doch schon im Oktober, nur wenige Monate nach Abschluss des ersten Insolvenzverfahrens, wurde laut des Nachrichtenportals "Textil-Wirtschaft" zum zweiten Mal in 2022 ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Von etwa 160 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen war da die Rede, die für den Betrieb arbeiten.
Geschäftsführer: drastische wirtschaftliche Entwicklung "in dieser Schnelligkeit" nicht erwartet
Als Begründung für die Entscheidung, den logistischen Bereich auszugliedern, gibt Geschäftsführer Liebich jetzt die drastische wirtschaftliche Entwicklung in der Branche an: "Dass es so rasant bergab geht, habe ich in dieser Schnelligkeit nicht kommen sehen." Verbraucher und Verbraucherinnen seien wegen der starken Inflation verunsichert und kauften zurückhaltender, sagt Liebich. Er und sein Leitungsteam hätten sich gezwungen gesehen, die Unternehmensplanungen "deutlich anzupassen".
Mit der Familie Götz, Eigentümer der Räume am Neuen Hafen, sei vereinbart, den Mietvertrag nicht zu verlängern. Durch den Dienstleister in Neustrelitz, der zu Liebichs eigenen Unternehmen gehört, sei man flexibler und könne sich der Umsatzentwicklung des Versandhandels besser anpassen.
Dort begründete man das Aus der Logistik mit der mangelnden Bereitschaft der Eigentümerfamilie des Grundstückes und des Gebäudes für eine Verlängerung des Mietvertrages zum 31.12.2023 hinaus, da eine Verkaufsabsicht im Raume stehe. Auch wurde den GG-Beschäftigten der Logistik noch Anfang des Jahres mitgeteilt, dass die Beschäftigungsverhältnisse sicher seien. Mittlerweile wurde allen Beschäftigten der Logistik zum 30.06.2023 gekündigt. Man fragt sich, wem oder was man hier noch glauben kann.
Interessant wäre es auch zu erfahren, wie es mit dem Grundstück und dem Gebäude in der Otto-Hahn-Str. weiter geht. Gab oder gibt es wirklich einen Kaufinteressenten, oder ist das Grundstück bereits verkauft?
Wo nichts ist, kann auch nichts kommen -oder?
Halteprämien ???
Vertrauen geht für mich anders
Schade das man die Mitarbeiter wieder übers Ohr gehauen hat...
Die sollen verzichten...Das es weiter geht..
BlaBla...
Ihren Job sind die ja jetzt trotzdem los...
Leiser ist seit 2017 nach Insolvenz nicht mehr real existent, ist wie Schuhkay eine Handelsmarke der Anika Schuh.
Anika Schuh machte 2018 3,1 Millionen Euro Verlust, ging schon 2017 in Insolvenz. 2020 wurde das Insolvenzverfahren aufgehoben. Neu Geschäftszahlen sind noch nicht veröffentlicht.
So viel zu der Hoffnung auf Besserung für die verbliebenen Götz Mitarbeiter.
Vielleicht lieber einmal mehr Gehirn einschalten und auf manchen Kommentar verzichten.
Wieviele Insolvenzen soll das Traditionsunternehmen noch überleben?
Sehr schade, wirklich sehr schade. Hoffentlich bleibt das Hauptgeschäft in der Zellerau bestehen, wobei die ja dieses sicher schon immer vom Versandhandel quer subventioniert wurde.
Gebrüder Götz GmbH, Würzburg befindet sich wie beschrieben in der Insolvenz in Eigenverantwortung von Steffen Liebig, der ist der GF von zig “Kairoxxxx”-Unternehmen, nachzusehen bei www.northdata.de
Die Österreicher sollen in solchen Dingen ja sehr findig sein. Das wäre wohl die letzte Rettung.
So hatte ja auch der XXXL Neubert gestartet…. Viele Entlassungen….und jeder rennt hin und das in ganz Deutschland.
Viel Glück auch an die Mitarbeiter bei Leoni.