
Es wirkt einladend in Maneis Atelier in Höchberg. Gelbe Wände vermitteln ein Gefühl der Wärme, zig Bilder stehen auf Staffeleien, auf dem Boden oder hängen an der Wand. Die Heizung ist aufgedreht. Herzlich begrüßt der Künstler die Reporterin, bittet sie, Platz zu nehmen. Er wirkt zuversichtlich, glücklich und optimistisch – trotz der Corona-Pandemie, die in diesem Jahr auch besonders den Kulturschaffenden Schwierigkeiten macht. Auch für Maneis war und ist es ein schwieriges Jahr als Künstler.
Doch Aufgeben war für den Iraner keine Option. Im Gegenteil: "Meine Aufgabe ist es, eine neue Perspektive zu schaffen, dass die Menschen nicht vergessen, dass wir Herzen haben", sagt er. Die Ergebnisse seiner Arbeit der letzten Monate kann sich jeder in seine Wohnung hängen, denn Maneis hat zwölf Aquarelle in einem Kalender für das Jahr 2021 unter dem Titel "Wer mit Licht tanzen kann, wird selbst Licht" zusammengestellt.
Ausstellungen sind wegen der Pandemie ausgefallen
Seine vier geplanten Ausstellungen sind wegen Corona ausgefallen oder wurden verschoben. In dieser Zeit hat er ein neues Konzept mit Licht, Bewegung und Tanz als Hoffnung in der Corona-Zeit geschaffen. Denn mit dem Thema Hoffnung kennt er sich aus. Als Mohamad Tehrani, so heißt Maneis mit bürgerlichem Namen, 2009 als Flüchtling aus dem Iran nach Würzburg kam, war er mutterseelenallein in einer ihm völlig fremden Stadt. Er selbst, im Iran als Hochschullehrer und Werbegrafiker tätig, musste das Land wegen regimekritischer Äußerungen verlassen.
Die ersten fünf Jahre in Würzburg verbrachte Maneis in der Gemeinschaftsunterkunft in der Veitshöchheimer Straße, ehe er 2014 als Asylbewerber anerkannt wurde. Heute sagt er im Rückblick auf seine ersten Jahre in der Stadt, dass er Würzburg damals als unangenehme sowie vor allem dunkle und düstere Stadt empfunden habe. Schon damals, erzählt er, sei in ihm der Wunsch entstanden, Bilder von Würzburg zu malen, doch er habe nicht den richtigen Zugang gefunden. Inzwischen konnte er sich seinen Wunsch erfüllen.
Maneis möchte Kraft geben
In diesem Jahr hat er bereits drei Kalender gemalt. Einer davon sei besonders von der Corona-Pandemie geprägt. In Zusammenarbeit mit der Tänzerin Lena Reimann zeichnete er Szenen eines Tanzes. Schwarzer Hintergrund besticht in jedem Aquarell. Im Vordergrund die Bewegungen im Licht. "Die Dunkelheit ist das Symbol für Angst", erläutert Maneis. "Viele Menschen sind ängstlich in der aktuellen Zeit, verlieren Kontakt und werden fremd miteinander."
Doch die Tänzerin bewege sich mit ihren Tänzen aus der Dunkelheit hinaus. Er möchte die Menschen erreichen, die sich während der Krise einigeln."Diese Pandemie darf nicht die zwischenmenschlichen Beziehungen kaputt machen", sagt Maneis. Er möchte den Menschen mit seinen Bildern Kraft geben und Hoffnung machen. Abstand halten und die Hygieneregeln einzuhalten sei wichtig, doch: "Wir dürfen uns gegenseitig nicht vergessen und im Stich lassen."

Er sieht es als eine Aufgabe jedes Künstlers, während einer Katastrophe nicht loszulassen, sondern neue Perspektiven zu schaffen. "Perspektiven, die Menschen nicht vergessen lassen, dass wir alle ein Herz und eine Seele besitzen", so Maneis. Und diese müssen gepflegt werden.
Die Kalender können in den Würzburger Buchhandlungen Knodt, Hugendubel, Neuer Weg sowie in der Höchberger Buchhandlung Schöning und der Kunsthandlung Volk - Kunst am Dom erworben werden.