
Seit 2009 lebt der iranische Künstler Maneis Arbab in Würzburg. Wegen regimekritischer Äußerungen hatte der Hochschullehrer und Werbegrafiker aus seinem Land fliehen müssen. Fünf Jahre hat er in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft GU gelebt, im vergangenen Jahr wurde der 54-Jährige als Asylbewerber anerkannt. Als Künstler setzt er jetzt hier seine Gedanken und Gefühle in Bild, Film und Karikatur um. Im März 2014 zeigte Maneis Arbab seine Ausstellung „Große Freiheit Nr. 100“ in der BBK-Galerie und in der Werkstattgalerie „Okzident und Orient“. Dort war auch sein Kurzfilm „Utopia“ zu sehen. Am vergangenen Montag beteiligte sich Arbab am Montagsspaziergang für Toleranz und gegen die Pegida-Bewegung in Würzburg. Wir sprachen mit dem Künstler.
Maneis arbab: Die Nachricht hat mich tief traurig gemacht. Es ist furchtbar. Sie waren unschuldige Opfer, haben nur ihren Job gemacht. Übertreibungen der Realität – das ist die Aufgabe von Karikaturisten!
Maneis: Karikaturisten oder alle Künstler haben die Aufgabe, unsere Wirklichkeit übertrieben darzustellen. Ohne Übertreibung kommt nicht genug Aufmerksamkeit, egal ob für Religion, Politik oder etwas anderes.
Maneis: Das Attentat beziehungsweise Gewalt allgemein macht immer Angst. Ich glaube, wir haben alle ein bisschen Angst. Aber auch Mut. Nach dieser Geschichte bin ich motiviert, mutig weiterzuarbeiten. Mut ist eine Eigenschaft, mit der wir unsere Freiheit und Demokratie schützen.
Maneis: Ich habe dieses Bild am Tag der Anschläge gemalt. Es war eine Inspiration, ich wusste gar nicht genau warum. Ein paar Stunden später erreichte mich die Nachricht von dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“. Da passte die Karikatur zum Thema.
Maneis: Ich möchte mit diesem Bild zeigen, dass Kugeln unseren Körper töten können, nicht aber unsere Gedanken, nicht unseren Geist.
Maneis: Ich musste meine Heimat wegen meiner künstlerischen Betätigung allgemein verlassen, nicht nur wegen meiner Illustrationen in Schulbüchern oder meinen Filmen. Das Regime hatte Säkularismus in meinen Arbeiten entdeckt. Das passte natürlich überhaupt nicht in eine Mullah-Diktatur.
Maneis: In Teheran arbeitete ich als Künstler und Art Director, hatte eine eigene Kunstakademie und eine Werbeagentur. Dort entstanden Filmprojekte, Animationen, Gemälde und Illustrationen. Alle Genres habe ich genutzt, um zu reagieren auf Unmenschlichkeit, Dummheit, Unwissenheit. Wenn ich sehe, dass Menschen verletzt werden, ihnen ihre Würde genommen wird, kann ich nicht still bleiben. Das konnte ich im Iran nicht und das kann ich hier nicht.
Maneis: In den fünf Jahren, die ich als Asylbewerber in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft verbringen musste, habe ich gelebt wie ein Einsiedler. Ich habe trotz aller Schwierigkeiten Kunst gemacht. Der Kulturförderpreis zeigt mir, ich war auf dem richtigen Weg. Ich bin dankbar für diese Auszeichnung von der Stadt Würzburg und ich danke den Würzburgern für ihre Aufmerksamkeit für meine künstlerische Arbeit.
ManeiS: Als Künstler, der aus dem Morgenland kommt, sehe ich die Sonne der Freiheit hier im Abendland leuchten. Ich glaube, Pegida ist eine schwarze Wolke. Sie macht mir Angst, weil ich nicht weiß, was sie mit sich bringt.





