"Übervoll mit Kostbarkeiten, ein sehr gelungener Tag", fasst Lilo Oppel aus Winterhausen die Eröffnung des 111. Europäischen Kulturlandschaftsweges "Sonne, Mond und Steine" zusammen. Die vielfachen Erläuterungen entlang des Weges seien zwar schon beeindruckend gewesen, doch das Programm in seiner Vielfalt toppte alles, was Oppel bis dahin erlebt hatte. Und das waren immerhin bereits ein gutes Dutzend Eröffnungen von Europäischen Kulturwegen.
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Es sind Events, die auch Roland Heinrich und Gabriele Tell-Heinrich aus Giebelstadt faszinieren, weil "man selbst zuhause noch in Ecken kommt, die man so nicht kannte." Als eigentlichen Motor haben sie Gerrit Himmelsbach vom Unterfränkischen Institut für Kulturlandschaftsforschung an der Universität Würzburg ausgemacht. "Unglaublich, wie er Leute begeistern kann!" Und er stelle die richtigen Fragen, um hinter das Offensichtliche zu blicken und die Besonderheiten zu finden.
"Wilhelmshöhe" im Dialekt
Davon gibt es reichlich: Da konnte man vom Musikalischen Verein in Winterhausen das Lied "Wilhelmshöhe" im Dialekt hören. Doch damit nicht genug: Sängerin Betty Kratochwill, erklärte hinterher, dass sie tags zuvor noch mit der Tochter von Verfasserin Babette Gerschütz in den USA telefoniert und darüber gesprochen habe, wie es jetzt gesungen wird. In der Nacht sei ihr dann die dritte, bislang nicht festgehaltene Strophe von früher eingefallen.
Es dürfte das jüngste Beispiel von Synergie gewesen sein, die es im Laufe von eineinhalb Jahren Vorbereitung für diesen 111. Kulturlandschaftsweg gegeben hat. Ähnliche Dynamik wird berichtet von der verfallenen und neu errichteten Mauer, die Günther Maak an der Würfelleite präsentierte, "ausgerechnet zum Tag der Deutschen Einheit!" Die Trockenmauer sei allerdings keine Grenz- sondern eine Stützmauer, rechtfertigt er. Ein kleines Terroir F für die Hackflora mit Weinbergslauch und –tulpen soll sich entwickeln, wie es Agrarwissenschaftlerin Anja Menger beschrieb.
Szenische Lesung
Die Entdeckung eines Wasserlochs an der alten Steinbruchskantine hatte Paul Lorenz Kraus auf die Spur einer Schmiede geführt. Die sechzehnwöchige Episode aus der "nicht so guten alten Zeit", vom Steinhauerstreik 1906 im Maintal und darüber hinaus, hatten Peter Wesselowsky, Toni Gernert, Walter Valentin und Herbert Gransitzki vom Ochsenfurter Arbeitskreis Geschichte in einer szenischen Lesung dargestellt. Erreicht hatten sie damals nichts – für das Publikum aber den Blick auf die Tagelöhnerzeit vor 100 Jahren genau hier vor Ort gelenkt sowie die bald darauf beginnenden demokratischen und sozialen Errungenschaften.
Das Netzwerken der Arbeitskreise hatte unter anderem die Folge, dass Paul Hofmann seinen alten Wein-, Bier- und Eiskeller in Großmannsdorf herrichtete. Ein ganzes Jahr Arbeit steckt darin, die Resonanz aber, die er erhielt, sei überwältigend gewesen. Viele neue Fragen und Ideen sind aufgekommen.
Es ist etwas, was aus dem Herzen kommt und nichts, was man verordnen kann, freute sich Landrat Eberhard Nuss über den regen Kulturwege-Bau im Landkreis, immerhin elf der bis dato 111 und ein großer Erfolg der Allianz Maindreieck mit Bastian Lange als Manager. Wie viele Grenzen die Kulturwege überwinden, zeigte MdL Volkmar Halbleib bei der Eröffnung auf, von den Aktiven vor Ort bis hin zur großen Idee Europa. Bürgermeister Christian Luksch nannte die vielen engagierten Bürger als eigentliches Geheimnis des Weges, die mit Wissen, Willen und Leidenschaft kulturelle Schätze geborgen haben – eine Freude, die noch zum Abschluss im Sommerhäuser Schlosshof spürbar war. "Ein Geschenk, so ein Tag", begeisterte sich Ute Grübl aus Estenfeld, dankbar über die lockere, spontane Runde der Wanderer und Akteure – über den Tag sicher mehr als 200 Personen, die ganz oder etappenweise mitliefen.
Gut organisiert sei nicht zuletzt auch die Verpflegung von den Winterhäuser Walnussknackern, die Mittagsrast serviert vom SV Goßmannsdorf und dem Motorradclub Flying Skull, den Weingütern Christoph Steinmann und Schloss Sommerhausen, gewesen.