Erwartungsvoll blicken die Angehörigen der getöteten Gisela K. dem siebten Prozesstag im Erlabrunn-Prozess entgegen. Alle am Verfahren Beteiligten stehen vor der einen Frage: Wird der Angeklagte Günther K. an diesem Mittwoch um 9 Uhr reinen Tisch machen – wie das Gericht und die Hinterbliebenen von ihm gefordert haben?
Frau aus Versehen überfahren
Überraschend hatte der Angeklagte am vorigen Donnerstag nach fast dreijährigem Schweigen zugegeben: Ja, er habe die 71-Jährige am Morgen des 5. Januar 2016 an einer Engstelle der Ortsdurchfahrt von Erlabrunn (Lkr. Würzburg) aus Versehen überfahren. Doch dem Gericht und den Anwälte der Nebenklage ist das zu wenig.
Denn der Fahrer eines Streutraktors war danach einfach weitergefahren, ohne sich darum zu kümmern, ob der Frau noch zu helfen gewesen wäre. Dazu machte er keine Angaben vor Gericht. Überdies besteht der Verdacht, dass er den Unfall mithilfe seines persönlichen Umfeldes zu vertuschen versucht hat.
Gericht will weitere Aufklärung
Beides will das Gericht um die Vorsitzende Susanne Krischker weiter aufklären – mit einem weitergehenden Geständnis des Angeklagten oder weiteren Zeugen in der Beweisaufnahme. Zum Beispiel muss der Verwandte des Angeklagten, der nach eigenen Angaben die Leiche gefunden haben will, noch einmal in den Zeugenstand. Er gehört zu jenem Personenkreis, dessen Handydaten verdächtige Lücken in der ersten Stunde nach dem Unfall aufwiesen – Gesprächsdaten, so die Ermittler, seien professionell gelöscht worden. Von der Ehefrau des Angeklagten war das Handy im Verlauf des Prozess erneut beschlagnahmt worden.
Belastend für die Angehörigen der getöteten Gisela K. wird noch die Aussage des Rechtsmediziners Professor Michael Bohnert zu den Ergebnissen der Obduktion sowie der Kfz-Sachverständigen Ulrike Molinari zu technischen Details des Unfalls und der Frage, ob man ein Überrollen als Fahrer merken konnte. Auch der Sachbearbeiter der Polizei, der die Details des Unfallgeschehens wie ein Puzzle zusammensetzte, soll noch gehört werden.
Mit einem Urteil wird kurz vor Weihnachten gerechnet.