
ChatGPT ist so etwas wie der Star der Künstlichen Intelligenz (KI). Als die Internet-Anwendung im November 2022 öffentlich nutzbar gemacht wurde, war die selbstlernende Frage-Antwort-Software das große Thema. Und das, obwohl KI in der Wirtschaft schon seit Jahren im Einsatz ist.
Wie stark wird ChatGPT unser Leben verändern? Welche Berufe werden wegen dieser KI verschwinden? Nicht nur in Fachkreisen tauchen seit November solche Fragen auf. Eine Antwort lautet: ChatGPT hat bereits Einzug in unseren Alltag gehalten - und das oft unbemerkt. Die Beispiele zweier Jungunternehmen in Würzburg zeigen, was das bedeutet:
Beispiel Viind: Wenn die Antwort aus dem Rathaus automatisch kommt
Wie beantragt man einen neuen Reisepass? Wie ist das mit der Autozulassung? Welche Unterlagen braucht man im Standesamt? Derlei Fragen landen zuhauf in Stadt- und Gemeindeverwaltungen, oft per Telefon. Die Antworten sind meistens ähnlich, binden aber jedes Mal Fachkräfte.
Geschäftsführer Michael Gabler von der Viind GmbH in Würzburg ist überzeugt, dass bei solchen Vorgängen Künstliche Intelligenz von Vorteil ist. Man spart Personal, wenn der sprichwörtliche Roboter solche Standardauskünfte gibt. Also haben Gabler und sein 15-köpfiges Team einen Chatbot für Behörden und Unternehmen entwickelt, der seit kurzem mit ChatGPT ergänzt werden kann.
Schneller und automatisierter Dialog
Kauft etwa eine Stadtverwaltung das Viind-Produkt, dann kann sie damit auf ihrer Internetseite, über eine eigene WhatsApp-Nummer sowie über ihre Chat-Kanäle in den sozialen Netzwerken einen schnellen und automatisierten Dialog mit all jenen Menschen aufnehmen, die ein Anliegen an die Stadtverwaltung haben.
Wer dann zum Beispiel auf die Internetseite jenes Rathauses geht, bekommt unten rechts einen Chatbot eingeblendet. Auch Unternehmen setzen so etwas immer häufiger ein. Dann erscheint dort ein Fenster, in dem Sätze stehen wie: "Hallo, ich bin Sabrina. Wie kann ich dir helfen?"
Dahinter verbirgt sich keine echte Sabrina, sondern ein Programm. Im Falle von Viind steckt ein digitaler Vorratsschrank dahinter mit allerlei Fragen, die häufig gestellt werden – plus die Antworten dazu. Wie die Antwort genau aussieht, das könne die Stadtverwaltung selbst in die Viind-Software einpflegen, sagt Gabler.
ChatGPT hilft beim Erstellen von besseren Antworten
Die für diesen Job ausgewählten Beschäftigten einer Kommunalverwaltung oder eines Unternehmens würden eigens auf die Viind-Software geschult werden, erklärt der Geschäftsführer. Weil die Eingabe der Fragen und Standardantworten aber immer noch viel Handarbeit ist, setzt das 2021 aus der Würzburger Universität ausgegliederte Unternehmen seit neuestem ChatGPT ein.
Das laufe im Hintergrund ab, erklärt Gabler. Möchte das Rathaus-Personal zu der Viind-Chatbot-Software die Künstliche Intelligenz dazugeschaltet haben, dann würden im Hintergrund an ChatGPT erst einmal die Frage plus all jene Infos geschickt, die sich auf der Website der Kommune befinden. Mit diesem Bündel sei die Eingabe bei ChatGPT genauer, so dass die Antwort entsprechend besser ausfalle.
Zehn Kommunen – darunter der Landkreis Regensburg - und drei Unternehmen sind nach Gablers Worten Kunden der Viind-Software. Die Würzburger Firma macht etwa 400.000 Euro Jahresumsatz und wird nach eigenen Angaben bei ihrem "Bürger:innen-Bot" vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert.
Beispiel Toolpilots: Wie ChatGPT beim Marketing hilft
Wenn ein Autohersteller ein neues Modell auf den Markt bringen will oder einen Auftritt auf einer bedeutenden Messe anstrebt, dann sind das Großvorhaben mit voluminöser Vorbereitung. Ganze Abteilungen sind mitunter monatelang mit den Kampagnen beschäftigt. Werbetrommeln müssen gerührt werden, exakte Zeit- und Budgetpläne für nahezu jeden Handgriff sind über mehrere Abteilungen hinweg zu erstellen.
Solche Marketing-Drehbücher "werden in vielen Unternehmen immer noch mit Excel-Tabellen gemacht", hat Manuel Hermann beobachtet. Das dauere mitunter lang, sei fehleranfällig und binde Personal, sagt der Geschäftsführer der Toolpilots GmbH in Würzburg. Einfacher und schneller gehe das unter anderem mit Hilfe von ChatGPT.

Deshalb hat sein 2020 ins Leben gerufenes IT-Unternehmen ein Programm entwickelt, das derlei Projektplanung vereinfachen soll. ChatGPT kann dabei eingebunden werden, um zum Beispiel Formulierungen für passende Blog-Beiträge, Werbeschriften oder Korrespondenz mit beauftragten Agenturen zu erstellen. Das spare unter dem Strich 70 Prozent an Zeit.
"Mitdenken ist aber immer noch erlaubt", sagt Hermann, der sein Unternehmen mit zwei Mitstreitern zu einem Jahresumsatz von 200.000 Euro gebracht hat. Auch Toolpilots hat wie Viind seien Sitz im Zentrum für digitale Innovationen im Würzburger Stadtteil Hubland. Mitdenken bedeutet für den 49-Jährigen, dass all das, was ChatGPT an Formulierungen in den Marketing-Drehbüchern vorschlägt, von Menschen noch einmal auf Plausibilität geprüft werden sollte.
Außerdem geht es um Datenschutz: Wenn in jenen Drehbüchern für Großprojekte ChatGPT zu Hilfe genommen wird, dann muss das Fachpersonal Daten zu dem Projekt - wie etwa Namen, Beschreibung des Vorhabens und Zielgruppe - an die Künstliche Intelligenz schicken. Bevor das geschieht, kommt am Bildschirm eine Warnmeldung, dass diese Daten die EU verlassen und auf Servern in den USA liegen werden. Man sollte auf keinen Fall personenbezogene Informationen übermitteln, warnt Hermann.
Obwohl sich der Unternehmer mit seiner mit ChatGPT angereicherten Software in einer Nische befindet, hat er bereits namhafte Kunden gewonnen: Die auf Wertpapiere spezialisierte Sparkassen-Tochter Deka ist ebenso dabei wie Audi oder der Weltmarktführer für digitale Grafikkarten, das US-Unternehmen Nvidia.
IHK-Umfrage: Künstliche Intelligenz ist in Mainfrankens Wirtschaft ein großes Thema
Abgesehen von Viind und Toolpilots ist KI in der Region generell ein großes Thema. Wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt in einer nicht repräsentativen Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen herausgefunden hat, haben 63 Prozent der Firmen schon KI-Anwendungen genutzt, darunter ChatGPT.
Wie es in einer IHK-Mitteilung weiter heißt, nutzen die meisten Unternehmen dieses digitale Werkzeug für die Erstellung von Texten und für Chatbots. Allerdings herrsche Unsicherheit vor allem wegen der unklaren Rechtslage insbesondere beim Datenschutz und Urheberrecht. Einige Firmen "bemängeln die fehlende Überprüfbarkeit" der von der KI gelieferten Informationen.
Und es half mir auch, mich an die Buchtitel zu erinnern, die ich nie im Leben geschrieben habe. Sogar Inhaltsverzeichnisse waren drin, wunderbar!
Denn: Der Mensch muss auch mit ChatGPT sein Gehirn einschalten. Also: Keine Panik.
Jürgen Haug-Peichl
Regionalredaktion
Main-Post
97084 Würzburg