
Schon seit einiger Zeit sieht man sie wieder an den Straßen: Die Krötenzäune bei Erlach und Sommerhausen sind aufgebaut. Sie sollen die Amphibien schützen, die bei ihrer Wanderung die Straßen überqueren, um zu ihrem Laichplatz zu kommen. Werden solche Schutzvorkehrungen nicht getroffen, dann können zahllose nützliche Amphibien getötet werden. Bei einem Pressetermin vor Ort erläuterte Steffen Jodl vom Bund Naturschutz (BN), warum die Rettung der kleinen Wanderer so wichtig ist.
Zu den Amphibien zählen die Erdkröten, Springfrösche, Grasfrösche und Molche. Die Erdkröte sucht sich zu Beginn des Winters einen frostfreien Ort, wie Baumstrünke, dichte Vegetation, Laubhaufen oder feuchte Erdlöcher. Dort verfällt sie in eine Winterstarre. So auch in einem kleinen Wäldchen, das sich am nördlichen Ortsausgang von Erlach befindet. Für die Erdkröten ist dies ein bevorzugter Rückzugsort im Winter. Nach Beendigung der Winterstarre machen sie sich dann auf den Weg zu ihrem Laichgewässer, wobei sie zwei befahrene Straßen überqueren müssen.
30 ehrenamtliche Helfer sind unterwegs
Genau hier greift glücklicherweise der Bund Naturschutz ein. Mit Unterstützung der Straßenmeistereien und Bauhöfe werden entlang der Straßen Zäune errichtet. In Erlach beträgt die Zaunlänge beachtliche drei Kilometer. Im Abstand von 25 Metern wird ein Eimer in den Boden eingegraben. Auf ihrem Weg vom Winterquartier zum Laichplatz laufen die Kröten in den Gräben entlang des Zaunes, wobei jedes Tier für sich wandert. Die Männchen passen die Weibchen ab, springen auf deren Rücken und sichern sich so ein Weibchen für die Wanderstrecke. Auf dem Weg zu ihrem Laichgewässer fallen die Kröten irgendwann in einen der rettenden Eimer, so dass sie die gefährliche Straße nicht überqueren können.
Die Ortsgruppe Ochsenfurt des Bundes Naturschutz unter der Leitung von Christine Ruhl ist für den Bereich in Erlach und Sommerhausen zuständig. Rund 30 ehrenamtliche Mitarbeiter sind täglich morgens und abends jeweils zwei Stunden unterwegs, um die Erdkröten aus den Eimern zu befreien. Sie werden gesammelt, genau gezählt und lebend zu ihrem Laichgewässer transportiert. "2020 haben wir fast 3000 Erdkröten gesammelt und so gerettet", erklärt Christine Ruhl, wobei sie hinzufügt, dass es die Jahre davor sogar noch mehr waren.

Steffen Jodl, BN-Regionalreferent für Unterfranken, erklärte vor Ort in Erlach, wie wichtig der Amphibienschutz ist. Es sind Tiere, die viele Schädlinge, wozu auch Schnecken gehören, fressen und somit zum ökologischen Gleichgewicht beitragen. Die Krötenrettung ist die größte Mitmachaktion in Bayern, an der sich 6000 Ehrenamtliche beteiligen. Entscheidend sei, die Populationen zu erhalten, damit diese sich nicht verkleinern, so Jodl.
Im Landkreis Würzburg sind 80 Aktive unterwegs, die 800 Stunden ehrenamtliche Arbeit leisten. "Alleine im Landkreis Würzburg konnten jährlich 5000 Amphibien vor dem Straßenverkehr gerettet werden und bayernweit sind es 700 000 Tiere", berichtete Steffen Jodl. Da die Amphibien nachtaktiv sind, sollten die Autofahrer dann besonders vorsichtig sein und bei Dunkelheit langsam fahren. Die Tiere werden nicht nur überfahren, sondern können auch durch den starken Luftdruck bei hoher Geschwindigkeit sterben.
Auch Extremwetter bedroht die Amphibien
Doch nicht nur der Straßentod verringert die Population der Amphibien. Extremwetter und Klimaveränderungen spielen ebenfalls eine große Rolle. Anhand eines Schaubildes erklärte Steffen Jodl die Entwicklung der Amphibienbestände. Dadurch wurde deutlich, dass die Population 2012 einen besonders starken Einbruch erlitt. 2018 und 2019 waren ebenfalls betroffen, da damals eine große Trockenheit herrschte, die sich auf den Amphibienbestand auswirkte.
"Auch jetzt haben wir wieder extreme Temperaturen mit starkem Wechsel zwischen kalt und warm", sagt Christine Ruhl. Dadurch vermehrt sich die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer, die in Erlach tätig sind. Sie haben dieses Jahr schon sehr früh angefangen, zu sammeln, und die Aktion wird voraussichtlich bis Anfang Mai weitergehen, so dass möglichst alle Erdkröten gerettet werden können.