Eine Stunde lang stellte der Schul-, Kultur- und Sportreferent der Stadt, Muchtar Al Ghusain, im Stadtrat vor, was er in den vergangenen Jahren getan hat und in der Zukunft noch tun will. 57 Punkte zählte er auf, viele Ratsmitglieder waren in derweil mit ihren Tablets und Smartphones beschäftigt. Dann war er fertig mit der Aufstellung, die Räte spendeten müde Beifall, OB Christian Schuchardt wollte übernehmen, da unterbrach ihn Al Ghusain, kündigte einen „Nachklapp“ an und plötzlich war es mucksmäuschenstill im Ratssaal.
Seine Amtszeit läuft im August 2018 aus. In den vergangenen Wochen hatte er Gespräche geführt mit den Fraktionen und war zur Erkenntnis gekommen, dass seine Wiederwahl durchaus nicht sicher ist. Das habe sich bereits im Mai 2013 angekündigt, berichtete er, als er seine Kandidatur fürs Amt des Oberbürgermeisters bekannt gab, und als er den Vorsitz der Würzburger SPD übernahm. Vor wenigen Wochen hatte er dann seinen Rückzug von der SPD-Stadtspitze angekündigt.
Die Stelle soll ausgeschrieben werden.
Und so forderte er den Stadtrat auf, etwas zu tun, was der Stadtrat normalerweise nicht tut, wenn sich ein städtischer Referent um eine weitere Amtszeit bewirbt: Die Stelle solle ausgeschrieben werden.
Al Ghusain sagte, wenn er weiterarbeite, dann wolle er es in der Gewissheit tun, dass er der Beste für diesen Posten ist. Er wolle keine Verlängerung als Gnadenakt. Die Ratsmitglieder quittierten die Aufforderung mit leisem Beifall.
Al Ghusain war in der Vergangenheit häufiger in die Kritik geraten, unter anderem wegen seiner Pläne für Frankenhalle und Mozartschule oder wegen seiner Äußerungen zum Mainfranken Theater.
Herr Al Ghusain verfügt über Stil,Bildung und Charakter.
Davon könnten manche töpernden Stadtratsmitglieder,auch einige vergangener Jahre, etwas dazu lernen,wie man sich stilvoll im Blickpunkt öffentlicher Lokalpolitik und einigem Anderen verhalten sollte.