Ein ganzes Jahrzehnt lang mussten Museumsleiterin Marlene Lauter und ihre Stellvertreterin Henrike Holsing auf "Betteltour" gehen, wenn sie Kunstwerke für das städtische Museum am Alten Hafen erwerben wollten. Denn letztmals sah der städtische Haushalt im Jahr 2009 einen Ankaufsetat für das Museum vor. Damals waren es 45 000 Euro. Danach gab es bis zu den letzten Haushaltsberatungen im November 2019 keinen einzigen Cent mehr aus dem Stadthaushalt für den Kauf von Kunstwerken, obwohl das Museum jährlich einen Bedarf angemeldet habe, so die Museumschefin.
In der Zwischenzeit musste die Museumsleitung den Freundeskreis Kulturspeicher oder private Geldgeber um Unterstützung bitten, wenn sie die Sammlung des Museums ergänzen wollten. Sogar die Spendenbox im Museumsfoyer wurde "geplündert", um kleinere Ankäufe zu realisieren. In einzelnen Fällen steuerte die Stadt einen Sockelbetrag bei. Jetzt kann das Museum wieder autark auf dem Kunstmarkt tätig werden, denn der Stadtrat genehmigte bei den letzten Haushaltsberatungen einen jährlichen Ankaufsetat von 100 000 Euro - für dieses und die folgenden Jahre.
Erleichterung über neuen Ankaufsetat
Die beiden Museumsleiterinnen sind darüber natürlich äußerst erleichtert und den Initiatoren, die die entsprechenden Anträge stellten, sehr dankbar, wie sie gegenüber dieser Redaktion berichten. CSU, SPD und Grüne hatten beantragt, dass das Museum nach der langen Unterbrechung jetzt wieder aus eigener Kraft auf dem Kunstmarkt tätig werden kann. Zunächst war beantragt und vorgesehen, dass grundsätzlich wieder ein Ankaufsetat eingerichtet wird, der dann sukzessive in mehreren Jahresschritten auf 100 000 Euro erhöht wird. Doch, so berichtet Marlene Lauter, habe sich Kulturreferent Achim Könneke dafür stark gemacht, den kompletten Ankaufsetat sofort in den Haushalt 2020 aufzunehmen, was dann auch beschlossen wurde.
Für einen strategischen Ausbau der Sammlung sei ein verlässlicher Etat unerlässlich, sagt Henrike Holsing. Das gelte auch deshalb, weil Kunstgalerien oder Auktionshäuser ein Museum schnell aus den Augen verlieren, wenn es über längere Zeit nichts erworben hat. Im übrigen stehe das städtische Museum auch in Konkurrenz zu anderen Museen und müsse sich entsprechend profilieren, ergänzt Marlene Lauter. Sie hat auch schon recht konkrete Vorstellungen davon, welche Möglichkeiten der künftige Etat auf dem Kunstmarkt bieten könnte. Bei Recherchen hat die Museumsleiterin zahlreiche Werke ausfindig gemacht, die auf dem Markt waren, Lücken in der Sammlung hätten schließen können und mit dem jetzigen Etat auch erschwinglich gewesen wären.
Neue Handlungsfähigkeit für Museum
Trotz der entgangenen Chancen in der Vergangenheit freuen sich die beiden Museumsleiterinnen jetzt auf die Zukunft und die neu gewonnene Handlungsfähigkeit. Als einziges städtisches Kunstmuseum müsse man auch "Sparringspartner für andere Museen in der Region" sein, sagt Marlene Lauter.
"Makrokern": Vom Theater zum Kulturspeicher
Wohl noch in diesem Jahr wird das städtische Museum um ein weiteres Kunstwerk im Außenbereich ergänzt. Und zwar um den "Makrokern 170" des Düsseldorfer Künstlers Karl-Ludwig Schmaltz, der bisher vor dem Mainfranken Theater stand und dort nach der Vergrößerung des Frontbaus keinen Platz mehr hat. Der Makrokern wurde 1970 in Würzburg aufgestellt und passt laut Henrike Holsing gut zur Sammlung Konkreter Kunst im Kulturspeicher. Eine Besonderheit stellt er auch insofern dar, als er zum Zeitpunkt seiner Aufstellung das erste kinetische Kunstwerk im öffentlichen Raum in Deutschland war. Für die Restaurierung der Metallplastik hat der Stadtrat im Haushalt 57 000 Euro zur Verfügung gestellt. Das Werk wird gerade in der Düsseldorfer Firma instand gesetzt, die es ursprünglich auch gebaut hat, und soll noch in diesem Jahr auf dem Vorplatz des Kulturspeichers aufgestellt werden, hofft Henrike Holsing.
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management