
Erst vor wenigen Tagen ist der Mountainbike-Trail mit einem Rundkurs von 28 Kilometern Länge rund um das Gelände der Gartenschau eröffnet worden. Schon werden Stimmen laut, die das gemeinsame Projekt von Stadt und Landkreis kritisieren und auf Gefahren für Mensch und Tier hinweisen.
„Den Verantwortlichen scheint leider entgangen zu sein, dass es außer Mountainbikern noch weitere Nutzer von Wald und Flur gibt“, sagt Andrea Braun. Schon am Anfang des Naherholungsgebietes Lehnleite führe die Strecke mehrfach über Fußwege, am Eingang (Äußere Tränke) prange noch ein Schild, das Radfahren ausdrücklich verbietet, erklärt Braun, die in der Nähe wohnt.
Keine Sicherheit für Spaziergänger
Sie erwähnt, dass sie selbst auch Radfahrerin ist. „Ich empfinde es aber als unangenehm über Wege zu fahren, auf denen Spaziergänger, Kinder und Hunde unterwegs sind, weil immer die Gefahr besteht, jemanden zu verletzen.“ Die Mountainbiker, fügt sie an, führen den Weg ja sogar auf Zeit.
Am Spielplatz an der Gertrud-von-le-Fort-Straße, seien rennende Kinder wohl nicht mehr erwünscht, so Brauns Vermutung. Sie habe schon beobachtet, wie Mountainbiker unvermittelt vom versteckten Waldweg auf die Spielplatzwiese und dann auf den Fußweg rauschten.
Intensiv abgestimmt mit dem Gartenamt
So einfach möchte Landschaftsarchitekt Marcus Viebahn, der zusammen mit dem ehemaligen Würzburger Stadtplaner Heribert Düthmann planerisch für das Projekt verantwortlich ist, die Vorwürfe nicht stehenlassen. „Gerade in diesem Streckenabschnitt wurde die Routenführung sehr intensiv mit dem Gartenamt der Stadt Würzburg abgestimmt“, erklärt er.
Die alte Wegeführung hangaufwärts (aus Richtung der Gneisenaustraße) endete mitten im Spielplatz und wurde daher bewusst an den westlichen Rand des Spielplatzes verlegt, um Nutzungskonflikte von vorherein zu reduzieren und Gefahrensituationen zu vermeiden, so Viehbahn. Hierbei handle es sich um eine Zubringerstrecke, „die nicht Teil des Rundkurses ist und überwiegend bergauf genutzt werden wird.“
Temporäre Lösung am Spielplatz
Die Streckenführung aus der Gertrud-von-le-Fort-Straße unter abschnittsweiser Mitnutzung des neuen Weges südlich des Spielplatzes sei indes nur eine temporäre Lösung für dieses Jahr, weil weiter östlich wegen der Landesgartenschau keine Durchfahrtsmöglichkeit besteht.
Eine weitere Anwohnerin und Hundehalterin kritisiert, dass der Mountainbike-Trail direkt an der Auslaufstrecke für das Tierheim und teils durch die von der Stadt ausgewiesene Freilauffläche für Hunde führe. „Seit Jahren lassen wir hier unsere Hunde spielen und rennen. Nun ist erhöhte Vorsicht angesagt.“
Tierparadies am Stadtrand
Andrea Braun ist zudem der Ansicht, dass der Lebensraum für hier lebende Vögel, Feldhasen und Rehe durch die Mountainbike-Strecke sehr eingeschränkt wurde.
Das sieht Anwohner Hans Schmidt ähnlich: „Ich kritisiere, dass der Trail durch Bereiche läuft, die der Natur vorbehalten sind.“ Ökologische Aspekte seien scheinbar bei der Planung nicht genügend berücksichtigt worden. Er selbst wohnt seit 2004 an der Lehnleite. Das Gebiet sei in den vergangenen Jahren ökologisch wertvoller geworden, ein kleines Tierparadies habe sich am Rande der Stadt integriert.
„Bisher hatte das wohl auch die Stadt so gesehen“, meint Schmidt. Zumindest machte sie mit Infoschildern auf das Naherholungsgebiet aufmerksam und wies Nutzer darauf hin, wie man sich zu verhalten habe: „Kein Feuer machen“, „nicht laut Musik hören“, „nicht Fahrradfahren“. Seltsam, wie schnell sich das geändert habe, findet der Anwohner.
Nach Anlaufphase nachjustieren
Die gesamte Route sei mit dem Umwelt- und Naturschutzbeirat abgestimmt worden, insistiert Viehbahn. Naturschutzrechtliche Aspekte seien berücksichtigt worden, „einige gewünschte Streckenabschnitte haben wir genau aus diesen Gründen nicht bekommen“. Was die Beschilderung angeht, zeigt er sich handlungsbereit: „Nach einer vier- bis sechswöchigen Anlaufphase wollen wir Erfahrungen zusammentragen und bei Bedarf an kritischen Punkten nachjustieren.“



