Im Drogenprozess gegen den ehemaligen V-Mann Mario W. hat sein Betreuer beim Landeskriminalamt (LKA) belastende Aussagen seines Spitzels zurückgewiesen: „Ich habe ihn nicht gewarnt“, sagte Kriminalhauptkommissar Norbert K. im Zeugenstand.
Der Vorgang ließ Würzburger Drogenfahnder so zornig werden, dass sie insgeheim die Festnahme W.'s planten, ohne die „Edel-Ermittler“ vom LKA zu informieren: Ende 2011 keimte der Verdacht, W. besorge seiner Tochter Drogen aus Tschechien, die sie dann im Raum Kitzingen verkaufte. Mario W. behauptete, sein V-Mann-Führer habe ihn vor Ermittlungen gewarnt. Danach fanden Ermittler bei einer Kontrolle der beiden kein Rauschgift.
Gegen den LKA-Beamten und ein halbes Dutzend Kollegen wurden inzwischen Ermittlungsverfahren begonnen. Interne Untersuchungen ließen den Verdacht keimen, sie hätten dem V-Mann eine zu lange Leine gelassen und Straftaten gefördert, solange er nur Ergebnisse liefert. Ein Untersuchungsbericht der Nürnberger Kripo nährt tatsächlich den Verdacht, die LKA-Beamten hätten – als Mario W. mit Drogengeschäften doch aufgeflogen war – Akten verändert, um ihre Mitwisserschaft zu verschleiern.
Wer dachte, der LKA-Beamte K. werde zum eigenen Schutz als Zeuge schweigen, täuschte sich. Dreieinhalb Stunden stand er Rede und Antwort. Er bestritt, auf Ermittlungen Einfluss genommen zu haben. „Wir haben auf keinerlei Ergebnis hingewirkt“, sagte er. Er habe keine antiken Münzen in seinem Schreibtisch gehabt, die der V-Mann mit Komplizen angeblich aus Tunesien mit nach Deutschland schmuggeln wollte.
Von der Fahrt W.s nach Tschechien zum Besorgen von Drogen habe er nichts vorher gewusst. Er habe den Spitzel auch wiederholt darauf hingewiesen, dass der im LKA-Einsatz keine Straftaten begehen dürfe. Als Mario W. im November 2011 bei der Rückkehr aus Tschechien mit zehn Gramm Crystal erwischt wurde, sei klar gewesen: Die Zusammenarbeit war zu Ende.
Der Spitzel sagt, die Drogen seien (mit Wissen des LKA) für ein Geheimtreffen der „Bandidos“ am Tag darauf gedacht gewesen, an dem er dann auch teilnahm. Dafür spricht: Das LKA observierte zehn Stunden lang dieses Treffen – zum Schutz des Spitzels, sagt Norbert K. als Zeuge.
Er und der zweite V-Mann-Führer beharrten darauf, den Spitzel nicht in Auslandseinsätze geschickt zu haben. Warum Mario W. dann trotzdem dafür seinen Stundenlohn vom LKA gezahlt bekam (zeitweise bis zu 5000 Euro im Monat), konnte keiner schlüssig erklären. Der zweite V-Mann-Führer sowie ein Kriminaldirektor – gegen den auch Ermittlungen laufen – machten weitgehend von ihrem Schweigerecht Gebrauch, um sich nicht selbst zu belasten.
Norbert K. dürfte bei einer Verurteilung später kaum noch im Staatsdienst arbeiten können. Hier wird noch nach dem Motto: wer betrügt fliegt gehandelt. Was aber passiert mit den politisch Verantwortlichen, die ihre Dienstausichtspflicht verletzt haben?