Abermals vergeht ein Tag ohne einen Tropfen Regen. Regen, den alle im Würzburger Norden so dringend bräuchten. Mittwochabend sitzen im Hof der Familie Konrad in Hausen Landwirte zusammen. Ihre Existenz ist gefährdet, weil es nicht regnet. Bedroht ist auch die Trinkwasserversorgung vieler Gemeinden rund um die Bergtheimer Mulde zwischen Estenfeld und Hausen – eine der trockensten Gebiete Bayerns. Trinkwasserschutz und Gemüseanbau – wie passt beides zusammen? Wie lässt sich ein gerechter Ausgleich für alle schaffen?
Eine knifflige Aufgabe, denn das Grundwasser wird vor allem in dieser Region immer weniger.„Solange wir Trinkwasser für die Toilettenspülung benutzen, haben wir kein Problem mit Wasser“, schimpft ein Landwirt. Vielen ist bewusst, dass sie alle aus dem Wassertopf schöpfen müssen, der zusehends leerer wird.
Für die Bürgermeister der zehn Allianzgemeinden steht die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung an erster Stelle. „Das Wasser hat eine gute Qualität. Viel wurde in die Brunnen investiert“, sagt Bergtheims Bürgermeister Konrad Schlier (CSU). Den Anschluss an die Fernwasserversorgung schlägt er aus. „Es soll nach anderen Möglichkeiten gesucht werden“, sagt er.
Bewässerung ist eine Versicherung für den Hof
Richard Konrad, der Gastgeber, schildert die Problematik der Landwirte. Karotten, Rhabarber, Rote Beete, Kürbisse und Kräuter baut der Bio-Bauer an. Die eine Sorte braucht mehr Wasser zum Wachsen, die andere weniger. „Die Kürbisse müssen sogar ganz ohne auskommen.“ Beregnet werde das Gemüse punktuell und nur wenn es nötig sei, sagt er und schildert, wie immens wichtig eine gesicherte Bewässerung für seinen Hof ist. „Sie ist für uns eine Versicherung“, sagt Richard Konrad. Mit seinen Kunden habe er Verträge geschlossen, nach denen er eine fest vereinbarte Menge liefern muss. „Wenn es extrem trocken ist, erreichen wir den Ertrag nicht“, sagt er. „Und unzulässige Lieferanten sind schnell draußen.“
„Wieviel Wasser würden Sie denn in Zukunft brauchen?“, wird Konrad gefragt. 100 000 Kubikmeter, antwortet der Bio-Landwirt. Zurzeit werden ihm 30 000 Kubikmeter pro Jahr zugestanden. Das ist im Vergleich zu den größten Gemüse-Bauern im nördlichen Landkreis Würzburg noch gar nichts. Rund 200 000 Kubikmeter Wasser verbrauchen die landwirtschaftlichen Betriebe im Gemeindegebiet von Bergtheim pro Jahr. Zugestanden werden ihnen 30 Liter je Quadratmeter, also 300 Kubikmeter je Hektar. Gerade den großen Betrieben macht diese Einschränkung zu schaffen. Eine Million Kubikmeter würden diese schon benötigen, weiß ein Landwirt. „90 Prozent der Wassermenge, die in der Bergtheimer Mulde entnommen werden, fließen auf die Felder der großen Betriebe“, sagt ein Vertreter der Regierung von Unterfranken. Und weil immer wieder diese großen Betriebe in Verdacht stehen, mehr Wasser zu entnehmen als erlaubt, stellt der Regierungsbeamte klar: „Diese Betriebe werden sehr genau überwacht.“
Heißere Sommer, höhere Verdunstung
Bis 2040 sollen die Hochsommer in der Gegend um Bergtheim um ein Grad wärmer werden und die Verdunstung um zehn Prozent zunehmen, prognostizieren Klimaforscher. Und die Landwirte sind sich einig, dass etwas getan werden muss, damit auch nächsten Generationen noch genügend Grundwasser bleibt. „Wir müssen in der Bewirtschaftung umdenken“, sagt ein Landwirt. In der Tat können die Landwirte durch Bodenpflege, Fruchtfolgeplanungen, neuesten Messtechniken ihre Betriebe an den Klimawandel anpassen, sagt Wolfgang Patzwahl, der Landwirte unter anderem bei Pflanzenbau und Bewässerungstechnik beratend zur Seite steht.
Patzwahls Blick geht 20 Jahre weiter. Die Landwirte müssten dann mit noch weniger Wasser rechnen. Zehn Prozent weniger Sommer-Niederschläge werden prognostiziert. „Im Moment bewässern wir viel nach Erfahrungswerten“, sagt Richard Konrad und schildert wie schwierig das oft ist. „Beregne ich jetzt oder warte ich auf's Gewitter – das dann doch nicht kommt.“ Eigentlich müssten wir beregnen, wenn es regnet, sagt er. Doch dann würde jeder erst recht mit dem Finger auf uns zeigen.
Pumpversuche kosten viel Geld
Um sich nicht nur auf Erfahrungswerte zu verlassen, möchte die Allianz im Würzburger Norden ein Pilotprojekt anstoßen, das vom Umweltministerium gefördert und nicht ganz billig werden wird. Zwischen 350 000 und 450 000 Euro sind veranschlagt. „Vor allem die Pumpversuche kosten viel Geld“, sagt Konrad Schlier und weiß noch nicht, ob diese auch gefördert werden. Dazu soll das Wasserwirtschaftsamt eine Studie erstellen und klären, wieviel Wasser überhaupt von den landwirtschaftlichen Betrieben benötigt wird und wo es sich wegen der unklaren geologischen Situation überhaupt zu bohren lohnt. auch an der Regierung von Unterfranken befassen sich Experten mit dem Niedrig-Wassermanagement.
Landwirte gründen eine Arbeitsgruppe
An diesem Abend gründen die Landwirte eine Arbeitsgruppe. Im September wollen sie sich wieder treffen und einen Experten hören, der viel über Böden weiß und wie sie sich wassersparend bewirtschaften lassen. Und die Regierung von Unterfranken will in drei Betrieben testen, inwieweit sich die Tropfschlauchbewässerung für den Gemüseanbau eignet.
„Und wann wird darüber gesprochen, wieviel Wasser jeder entnehmen darf“, fragt eine Frau. „Solange sind wir noch lange nicht“, antwortet ein Vertreter der Regierung von Unterfranken.