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Kist
Lange Leitung für mehr Versorgungssicherheit
Wie im Sommer Keime ins Fernwasser der FWM kamen, ist weiterhin unbekannt. Für Kist soll die Wasserversorgung nun aber durch eine neue Leitung bedeutend sicherer werden.
Das Pumpwerk des Hochbehälters Kist, der 2020 erneuert werden soll. Dort endet später auch die Verbindungsleitung nach Reichenberg. Im Bild erläutert FWM-Baureferent Klaus Rüger die geplanten Maßnahmen. Mit dabei (von links): Alexander Schraml (KU), Werkleiterin Eva von Vietinghoff-Scheel, zweiter Bürgermeister Horst Siedler, stellvertretender Betriebsleiter Angelo Messina und Christian Sengl vom Bauamt der Gemeinde Kist.
Foto: Gerhard Meißner | Das Pumpwerk des Hochbehälters Kist, der 2020 erneuert werden soll. Dort endet später auch die Verbindungsleitung nach Reichenberg. Im Bild erläutert FWM-Baureferent Klaus Rüger die geplanten Maßnahmen.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:23 Uhr

Wie wichtig die zuverlässige Versorgung mit reinem Trinkwasser ist, wurde im nördlichen und westlichen Landkreis Würzburg zuletzt im Sommer 2018 bewusst, als im Versorgungsnetz der Fernwasserversorung Mittelmain (FWM) eine erhöhte Keimbelastung festgestellt wurde und Tausende von Haushalten aufgefordert werden mussten, ihr Leitungswasser nur noch abgekocht zu verwenden. Die Folgen der Verkeimung wären sehr viel geringer gewesen, wenn es möglich gewesen wäre, einzelne Gemeinde über eine andere Leitung zu versorgen. Dem will die FWM nun mit dem Bau einer Verbindungsleitung zwischen Kist und Reichenberg Rechnung tragen.

6,3 Kilometer ist die Leitung lang, die quer durch den Guttenberger Wald führen wird. Sie besteht aus Gußeisen und wird schätzungsweise fünf Millionen Euro kosten. Bis zu 2500 Kubikmeter Trinkwasser täglich können über die neue Leitung vom Netz der Fernwasserversorgung Franken ins FWM-Netz eingespeist werden. Dadurch entsteht ein Ringschluss im Leitungsnetz, der es erlaubt, einzelne Leitungsstrecken außer Betrieb zu nehmen, ohne dass die nachfolgenden Anschlussnehmer auf dem Trockenen sitzen, erklärt FWM-Werkleiterin Eva von Vietinghoff-Scheel. Nicht nur für Kist steige damit die Versorgungssicherheit, sondern auch für die übrigen Gemeinden im westlichen Landkreis.

Ursprünglich sollte die Verbindungsleitung bereits 2014 gebaut werden. Dann kam es zu Unstimmigkeiten zwischen der FWM und der Trinkwasserversorgung Würzburg, die damals noch eng zusammenarbeiteten. Die Verbandsversammlung verhängte einen Baustopp. Erst seit das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg (KU) 2016 die Betriebsführung des FWM übernommen hat, kam wieder Bewegung in die Sache. KU-Vorstand Alexander Schraml bezeichnet den Ringschluss deshalb als längst überfällig.

Leitung durch Bannwald und Schutzgebiete

Die Schwierigkeiten, mit denen FWM-Baureferent Klaus Rüger dabei zu tun hat, sind allerdings erheblich. Die geplante Leitungstrasse führt durch Wirtschaftswald, Bannwald und verschiedene Schutzgebiete. Deshalb könne nur in Abschnitten gebaut werden: Teile der Strecke im Sommer, um die winterlichen Forstarbeiten nicht zu behindern, andere Teile im Winter, um geschützte Arten wie Fledermäuse nicht gefährden.  Die Bauzeit verlängert sich deshalb auf einen Zeitraum zwischen eineinhalb und zwei Jahren.

Auch technisch ist die Verlegung eine Herausforderung. Die Leitung soll unter bestehenden Waldwegen hindurch führen. Statt wie üblich ein Baufeld von 12 bis 18 Metern steht nur ein sechs Meter breiter Streifen zur Verfügung. Dafür müssen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, keine Bäume gefällt werden.

In den ersten Plänen wollte man die Leitung noch entlang der Kreisstraße zwischen Reichenberg und Kist verlegen und die Trasse als Radweg ausbauen. Dazu wären weit mehr Eingriffe in die Natur nötig gewesen, sagt Rüger. Der Wunsch der beiden Gemeinden nach einem Radweg entlang der gefährlichen Straße bleibt deshalb unerfüllt.

"Deshalb ist es ganz wichtig, Versorgungssicherheit für Kist zu schaffen."
Volker Faulhaber, Bürgermeister

Trotzdem werde die Verbindungsleitung in Kist einhellig begrüßt, so Bürgermeister Volker Faulhaber. "Bis jetzt liegen wir am Ende des Leitungsasts", sagt er. Die Gemeinde ist die höchstgelegene im Landkreis Würzburg, jede Störung ab dem Hochbehälter Kühruh bei Leinach würden die Kister direkt zu spüren bekommen. "Deshalb ist es ganz wichtig, Versorgungssicherheit für Kist zu schaffen."

Warum es im Sommer zu einer erhöhten Keimbelastung und damit zu Einschränkungen  für rund 50 000 Landkreisbürger kam, sei übrigens weiterhin nicht bekannt, so Werkleiterin Eva von Vietingshoff-Scheel. Ein Rohrbruch, wie zunächst spekuliert, sei als Ursache unwahrscheinlich. Möglicherweise sei allein der heiße Sommer schuld gewesen, nachdem auch anderer Versorger Keimprobleme hatten. 

Chlorung wird wieder zurückgefahren

Seitdem wird die Keimbelastung dreimal wöchentlich untersucht. Eine erhöhte Belastung sei seitdem nicht mehr aufgetreten, sagt Klaus Rüger. Die Chlorung des Trinkwassers werde deshalb stufenweise wieder zurückgefahren.

Der Baubeginn für die neue Leitung ist 2021 geplant, so Vietinghoff-Scheel. Derzeit fänden Verhandlungen mit den betroffenen Grundstückseigentümern statt. Bereits im nächsten Jahr sollen der über 40 Jahre alte Hochbehälter und das Pumpwerk an der Gemarkungsgrenze zwischen Kist und Eisingen erneuert werden. Der neue Hochbehälter fasst dann rund 2000 Kubikmeter.

In seiner ursprünglichen Funktion hat der Kister Wasserturm ausgedient. Abreißen will man das Wahrzeichen nicht. 
Foto: Gerhard Meißner | In seiner ursprünglichen Funktion hat der Kister Wasserturm ausgedient. Abreißen will man das Wahrzeichen nicht. 

Damit hat auch der weithin sichtbare Kister  Wasserturm ausgedient. Bislang wurde das Wasser vom Hochbehälter in den Wasserturm gepumpt und über das natürliche Gefälle ins Ortsnetz verteilt. Der Wasserturm müsste ebenfalls dringend saniert werden, sagt Bürgermeister Faulhaber. Außerdem herrschen im Gemeindegebiet je nach Höhenlage unterschiedliche Druckverhältnisse.

Künftig soll das Versorgungsnetz in zwei Höhenzonen aufgeteilt und direkt über eine Druckerhöhungsanlage im Hochbehälter versorgt werden. Mit der Folge, dass das Wasser aus allen Kister Wasserhähnen mit dem annähernd gleichen Druck fließt. Der Wasserturm, der längst zum Wahrzeichen der Gemeinde geworden ist, hat dann keine Funktion mehr. Abreißen will man ihn nicht, versichert Faulhaber. Derzeit sei man auf der Suche nach einer künftigen Verwendung.

 
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    Bezüglich der Radwege: da würde ich doch mal echte Fachleute dazuziehen. Der ADFC kann da bestimmt weiterhelfen.
    Ein Radweg, der durch den Wald führt und unbeleuchtet ist, wird halt in der Nacht nicht gerne von Frauen befahren. Alltagsradfahrer sind schon eher an strassenbegleitenden Radwegen interessiert. Aber die Situation vor Ort maß sicher von Fachleuten beurteilt werden.
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  • F. K.
    Nun, Fachleute zu fragen, ist sicherlich kein Schaden. Ich meine aber, dass die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Strecke letztendlich Geschmackssache ist. Das Argument mit der unbeleuchteten Waldstrecke halte ich aber nicht für schlagkräftig. Mir ist kein außerörtlicher Radweg bekannt, der über eine Beleuchtung verfügt, auch enlang einer Hauptverkehrsstraße nicht. Wie gesagt, m. E. dient ein (überörtlicher) Radweg v.a. den Ausflugsradlern. Die Anzahl der Personen, die derlei Radwege tatsächlich zum Pendeln nutzen, dürfte sich im Promillebereich bewegen. Ich jedenfalls, fühle mich auf einem Radweg abseits der Hauptverkehrsstraßen deutlich sicherer und wohler, und kann dies Strecke dann auch wirklich genießen. Einige Beispiele: Der Mainradweg von Würzburg nach Veitshöchheim bzw. Richtung Sommerhausen. Oder der Gaubahnradweg im Ochsenfurter Gau. Da macht es wirklich Spaß, von einem Ort zum anderen zu kommen und zugleich die Natur und Kulturlandschaft zu erleben.
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  • A. M.
    Ich hätte da nen Vorschlag für den Wasserturm: Macht einen Kletterturm daraus!
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  • G. M.
    Guter Vorschlag. Es gibt im Landkreis Würzburg auch schon einen Wasserturm, der zum Wohnen ausgebaut wurde. Auch ein charmanter Vorschlag. Wird sich zeigen, was der Gemeinde Kist einfällt. Den Wasserturm abzureißen wäre sicher die schlechtest Lösung, aber das sieht man im Kister Gemeinderat offenbar genauso.
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    Der Wasserturm als Vereinsheim? Auf der Wasserkuppe haben die Gleitschirm- und Drachenflieger das Random zu einer hübschen Versammlungsstätte aus und umgebaut.
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  • F. K.
    ...einige hundert Meter weiter bereits bestehende Feld- und Waldwege gibt, die man an manchen Teilstrecken nur ausbauen und erweitern müsste?! Mir scheint, als ob solche „Geistesblitze“ allesamt von Leuten stammen, die alle keine Fahrradfahrer sind. Als Radfahrer kommt es einem nicht darauf an, möglichst schnell von A nach B zu kommen (dafür ist das Auto oder der Bus/die Bahn und die dafür zur Verfügung stehenden Straßen und Schienen da), sondern es geht einem um das Erleben einer Strecke! Es gibt nichts schlimmeres als einen schnurgeraden, langweiligen Fahrradweg neben einer stressauslösenden Hauptverkehrsstraße. Der Weg ist das Ziel! Als Radfahrer möchte ich Natur und Kulturlandschaft erleben - und diese nicht durch den sinnlosen Bau von Fahrradschnellstrecken zerstören! Herr, lass Hirn vom Himmel fallen... 🤦🏻‍♂️🙄
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  • G. M.
    Das ist ja zum Glück auch so eingetreten. Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass sich im Bannwald ein Radweg ausweisen lässt.
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  • F. K.
    Haben Sie denn bereits auch weitere Informationen über den angedachten Radwegebau von Kist nach Gerchsheim/Altertheim? In einem MP-Artikel vom 04.09.2018 war nämlich zu lesen, dass die Meinungen hierzu auseinandergehen: Während sich die Gemeinde Kist und die MdLs Ländner und Halbleib für eine Strecke entlang der St 578 aussprachen, favorisierte der damalige stv. Landrat Amrehn als Vertreter des Landratsamtes eine Streckenführung ab dem Kister Wasserturm in und durch den Irtenberger Wald.

    Ich persönlich halte ja beide Varianten für ungünstig. Während ich eine Strecke entlang der St 578 absolut ablehne, wäre die von Hrn. Amrehn favorisierte noch eher zu akzeptieren. Meine Idee wäre stattdessen, den Radweg nicht erst ab dem Wasserturm in den Wald zu führen, sondern den bestehenden Feldweg ab dem Schützenhaus zu nutzen. Dieser ist nämlich die Verlängerung der (und die heißt nicht ohne Grund so) „Gerchsheimer Straße“ und führt haargenau parallel zur St 578 in den Wald, keine 200m Luftlinie
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  • G. M.
    Da ich mit Kist normalerweise wenig zu tun habe, bin ich da nicht auf dem Stand. Ich geb die Anregung, mal wieder nachzuhorchen, aber gerne weiter.
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  • F. K.
    Vielen Dank! grinsen
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  • F. K.
    ... von der St 578 entfernt. Dieser Weg wird auch immer von den Kister Walldürn-Wallfahrern auf ihrem Weg nach Gerchsheim/Großrinderfeld/TBB gegangen. Hierfür hatte die Gemeinde Kist vor einigen Jahren sogar extra den bestehenden Waldweg neu schottern lassen. Folgt man dem Streckenverlauf, so kommt man unterhalb des Forsthauses Irtenberg zu einer Waldlichtung und von dort aus rauf bis zur abzweigenden Straße nach Altertheim. Dort muss man bislang noch etwa 100 Meter entlang der Straße laufen, bis man zu einem weiteren Feldweg kommt, der direkt nach Gerchsheim führt. D. h. alles was man für einen (schönen und auch kurzen) Radweg von Kist nach Gerchsheim tun müsste, ist, ein paar Waldwege auszubauen und ggfs. auf den letzten paar hundert Metern bis zum besagten Gerchsheimer Feldweg einen neuen Waldweg zu schaffen. Mehr ist es nicht. So kommt man sogar bis nach Altertheim. Und man befindet sich auf historischem Terrain, da der frühgeschichtliche „Diotweg“ auf einem Teil der Strecke liegt.
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  • F. K.
    „Der Wunsch der beiden Gemeinden nach einem Radweg entlang der gefährlichen Straße [zwischen Kist und Reichenberg] bleibt deshalb unerfüllt.“ „Gott sei Dank!‘, sag ich da nur! Einen Radweg entlang einer derart gefährlichen Straße bauen zu wollen, ist an Dummheit nicht zu überbieten! Vor allem wäre ein solcher auch noch vollkommen überflüssig, denn es gibt bereits zahlreiche Waldwege zwischen Kist und dem Reichenberger Grund. Man müsste diese nur ausbauen und erweitern, v.a. zwischen Guttenberg und Reichenberg. Wie zum Henker kann man nur auf die Idee kommen, dass Radfahrer lieber entlang einer viel befahrenen Straße mit Lärm und Abgasen fahren als einige hundert Meter entfernt auf idyllischen Waldwegen durch einen bestehenden artenreichen Wald?!?

    Aber den gleichen dämlichen Gedanken hatte der Kister Gemeinderat ja auch bzgl. eines Radweges zwischen Kist und Gerchsheim bzw. Altertheim. Warum immer ausgerechnet direkt neben einer Hauptverkehrsstraße, wenn es auch dort...
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