"Farbenzauber ist eines unserer zentralen Themen” erklärt Marlene Lauter, Direktorin des Museums im Kulturspeicher, während aus dem Foyer die Musik des Hubert Winter Acoustic Jazz Ensembles ertönt. "Wir haben in diesem Haus eine ganz besondere Beziehung zu Farbe durch die Sammlung Ruppert. Der Umgang mit sehr intensiven und leuchtenden Farben ist in den Bildern ganz essentiell. Nicht alle Museen setzen das so sehr in den Fokus. Es ist uns ein Anliegen, unser Haus mehr und mehr zu einem Farbenhaus zu machen. Es war an der Zeit, das deutlich zu machen, und so ist Farbenzauber jetzt zum Thema einer solchen langen Nacht geworden.”
Führungen "Ganz in Weiß" und "Rot macht high"
Farben ziehen sich dann auch durch das ganze Programm. Drei je 20-minütige Führungen zu den Themen "Himmelblau”, "Rot macht high” und "Ganz in Weiß” bringen den Gästen dabei die Farbanwendung von Romantik und Impressionismus bis hin zur Nachkriegskunst der Gruppe ZERO näher. Till Samtleben kommentiert: "Ich hab gemerkt, wie lange ich nicht mehr da war. Es hat mir sehr gut gefallen, und es war eine sehr schöne Anregung, mal wieder in der Sammlung vorbeizuschauen.”
Die Führungen zu den Farben erfreuten sich dabei größter Nachfrage. Um kurz vor acht waren bereits alle neun Führungen ausgebucht. "Zum Glück haben sich Frau Schaffruth und Herr Held spontan dazu bereit erklärt jeweils noch zwei weitere Führungen zu leiten und wir freuen uns, dass dieser Abend so gut angenommen wird.” erklärt Lauter stolz. Hier endete das Programm aber längst nicht. Im Obergeschoss hatten die Jungen Freunde im Förderverein des Kulturspeichers die Museumswände zu Leinwänden gemacht. Jeder konnte vorbeikommen und mit Hilfe von Farben, Ölen und einem Projektor die Wände erstrahlen lassen.
Kristin Finsterbusch weihte die Besucher zudem in die Geheimnisse der Lithographie ein. Dabei werden mit entsprechend präparierten Sollenhofener Steinen Farben auf Papier gedruckt, wobei für jede Farbe ein neuer Stein verwendet wird. So durften die Besucher dann raten, wie viele Farb-Ebenen für welches Bild benötigt wurden. Anschließend wurde die Kunst präsentiert. In der reservierbaren Druckwerkstatt des Kulturspeichers zeigte Kristin Finsterbusch, wie die Farbe auf dem Stein aufgebracht wird, wie kleine Fehler vor dem Druck korrigiert werden können und wie das Werk schließlich auf das Papier kommt.
"Farbe gibt es aber nicht nur zum Anschauen, es gibt auch Klangfarben, und so haben wir im Foyer die Farben des Jazz zum hören gebracht, es gibt Performances, in denen Bild und Ton zusammengebracht werden. Wir wollen verschiedene Sinne ansprechen und das alles unter einem Dach,” erklärt Museumsdirektorin Lauter. Wie Vokale und Geometrie zusammenarbeiten, präsentierte Elizabeth Wurst. Nachdem sie erläutert hatte, welche Vokale für sie zu welcher Farbe gehören (A=rot, O=schwarz, U=blau), begann sie vor einem Werk von Carlos Cruz Diez mit der Performance. Mit Bewegung und Musik und der dauernden Beschäftigung mit dem Bild wurde gezeigt, wie sich die Wahrnehmung von Kunst verändern kann. Waren am Anfang noch einige gehemmt, machte schließlich fast das gesamte Publikum mit.
Kunst kombiniert mit Beat-Boxing und Hip-Hop
Diese Führung ist dabei durchgehend buchbar. Elizabeth Wurst erzählt, dass ihr die Idee letztes Jahr kam, als sie überlegt hat, wie sie besonders geflüchteten Jugendlichen Kunst näher bringen könnte. "Ich wollte Musik mit Kunst kombinieren, und um das interessanter zu machen, habe ich mir die moderne konkrete Kunst, Beat-Boxing (Geräusche mit dem Mund) und Hip-Hop vorgenommen.”
Der Abend und das Museum richtet sich aber natürlich an alle Generationen, erklärt Lauter. "Wir wollen hier einen interaktiven Abend veranstalten. Man wandelt, trifft sich, unterhält sich - und das alles generationenübergreifend.”