
Eintauchen in die Klangwelt der Natur und der Melodien - in Helmstadt im Landkreis Würzburg sind das jetzt nicht mehr nur schöne Worte. Hier kann man das wirklich tun: unterwegs auf dem Melodien-Weg.
17 Kilometer ist er lang, als Idee während der Pandemie geboren, vom Gesangverein Melomania gebaut und im Juni 2023 offiziell eröffnet: Der Rundweg um Helmstadt ist, wie die Vereinsvorsitzende Andrea Dinkel betont, im Wachsen und soll nach den Wünschen der Initiatoren stetig ergänzt werden. Das Besondere am Melodien-Weg sind die verschiedenen Abschnitte, die als Teilstrecken einzeln gegangen werden können. Und: Der Weg bietet Erlebnisse für alle Sinne - mit einem Klanggarten, einem Barfußpfad und einem Märchen-Weg.
Musik unterwegs: Liedtafeln entlang der Strecke, Instrumente im Klanggarten
Neben vielen Liedtafeln auf der Strecke stehen im Klanggarten verschiedene Instrumente bereit - wie die Klangblume, das Cavatina mit einem Musikbuch, das Mandalafon und vier Congas. Die Töne der Instrumente sind aufeinander abgestimmt, jede intuitiv gewählte Kombination passt zueinander.

Das Mandalafon, auch Zungentrommel genannt, ist ein meditatives Musikinstrument - das Spielen hilft beim Erholen und Entspannen. Und das Cavatina, wie ein traditionelles Xylophon oder Glockenspiel mit tiefen bis hohen Tönen, bietet diatonisch gestimmt Anfängern wie erfahrenen Musikern vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten. Beim Auswählen der Instrumente für den klangvollen Garten stand den Verantwortlichen Chorleiter Johannes Klüpfel zur Seite.
Zwischendurch barfuß: über Tannenzapfen, Korken, Glaskiesel
Wellness für die Füße bietet der Barfußpfad, ein Sinneserlebnis für zwischendurch. Auf gut 30 Metern geht es über Tannenzapfen, Holz, Korken, Steine, Barfußmatten und bunte Glaskiesel - so werden die Sinne im Körper geweckt. Am Ende bietet der Steinkreis Raum und Platz zum Ausruhen. Auch wenn der Barfußweg nicht so spektakulär erscheine wie der Klanggarten, sei er doch bis jetzt der arbeitsintensivste Abschnitt des Melodien-Weges gewesen, erzählt Klemens Schraudt.

Er ist der stille, im Hintergrund arbeitende Macher und Tüftler im Melodien-Weg-Teams. "Ohne Klemens", berichtet die Vorsitzende, "geht nichts." Schraut finde immer einen Weg, die Ideen des Teams handwerklich umzusetzen. Leider, sagt Andrea Dinkel, komme es immer wieder zu Beschädigungen entlang des Weges: "Wir müssen öfters Ausbesserungen vornehmen."
Ein Pflegeteam mäht und repariert
Mittlerweile hat sich auch ein "Pflegeteam" gefunden, das regelmäßig die Strecke abläuft, das Gras mäht oder das Laub entfernt. "Es kostet unwahrscheinlich viel Kraft", sagt die Melomania-Vorsitzende, "Verständnis für die vielen kleinen Rückschläge, die durch absichtliches Entfernen von Schautafeln aufzubringen."
Um die Bäume zu schonen hatte sich der Verein entschieden, für die Märchentafeln Wechselrahmen mit Bändern festzubinden. Die aber seien regelmäßig entwendet worden. Schließlich entschied sich Tüftler Klemens Schraudt, die Tafeln mit Kabelbinder anzubringen. Jetzt hofft das Team, dass die Tafeln auf dem gut 1,5 Kilometer langen Märchen-Weg hängen bleiben.
Auf dem Märchen-Weg gibt's in kurzen Abständen kleine Geschichten
Die Märchen-Strecke liegt gleich in unmittelbarer Nähe des Waldkindergartens und des Naturklassenzimmers der Astrid-Lindgren-Grundschule. Die Spaziergängerinnen und Spaziergänger können dort in kurzen Abständen bekannte Märchen von kleinen Tafeln ablesen - oder sich über einen QR-Code vorlesen lassen. Dazu gibt es Informationen über den Wald und am Burggraben auch zur Geschichte von Helmstadt. Damit es nicht langweilig wird, wenn man den Weg öfter geht, werden die Märchen passend zur Jahreszeit ausgetauscht.

Zur Eröffnung des Weges in diesem Sommer hat der vor über 130 Jahren gegründete Gesangverein auch einen Gedenkstein für die verstorbenen Mitglieder aufgestellt. Die Idee für den Melodien-Weg war im ersten Corona-Jahr 2020 entstanden. "Wir konnten uns nicht zum Proben treffen, nicht an Beerdigungen unserer Sangesfreunde teilnehmen und Gemeinschaft nicht leben", erzählt die Vorsitzende. Aus der Idee wurde ein Plan - und aus dem Plan ein Ort der Inspiration und Erholung.
Die Gemeinde machte sofort mit und stellte Flächen zur Verfügung
"Wir wollten uns als Verein auch während der Pandemie zeigen und trotz Abstand präsent sein", sagt die Kassen-Frau und unerschöpfliche Ideenquelle Kerstin Bauer. Als der Melodien-Weg im Verein beschlossene Sache und schnell ein Team dafür gefunden war, bereiteten Andrea Dinkel, der zweite Vorsitzende Sebastian Kinner und Kerstin Bauer eine Präsentation für den Helmstadter Gemeinderat vor. Das Gremium war begeistert und unterstützte den Plan.

Die Gemeinde stellte die Flächen zur Verfügung. Die Verantwortlichen der Melomania hatten sich mit Bürgermeister Tobias Klembt, den örtlichen Jägern und dem Förster getroffen, um den bestmöglichen Weg für ihr Projekt zu finden. Die Strecke sollte möglichst schonend verlaufen, um Tier- und Pflanzenwelt möglichst wenig zu stören und den Wanderinnen und Wanderern trotzdem viel Erholung mitten in der Natur zu bieten.
Möglichst schonend durch die Natur
Es sei ihnen wichtig gewesen, schonend mit der Natur umzugehen, berichten die Verantwortlichen. "Das war für uns am besten vereinbar, indem wir bestehende Weg nutzten, um nicht weiter in den Wald einzugreifen", erzählt Dinkel noch immer begeistert. "Wir hatten Ideen im Überfluss und brannten förmlich für diesen Weg."
Nachdem der Weg in groben Zügen festgelegt war, ging es an die Finanzierung. Als Kleinprojekt wurde der Weg über das Regionalbudget der Allianz Waldsassengau mit gut 8000 Euro gefördert. Den Zuschuss verwendete das Team für die Ruhebänke, Sitzmöglichkeiten und Schautafeln. Die restlichen Kosten übernahm der Verein. "Wir erhalten viel Zuspruch von Firmen, die uns mit Material oder Arbeitszeit unterstützen", sagt Andrea Dinkel stolz. "Dafür sind wir sehr dankbar und es motiviert uns zusätzlich."

Das Projekt hat bis jetzt bereits gut 1000 Arbeitsstunden verschlungen. Aber die lohnen sich, sind die Wegbereiter des Gesangvereins sicher: "Es ist einfach nur schön wie sich die Helmstadter Bürgerinnen und Bürger an diesem Projekt beteiligen und immer wieder dazu beitragen, dass wir unsere neuen Ideen umsetzen können."
Die Aktion "Zeichen setzen!"

