
Im zweiten Anlauf kommt Mario W. am Mittwoch doch noch zu seinem großen Auftritt vor Gericht: Von der Aussage des kriminellen Ex-Spitzels, der im eigenen Prozess in Würzburg 2012 und 2016 abenteuerlich klingende Dinge über die Zusammenarbeit mit Ermittlern des Landeskriminalamtes erzählt hatte, hängt viel ab. Vor allem, wie der jetzt seit vier Monaten laufende Prozess gegen sechs LKA-Beamte weitergeht, die deswegen auf der Anklagebank sitzen.
Haben die sechs Beamten Straftaten ihres V-Mannes im Einsatz gegen kriminelle Rocker gedeckt und dies später vertuscht? Oder hat Mario W. viele belastende Erzählungen nur erfunden, um sich dafür zu rächen, dass ihn das LKA bei Bekanntwerden seiner Straftaten fallen ließ wie eine heiße Kartoffel?
Die Verteidiger der angeklagten Beamten im Prozess in Nürnberg zweifeln seine Glaubwürdigkeit an - und verhinderten im ersten Anlauf die Aussage des Zeugen vor Gericht im Dezember.
Gutachten zur Glaubwürdigkeit von Mario W.
Inzwischen hat das Gericht Gutachten zur Prüfung seiner Glaubwürdigkeit in Auftrag gegeben. Und eine Reihe von Juristen aus Würzburg, die Staatsanwälte und Richter in seinen zwei Prozessen, sagten in den vergangenen Wochen in Nürnberg als Zeugen aus. Wie ein roter Faden zog sich durch ihre Aussagen: Sie äußerten große Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Mario W. Der zeitweise in Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) lebende Mario W. hatte für diverse Delikte eine Haftstrafe von über sechs Jahren kassiert. Unter anderem hatte er seiner Tochter in Tschechien Rauschgift besorgt, die als Dealerin in Kitzingen ihren Lebensunterhalt damit verdiente.
Jahrelange Nachforschungen mit vielen Fragen
Immerhin reichte der Anfangsverdacht gegen die LKA-Beamten für jahrelange Nachforschungen interner Ermittler der Nürnberger Polizei. Die stießen auf klärungsbedürftige Vorgänge und Akten über die Zusammenarbeit, die viele Fragen aufwarfen. Deshalb kam es zur Anklage gegen die zwei Betreuer des V-Mannes sowie deren Vorgesetzte.
Alexander Schmidtgall, der Anwalt des Spitzels, spricht von einem „Spielchen, die Glaubwürdigkeit meines Mandanten in Zweifel zu ziehen.“
Schenkt das Gericht dem Zeugen keinen Glauben, könnte die Anklage gegen die sechs Beamten rasch zusammenschmelzen wie Butter in der Sonne. Bisher hat die Beweisaufnahme jedenfalls wenig Belastendes gegen die sechs langjährigen Ermittler erbracht. Dass bei der Arbeit mit V-Leuten gerne mal ein Auge zugedrückt wird, um an Erfolge zu kommen, ist eine Sache. Aber den Spitzel massiv zu Straftaten zu animieren, wäre eine ganz andere Dimension.
Das Gericht nimmt sich jedenfalls drei Tage Zeit für den Kronzeugen. Für den Prozess am Landgericht Nürnberg sind Termine bis Mai angesetzt.