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WÜRZBURG
Landesgartenschau 2018: Aus Grau wird langsam Grün
Zweieinhalb Jahre vor der Eröffnung sind am Würzburger Hubland die Baufortschritte für die LGS 2018 sichtbar. Währenddessen überlegen die Planer: Wie zeigen sie Würzburgs Seele?
So sieht es momentan aus: Die ersten 57 Bäume werden an der Eschenallee angeliefert.
Foto: thomas obermeier | So sieht es momentan aus: Die ersten 57 Bäume werden an der Eschenallee angeliefert.
Meike Schmid
Meike Schmid
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:45 Uhr

Stellen Sie sich vor, Sie schlendern über eine saftig grüne Wiese. Vom türkisblauen Himmel zwitschern Ihnen Vögel zu, während Sie den glasklaren Blick auf die Festung genießen. Es duftet nach Frühling und aus der Ferne hören Sie das leichte Plätschern des Wasserspiels. Funktioniert? Wunderbar. Zweiter Versuch: Jetzt laufen Sie durch eine riesige Baustelle. Um sie herum wühlen Bagger den Dreck auf, Staub weht Ihnen ins Gesicht und alles, was sie sehen, ist grau und braun. Können Sie sich immer noch vorstellen, dass hier eine grüne Oase entsteht?

„Es fällt schwer, aber wir glauben fest daran“, sagt Claudia Knoll und lächelt. Die Landschaftsarchitektin sitzt auf einem grasgrünen Stuhl im Besprechungsraum der LGS Würzburg 2018 GmbH in der Zellerau. An der Wand hängen große Gebietskarten von dem ehemaligen Gelände der US-Armee am Hubland. Illustrationen zeigen, wie die Landesgartenschau (LGS), die dort ein halbes Jahr lang auf einem rund 25 Hektar großen Bereich stattfinden wird, aussehen könnte. „Gerade ist sehr viel Vorstellungskraft gefragt“, gesteht Knoll und gönnt sich einen Espresso. Gemeinsam mit dem Würzburger Klaus Heuberger leitet sie die GmbH, die das ehemalige Kasernengelände am Hubland in zweieinhalb Jahren für 18,1 Millionen Euro in eine blühende Landschaft verwandeln soll.

Vor viereinhalb Monaten hat die Stadt das Gelände am Hubland offiziell an die Gartenschaugesellschaft übergeben, jetzt sind die ersten 57 Bäume an die Eschenallee im Süden des LGS-Gebiets geliefert worden. Über 2000 Bäume und Sträucher sollen bis Jahresende gepflanzt sein, ein großer Schwung folgt dann im Frühjahr. „Je früher wir Gehölz einbringen, umso länger hat es Zeit zu wachsen“, erklärt Knoll den Einsatz. Jetzt, wo das LGS-Gelände munitions- und altlastenfrei sei, gehe es Schritt für Schritt in Richtung Park.

Auch die ersten Fundamente für das Rundumprogramm sind bereits gelegt: An der Eschenallee, die den Park zum Campus Nord abgrenzt, sind die Umrisse für Fußball- und Tischtennisplätze erkennbar, insgesamt sollen hier zehn Sport- und Spielstätten errichtet werden. Der Rundweg „Belt Walk“, der das Gelände wie ein Gürtel umgibt und dessen Name einige Stadtratsmitglieder gerne eindeutschen würden, ist an einigen Stellen schon ansatzweise zu erkennen. Wo man momentan noch über Teer, Stein, Erde und Schutt läuft, soll 2018 der Hauptspazierweg entlangführen. Grob angelegt sind auch schon die Pflanzeninseln für das geplante Klimawandel-Wäldchen sowie der Alte Park im Süden. Die großen Wiesenflächen stehen erst 2017 auf dem Zeitplan.

„Kein Mensch kann sich vorstellen, dass man da oben bald entspannt durch den Park schlendern kann“, weiß Claudia Knoll. Damit sich das möglichst schnell ändern wird, arbeitet das sechsköpfige Team der LGS GmbH auf Hochtouren. Die Gruppe nutzt Bilder und Illustrationen, um das Unvorstellbare vorstellbar zu machen – auch, wenn sie selbst bereits eine Stufe weiter ist. Denn während die Planung des langgezogenen Parks, der auch nach der Schau dauerhaft für die Würzburger erhalten bleiben wird, bereits fertiggestellt ist, konzentriert sich die Truppe um Claudia Knoll und Klar Heuberger derzeit auf die eigentliche Schau.

Eine „innovative und experimentierfreudige“ Landesgartenschau hatte man in der Bewerbung versprochen. Geographisch „auf Augenhöhe mit der Festung Marienberg“, inhaltlich „auf Augenhöhe mit der Zeit“. Wie das von April bis Oktober 2018 dann aussehen soll, ist relativ offen. „Anfang nächsten Jahres schreibe wir einen Ideenwettbewerb aus“, informiert Knoll. Agenturen und Planer sollen sich darin Umsetzungsmöglichkeiten rund um das Thema „Historie und nahe Zukunft“ überlegen.

Wie kann man die Fliegerhistorie des Geländes als Attraktion gestalten? Welche Geräte nutzt ein Würzburger im Jahr 2024? Was könnte die Schau einzigartig machen? Die Umsetzung der besten Ideen erfolge dann in Rückkoppelung mit verschiedenen Gruppen vor Ort.

„Man kann spinnen, das ist eine ganz tolle Phase“, schwärmt Knoll. Jeder könne sich einbringen, sie als Geschäftsführer gingen immer wieder aktiv auf einzelne Institutionen und Vereine zu. „Wir sind im steten Dialog und offen für jegliche Idee“, bestätigt Heuberger und fügt hinzu, dass man unter anderem mit dem Behindertenbeirat, Kulturschaffenden und den Hochschulen in engem Kontakt stehe. Dort sammeln derzeit Mediziner, Mathematiker, Klimaforscher und Botaniker ihre Ideen. „Das ist nicht unsere Gartenschau, sondern die der Stadt Würzburg“, verdeutlicht Heuberger. Man sei dankbar für jeden Hinweis, wie man das Alleinstellungsmerkmal und die Seele der Stadt in der Schau widerspiegeln könnte. „Die Frage ist nun, wer zum Akteur wird“, fasst Knoll den derzeitigen Zustand zusammen.

Wie eine Umsetzung, die sich mit der Historie beschäftigt, aussehen könnte, erklärt Klaus Heuberger anhand eines Spielebereichs: „Wir haben an Spielgeräte in Form von Fauna und Flora des Muschelkalkmeers gedacht“, erklärt er und deutet auf eine schneckenhausartige Illustration, in die man kriechen und worauf man klettern könnte.

„Das Thema Blumen können wir, das ist die Grundlage“, verdeutlicht Claudia Knoll. Der Blick müsse jetzt wesentlich weiter gehen. Ein wichtiger Punkt wird die Präsentation des offiziellen Logos im Januar sein, dann wird auch eine eigene Internetseite eingerichtet werden. Im Frühjahr soll es auch ein größeres Fest auf dem Gelände für die Bürger geben und bis Mitte 2017 sollen die Veranstaltungshöhepunkte und die gastronomische Versorgung stehen. Dann kann auch der Kartenvorverkauf beginnen.

 
Das LGS-Team: (v. r.) Claudia Knoll, Klaus Heuberger, Judith Unger, Bernd Rausch, Berthold Väth und Ingolf Stöcker.
Foto: nico manger | Das LGS-Team: (v. r.) Claudia Knoll, Klaus Heuberger, Judith Unger, Bernd Rausch, Berthold Väth und Ingolf Stöcker.
So soll es aussehen: Blick auf den Park und die Festung von der geplanten Aussichtsplattform Belvedere. Links grenzt die Eschenallee die Grünfläche Richtung Campus Nord ab.Foto: hutterreimann Landschaftsarchitektur
| So soll es aussehen: Blick auf den Park und die Festung von der geplanten Aussichtsplattform Belvedere. Links grenzt die Eschenallee die Grünfläche Richtung Campus Nord ab.Foto: hutterreimann Landschaftsarchitektur
 
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Kommentare
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  • J. K.
    ... von der künftigen Gestaltung der LGS 2018 lässt dem geneigten Betrachter immerhin viel Platz für Fantasie - ganz nach dem Motto: was hätte man da alles draus machen können!.

    Diese plane Grünfläche mit sieben lieblosen Rasenflächen-Kunst(?)-Möblierungselementen hätte meine vierjährige Nichte mit ihre Farbstiften besser hinbekommen.

    Wie hoch ist eigentlich das Honorar der Gartenplaner?
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