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Würzburg
Landschaftspflegeverband: BN-Austritt trübt Freude am Geburtstag
Seit 20 Jahren gibt es den Landschaftspflegeverband Würzburg. Die Feierstimmung zum runden Geburtstag litt allerdings unter dem Streit mit dem Bund Naturschutz.
Zahlreiche im Naturschutz und der Landschaftspflege für den Landschaftspflegeverband ehrenamtlich tätige Personen wurden beim Festabend für ihr Engagement ausgezeichnet.
Foto: Herbert Ehehalt | Zahlreiche im Naturschutz und der Landschaftspflege für den Landschaftspflegeverband ehrenamtlich tätige Personen wurden beim Festabend für ihr Engagement ausgezeichnet.
Herbert Ehehalt
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:35 Uhr

Bei den grundsätzlichen Zielen sitzen sie in einem Boot, und dennoch trennen Landschaftspflegeverband (LPV) Würzburg und den Kreisverband des Bund Naturschutz seit beinahe einem Jahr unterschiedliche Positionen. Auslöser dafür war die Zusage des LPV, sich am Ausgleichsverfahren für den bevorstehenden Bau der B 19-Ortsumfahrung Giebelstadt zu beteiligen.

Beim Festabend zum 20-jährigen Bestehen des LPV im Haselberghaus in Waldbrunn fehlte der BN-Kreisverband – trotz Einladung und obwohl LPV-Vorsitzender, Landrat Eberhard Nuß, und BN-Kreisgeschäftsführer Steffen Jodl unabhängig voneinander gegenüber dieser Redaktion bestätigten, im "gegenseitigen Austausch" zu stehen.

Die Fronten zwischen LPV und BN sind verhärtet

Die Fronten sind offenbar verhärtet. Zum 31. Dezember wird die BN-Mitgliedschaft beim LPV enden. Dass es bei der Entscheidung bleibt, bekräftigte BN-Kreisgeschäftsführer Steffen Jodl auf Nachfrage.

Dabei ist Jodl nach wie vor überzeugt von der Notwendigkeit des Landschaftspflegeverbandes. Jedoch habe sich der LPV, insbesondere im Zusammenhang mit der Beteiligung am Ausgleichsverfahren zur Ortsumfahrung Giebelstadt, in eine für den BN untragbare Richtung und weg von den eigentlichen Zielen entwickelt. Noch immer sieht der BN-Kreisgeschäftsführer den Grundsatz der zu wahrenden Neutralität in dem Verfahren verletzt: "Da wurde über gefasste Beschlüsse so oft abgestimmt, bis das gewünschte Ergebnis zustande kam."

Den Austritt zu revidieren, schließt Jodl kategorisch aus. Dazu nennt der BN-Vertreter zwei Gründe: Erstens sei "der BN kein Fähnchen im Wind." Und zweitens "würde ein Rücktritt vom Austritt dem BN unter Umständen bei einem eventuellen Klageverfahren gegen die Planfeststellung zur B 19-Ortsumfahrung Giebelstadt womöglich auf die Füße fallen."

BN-Austritt war beim Festabend kein Thema

Beim Festabend zum 20-jährigen Bestehen des Landschaftspflegeverbandes wurde das bevorstehende Ende der BN-Mitgliedschaft nicht thematisiert, weder vom Vorsitzenden Eberhard Nuß noch von Josef Göppel, dem Präsidenten des Deutschen Verband für Landschaftspflege, der die Festrede hielt. "Wir sind aber in Kontakt. Wichtig ist, miteinander zu reden", bestätigte Nuß auf Nachfrage der Redaktion. Überzeugt zeigte sich Nuß, in den "vergangenen 20 Jahren gemeinsam viel für die Landschaftspflege gearbeitet und erreicht zu haben und deshalb mit Zuversicht in die Zukunft blicken zu können".

Trotz des anstehenden Austritts aus dem LPV zeigt sich BN-Geschäftsführer Steffen Jodl gegenüber dieser Redaktion davon überzeugt, dass "die gemeinsamen Bemühungen um Natur und Landschaft darunter nicht leiden werden." Der BN werde hierzu immer für Gespräche offen sein, versicherte er. Eine "nach wie vor hervorragende konstruktive Zusammenarbeit bei ungetrübtem, respektvollen Umgang mit den BN-Ortsgruppen im gesamten Landkreis" bestätigte die neue LPV-Geschäftsführerin Madeleine Königer.

LPV-Vorsitzender Nuß sagte bei der Veranstaltung den im Naturschutz und der Landschaftspflege Aktiven "Dank und ein Vergelt's Gott im Sinne der Natur". Ausgezeichnet wurden neben dem ehemaligen LPV-Geschäftsführer Hubert Marquardt auch Viktor Bauer, Franz Betz, Josef Busch, Jochen Deppisch, Karl Fleischmann, Thomas Herrmann, Helmuth Kleinschroth, Josef Kretz, Josef Lurz, Paul Mittnacht, Peter Piesch, Renate Raupp, Annette Riegel, Robert Rügamer, Astrid Sendke und Burkard Sohn.

Der Landschaftspflegeverband (LPV) Würzburg:
Gegründet wurde der LPV 1999 unter Beteiligung von Landwirten, Naturschützern und der Kommunalpolitik. Die Ziele: Pflege von Trockenstandorten, Gehölzpflege, Unterstützung von Streuobstbeständen, Artenschutzprojekten und Verbesserung der Biodiversität in der Agrarlandschaft. Akteure in der Praxis sind hierbei Landwirte, Tierhalter und ehrenamtlich Tätige.
In Kooperation mit dem LPV fungieren der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL), LPV in den benachbarten Landkreisen Main-Spessart, Kitzingen und Tauberbischofsheim, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Naturschutzbehörden, Gemeinden, Bauhöfe, Naturschutzverbände wie Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, Bayerischer Jagdverband und Arbeitskreis Heimischer Orchideen sowie die Universität Würzburg.
Der LPV bietet Ausbildungen zu geprüften Natur- und Landschaftspfleger, Motorsägenkurse, Gehölzpflegeseminare und Fachexkursionen an.
Aktuell zählt der LPV Würzburg 155 Mitglieder, darunter 38 Mitgliedsgemeinden. In der Geschäftsstelle im Landratsamt Würzburg arbeiten zwei Vollzeit- und zwei Halbtagskräfte.
 
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