
Diesen Kraftakt haben Heiner von Zobel und seine Familie schon mal hinter sich: Weit über 30 Grad Außentemperatur herrschten, als am Mittwoch auf der Wiese hinter dem Schloss in Darstadt die Bühne für die Balladennacht am Freitagabend aufgebaut werden musste. Die Schlossherren haben kräftig mit angepackt und sind jetzt gespannt auf die Veranstaltung, die Teil des Kultursommers der Interkommunalen Allianz Maindreieck ist. Es ist das erste Mal, dass die Familie Zobel ihr Anwesen für eine große kulturelle Veranstaltung zur Verfügung stellt. Wenn es gut läuft, wird es wohl aber nicht das letzte Mal sein.
Jede der zwölf Gemeinden soll vertreten sein
Allianzmanager Bastian Lange hat durchaus ehrgeizige Pläne für den Kultursommer. Wenn es nach ihm geht, wird es im kommenden Jahr in diesem Rahmen mehr Veranstaltungen geben als heuer. "Meine Vision ist ein Kultursommer in jeder der Mitgliedsgemeinden", sagt Lange. Die schönen Gebäude und Plätze, die es in den zwölf Kommunen zwischen Randersacker und Marktsteft gibt, spielen ihm dabei in die Hände. Lange würde gern die historischen Kulissen als Spielorte nutzen. Unter dem Motto "Poesie trifft Kultur" hat er heuer schon mal damit angefangen und zwei Veranstaltungen auf dem Marktplatz in Eibelstadt und im Garten des Schlosses Darstadt organisiert.

Während am Samstag in Eibelstadt Shakespeare-Fans bei "Romeo und Julia" auf ihre Kosten kommen, bietet der Freitag mit der "Sommernacht der klassischen Balladen" eine Kombination aus Musik und Dichtung. Rezitiert werden bekannte deutsche Werke vom "Zauberlehrling" über die "Bürgschaft" bis hin zum "Erlkönig", begleitet von einem Bariton und einem Pianisten mit Musik von Robert Schumann und Franz Schubert. "Wir dachten am Anfang, dass es da auch um Shakespeare gehen soll, und wollten deshalb englische Sandwiches servieren", schmunzelt Heiner von Zobel.
Ein Franken-Burger zur deutschen Dichtung
Die Familie kümmert sich nämlich mit Hilfe von Freunden selbst um die Verköstigung der bis zu 320 Gäste, die im bestuhlten Garten Platz finden. Die Sandwiches, unter anderem mit Ei und Gurke, wird es trotzdem geben. Allerdings ergänzt um ein paar weitere Schmankerl wie zum Beispiel einen Franken-Burger, um dem Thema deutsche Dichtung auch kulinarisch Rechnung zu tragen. In Eibelstadt, weiß Heiner von Zobel, hat man sich einen Romeo- und einen Julia-Teller ausgedacht. Dort sind örtliche Vereine mit dem Catering betraut.
Ohne diese Unterstützung aus den jeweiligen Orten, sagt Bastian Lange, sei eine Veranstaltungsreihe wie der Kultursommer nicht zu stemmen, und für ihn als Einzelkämpfer schon gleich gar nicht. Deshalb soll nun ein Verein gegründet werden, der ein Netzwerk für lokale Künstler bilden soll. Ein Organisationsteam könnte die Planung übernehmen. Mit dem Kultursommer könnten dann bereits bestehende Veranstaltungen wie etwa die Gitarrentage kombiniert werden, sagt Lange.
Jetzt aber sollen erst einmal die beiden diesjährigen Veranstaltungen reibungslos über die Bühne gehen. Der Faktor "Wetter", bei Freiluftveranstaltungen stets eine unberechenbare Größe, scheint jedenfalls diesmal nicht zum Problem zu werden. Schönes, warmes Wetter ist fürs Wochenende prognostiziert. Bastian Lange glaubt, dass sich angesichts dieser Vorhersage noch etliche Spontan-Besucher bei den Veranstaltungen an der Abendkasse einfinden werden. Für "Romeo und Julia" sind von 500 Karten 350 schon verkauft. Die "Sommernacht der klassischen Balladen" hat bislang 200 Interessenten gefunden, 320 Besucher finden Platz.
In Darstadt sind nun die letzten Vorbereitungen im Gange. Zwar ist der Rasen gemäht, die Bühne an schweren Wasserkanistern standfest vertäut und Getränke sowie Eis sind bestellt. Aber die Liste der zu erledigenden Aufgaben ist noch lang genug. Heiner von Zobel muss noch einen Toilettenwagen holen, und Kühlwagen und Eisbox müssen an Ort und Stelle gebracht werden – allerdings ohne Hast und Nervosität. "Ich sehe das entspannt", sagt Heiner von Zobel. "Es macht Arbeit, aber auch Spaß."
Schloss Sommerhausen könnte zum Spielort werden
Wenn der Freitagabend gut verläuft, könnte das für die Familie Zobel ein Anlass sein, ihr Schloss für weitere ähnliche Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Auch an eine Vermietung der Örtlichkeit hat Heiner von Zobel schon gedacht – das unter anderem angesichts der Kosten, die der Unterhalt eines historischen Gebäudes wie des Darstadter Schlosses verursacht.
Und sobald das Wochenende vorbei ist, wird Bastian Lange mit den Vorbereitungen für den nächsten Kultursommer beginnen. Als möglichen Spielort hat er das Sommerhäuser Schloss ins Auge gefasst. "Die Schlossherren haben auch schon Interesse bekundet", sagt Lange.