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Erlabrunn
Macht der Angeklagte im Erlabrunn-Prozess reinen Tisch?
Spannung vor dem siebten Verhandlungstag im Erlabrunn-Prozess: Macht der angeklagte Fahrer des Streu-Traktors sein Geständnis komplett – oder schweigt er wieder?
Macht der Angeklagte im Erlabrunn-Prozess reinen Tisch?       -  Nach dem überraschenden Geständnis am vergangenen Donnerstag haben Unbekannte Blumen an der Unfallstelle in Erlabrunn niedergelegt und eine Kerze aufgestellt. Hier war Gisela K. im Januar 2016 überfahren und dabei getötet worden.
Foto: Thomas Obermeier | Nach dem überraschenden Geständnis am vergangenen Donnerstag haben Unbekannte Blumen an der Unfallstelle in Erlabrunn niedergelegt und eine Kerze aufgestellt. Hier war Gisela K.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:11 Uhr

Erwartungsvoll blicken die Angehörigen der getöteten Gisela K. dem siebten Prozesstag im Erlabrunn-Prozess entgegen. Alle am Verfahren Beteiligten stehen vor der einen Frage: Wird der Angeklagte Günther K. an diesem Mittwoch um 9 Uhr reinen Tisch machen – wie das Gericht und die Hinterbliebenen von ihm gefordert haben?

Frau aus Versehen überfahren

Überraschend hatte der Angeklagte am vorigen Donnerstag nach fast dreijährigem Schweigen zugegeben: Ja, er habe die 71-Jährige am Morgen des 5. Januar 2016 an einer Engstelle der Ortsdurchfahrt von Erlabrunn (Lkr. Würzburg) aus Versehen überfahren. Doch dem Gericht und den Anwälte der Nebenklage ist das zu wenig.

Denn der Fahrer eines Streutraktors war danach einfach weitergefahren, ohne sich darum zu kümmern, ob der Frau noch zu helfen gewesen wäre. Dazu machte er keine Angaben vor Gericht. Überdies besteht der Verdacht, dass er den Unfall mithilfe seines persönlichen Umfeldes zu vertuschen versucht hat.

Gericht will weitere Aufklärung

Beides will das Gericht um die Vorsitzende Susanne Krischker weiter aufklären – mit einem weitergehenden Geständnis des Angeklagten oder weiteren Zeugen in der Beweisaufnahme. Zum Beispiel muss der Verwandte des Angeklagten, der nach eigenen Angaben die Leiche gefunden haben will, noch einmal in den Zeugenstand. Er gehört zu jenem Personenkreis, dessen Handydaten verdächtige Lücken in der ersten Stunde nach dem Unfall aufwiesen – Gesprächsdaten, so die Ermittler, seien professionell gelöscht worden. Von der Ehefrau des Angeklagten war das Handy im Verlauf des Prozess erneut beschlagnahmt worden. 

Belastend für die Angehörigen der getöteten Gisela K. wird noch die Aussage des Rechtsmediziners Professor Michael Bohnert zu den Ergebnissen der Obduktion sowie der Kfz-Sachverständigen Ulrike Molinari zu technischen Details des Unfalls und der Frage, ob man ein Überrollen als Fahrer merken konnte. Auch der Sachbearbeiter der Polizei, der die Details des Unfallgeschehens wie ein Puzzle zusammensetzte, soll noch gehört werden.

Mit einem Urteil wird kurz vor Weihnachten gerechnet.

 
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  • Arcus
    Man kann nur hoffen, dass der Angeklagte jetzt reinen Tisch macht. Auf den ein oder anderen Zeugen, die nicht ganz wahrheitsgemäß vor Gericht ausgesagt haben, dürfte dann möglicherweise noch ein Verfahren zukommen.
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