Typische Symptome sind: Fieber und Husten. Bei Patienten mit diesen Beschwerden sollten Ärzte derzeit nicht nur an das Coronavirus denken. Denn es könnte auch eine sonst eher seltene Lungenentzündung durch Legionellen sein. 2019 wurden am Uniklinikum Würzburg vier Menschen mit einer Legionellen-Pneumonie stationär behandelt. Derzeit ist es ein Patient. Doch es könnten bald mehr werden. Das Robert-Koch-Institut (RKI) warnt nach der wochenlangen Schließung von Hotels, Sportanlagen und Schwimmbädern vor einem erhöhten Legionellen-Risiko. Wurden die Trinkwasseranlagen dieser Einrichtungen während der Corona-Pause schlecht oder gar nicht gewartet, könnte es zu einem vermehrten Wachstum dieser Bakterien gekommen sein, so das RKI.
"Stehendes Wasser verkeimt. Wenn Gebäude außer Betrieb genommen werden, kann es sein, dass die mikrobiologische Belastung, unter anderem mit Legionellen, zunimmt", sagt Ulrich Vogel. Der Professor für Krankenhaushygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Universität Würzburg leitet auch die Stabsstelle Krankenhaushygiene des Uniklinikums. Er sagt: "Männer erkranken häufiger als Frauen, Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Diabetes sind ebenso gefährdet wie starke Raucher und alte Menschen."
Bei der Legionärskrankheit leiden die Patienten unter Fieber, Husten, Auswurf und Luftnot. Die leichtere Form, das Pontiac Fieber, verlaufe eher wie eine grippaler Infekt. Bei etwa fünf bis zehn Prozent der Patienten ende die Erkrankung tödlich, so das RKI. Die Erreger werden durch zerstäubtes Wasser übertragen, etwa in Duschen, Whirlpools, durch Luftbefeuchter oder über Wasserhähne.
Wer kurzfristig Kosten spart, könnte es bald bereuen
2020 wurden dem RKI bundesweit bisher 470 Legionellen-Erkrankungen gemeldet, etwa ebensoviele wie im selben Zeitraum 2019. Noch gibt es in Unterfranken keine Legionellen-Fälle, die explizit auf die Corona-Pause zurückzuführen sind, so die Gesundheitsämter. Doch die Experten sind wachsam.
Von hygienischen Problemen im Trinkwasser betroffen sein könnten auch Schulen, Kindergärten, Gaststätten, Einkaufszentren, Ferienwohnungen, Campingplätze oder Reha-Einrichtungen, so die Gesundheitsämter Main-Spessart, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen. Unabhängig davon, ob eine Einrichtung ganz geschlossen war oder nur teilweise genutzt wurde, sollte der Betreiber an jedem Trinkwasserhahn mindestens wöchentlich, besser alle 72 Stunden, regelmäßig Wasser ablaufen lassen: so viel, bis das warme Wasser richtig warm und das kalte Wasser richtig kalt ist.
Die Kalt- und Warmwasserleitung sind getrennt zu spülen, zunächst Warmwasser, dann Kaltwasser, erklärt das Gesundheitsamt Würzburg und warnt: Wer seine Anlage nicht warte, spare zwar Kosten für Energie, Wasser und Personal, doch dies könne sich im Fall einer Verkeimung schnell rächen. Denn dann kämen unter Umständen hohe Sanierungskosten auf den Betreiber zu.
Legionellen-Risiko in Mehrfamilienhäusern gesunken
Während der Corona-Zwangspause schickten auch die Labore, die regelmäßig die Qualität des Trinkwassers überprüfen, ihre Mitarbeiter nur noch zu den nötigsten Terminen, sagt Alfred Lanferfoß von der Trinkwasserversorgung Würzburg. Doch man habe die Betreiber der Einrichtungen verstärkt auf mögliche Hygieneprobleme hingewiesen. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen gab eigene Handlungsempfehlungen heraus.
Martin Preuß, Mikrobiologe eines Trinkwasserlabors in Schonungen, sagt: "In Mehrfamilienhäusern und Wohnblöcken könnte das Legionellen-Risiko zuletzt sogar gesunken sein, da die Menschen vermutlich viel häufiger zuhause und nicht - beispielsweise im Fitness-Studio - geduscht haben".