Hat die Kriminalität in Deutschland durch verstärkte Migration zugenommen? Ein sensible Frage, die am 24.April bei den „Würzburger Kellergesprächen“ diskutiert wird – eine neue Kooperationsreihe der Main-Post und der Juristen-Alumni der Uni Würzburg. Gast zum Auftakt ist Elisa Hoven (35), Junior-Professorin für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität Köln. Ihre Schwerpunkte liegen im Bereich der Kriminalpolitik, der Kriminologie und des deutschen und internationalen Wirtschaftsstrafrechts. Zuletzt forschte sie auch zur Kriminalität unter Geflüchteten als Täter und Opfer.
Frau Hoven, Sie haben den Zusammenhang von Migration und Kriminalität untersucht. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?
Prof. Elisa Hoven: Das Thema ist sehr komplex, wir haben bisher nur begrenzte Erkenntnisse. Sie basieren auf den Daten der polizeilichen Kriminalstatistik, der Strafverfolgungsstatistik und dem Lagebild des Bundeskriminalamtes. Wobei nur bestimmte Gruppen erfasst werden. Beispielsweise werden Tatverdächtige, deren Asylverfahren abgeschlossen ist, in der Statistik nicht geführt. Trotzdem waren 2016 Zuwanderer mit 8,6 Prozent unter den Tatverdächtigen vertreten – ein Anstieg von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Das deckt sich mit Zahlen der Polizei in Unterfranken. Hier ist auch ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Haben Politik und Medien das Problem zu lange ignoriert?
Hoven: Ja, das ist wohl so. Bei der Vorstellung des ersten Bundeslagebildes sprach der damalige Innenminister de Maiziere davon, dass Flüchtlinge kriminell nicht auffälliger seien als Deutsche. Er bezog sich dabei auf eine Studie, deren Zahlen gerade das Gegenteil aussagten. Politisch gab es eine Weile die starke Tendenz zum Relativieren, um populistische Strömungen nicht zu bestärken.
Funktioniert das?
Hoven: Im Gegenteil. Wenn man Probleme negiert, löst man sie nicht. Die Politik macht es sich dann zu einfach. Dabei gibt es kriminalitätsreduzierende Faktoren, etwa durch gezielte Maßnahmen der Integration. Besser als ein Kriminalitätsproblem auszublenden, das die Leute ja wahrnehmen, ist die offene Aussprache darüber. Denn viele Ängste sind überzogen.
Als Professorin in Köln waren sie an den Ereignissen der Silvesternacht 2015/16 nahe dran. Hatten sie Einfluss auf einen neuen Umgang mit der Nationalität von Tätern?
Hoven: Ich denke, dass solche Ereignisse tatsächlich die Perspektive verschieben. Es wurde danach intensiv diskutiert, inwieweit die Herkunft von Tätern eine Rolle spielt für Sexualdelikte wie im Kölner Fall.
Wird mittlerweile offener über solche Fragen gesprochen?
Hoven: Ich meine ja. Nur berichten Medien immer verstärkt über bestimmte Arten von Kriminalität, über andere weniger. Gewalt- und Sexualdelikte sind für Medien interessant in der Darstellung – mit tendenziell einem erhöhten Ausländeranteil. Über andere Straftaten mit vorrangig deutschen Tätern wird weniger berichtet. So kann das Phänomen der Kriminalität von Migranten leicht überzeichnet werden.
Kann man die Hauptdelikte bei Zuwanderern benennen?
Hoven: Das betrifft stark den Bereich Roheits- und Sexualdelikte, mit Abstand am meisten aber die Taschendiebstähle mit einem Zuwandereranteil von 35 Prozent. Das kann jeden Mitbürger direkt betreffen, entsprechend groß ist die Sensibilität und teilweise die Aufregung. Dabei richten Korruption und Steuerhinterziehung – primär begangen von Deutschen – einen viel höheren gesellschaftlichen Schaden an als ein Taschendiebstahl.
Gibt es Nationalitäten, die in der Kriminalitätsstatistik auffällig häufiger vertreten sind als andere?
Hoven: Man muss dabei auf die Relationen achten. Aber Fakt ist, dass Zuwanderer aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak im Vergleich zu ihrem Anteil an der Gruppe der Migranten gering repräsentiert sind, während Staatsangehörige aus den Maghrebstaaten Marokko, Algerien und Tunesien überproportional auffallen. Das gilt auch für Zuwanderer aus Georgien oder der Balkanregion.
Woher kommen solche Unterschiede?
Hoven: Wir wissen darüber noch nicht genug, vieles ist Spekulation. Ursächlich kann die demografische Zusammensetzung sein. Bekanntermaßen sind alleinstehende junge Männer besonders kriminalitätsgefährdet. Während aus Syrien mehr Familien geflohen sind, kommen aus den Maghrebstaaten hauptsächlich junge Männer. Ein anderer Aspekt: Wenn ich keine Bleibeperspektive in einem Land habe, versuche ich mich vermutlich gar nicht zu integrieren. Die Normen im Land sind dann weniger verbindlich. Auch die Motivation der Zuwanderung kann eine Rolle spielen: Flieht jemand vor einer Kriegsbedrohung oder auf der Suche nach einer wirtschaftlichen Perspektive? Wenn Migranten vom Arbeitsmarkt zunächst ausgeschlossen sind und legal kein Geld verdienen können, ist die Versuchung der Illegalität durchaus größer.
Hat die Unterbringung in beengten Gemeinschaftsunterkünften einen negativen Einfluss?
Hoven: Diese Unterbringung ist höchst problematisch. Wo viele Menschen auf engem Raum ohne Möglichkeit des persönlichen Rückzugs zusammenleben – da sind Aggressionen und Konflikte programmiert. Hinzu kommt die Langeweile durch Arbeitsverbote.
Richtet sich Gewalt dann häufig gegen andere Migranten?
Hoven: Ja. Sehr viele Gewaltdelikte passieren in den Unterkünften unter den Bewohnern.
Am Amtsgericht in Schweinfurt wurden so genannte „beschleunigte Verfahren“ für kleinere Delikte eingeführt, Würzburg will nachziehen. Was halten Sie von solchen Schnellgerichten?
Hoven: Sie sind aus präventiven Überlegungen sehr sinnvoll. Wenn ein Täter merkt, dass sein Delikt über längere Zeit keine Folge hat – dann kann dies als Tolerierung missverstanden werden. Für eine aufnehmende Gesellschaft ist es wichtig, ihre Werte klar zu kommunizieren – dann sind sie auch leichter anzunehmen. Eine unmittelbare staatliche Reaktion ist eine Antwort gegenüber dem Täter. Wenn sie zeitnah erfolgt, umso besser.
„Zugewanderte Kriminalität? Faktencheck, Erfahrungen und Problemlösungen“: Unter diesem Titel finden am Dienstag, 24. April, von 19 Uhr (c.t.) bis 21 Uhr die ersten „Würzburger Kellergespräche“ statt. Neben Elisa Hoven nimmt Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber am Podium teil. Ort: Max-Stern-Keller in der Alten Universität Würzburg (Domerschulstr. 16), der Eintritt ist frei.
Diesbezüglich eine Frage. Ist es nur Beschönigung oder schon Behinderung einer polizeilichen Maßnahme, wenn viele Frauen von einem Täter sexuell angegangen werden und die Polizei noch Zeuginnen sucht.....
und die Main-Post die Täterbeschreibung wegläßt?
Polizeibericht: "Die Würzburger Polizei nahm einen afghanischen Tatverdächtigen fest und sucht nun auch nach zwei Zeuginnen und möglichen weiteren Geschädigten. "
Quelle:
http://www.polizei.bayern.de/unterfranken/news/presse/aktuell/index.html/277932
Main-Post Bericht:
"Die Würzburger Polizei nahm einen Tatverdächtigen fest und sucht nun auch nach zwei Zeuginnen und möglichen weiteren Geschädigten."
Quelle: https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Sexualitaet-Glas;art735,9937806
Wäre es nicht zielführender für die Zeugensuche, wenn die Staatsbürgerschaft von der Main-Post genannt würde?
Ich bitte um eine Antwort Herr Jungbauer, vielen Dank.
Leider haben die Medien immer noch nicht dazugelernt, wie man am Umgang mit der "Erklärung 2018" sieht: Enweder wird diese totgeschwiegen (z.B. Mainpost) oder in die rechte Ecke gestellt (z.B. Zeit, Spiegel).
Wie viele "Einzelfälle" müssen denn noch passieren, damit Politik und Medien endlich aus ihrem Multi-Kulti-Traum erwachen und die Realität erkennen ?
Schlimm nur für die vielen Opfer der "Schutzsuchenden". Aber die sind anscheinend nicht so wichtig, denn das sind ja im Neusprech nur die "Die schon länger hier leben".
Daran glauben Sie wirklich?
Ich habe, auf Grund diesen Artikels hier, mehrer Beiträge geschrieben.
Mit deutlicher Kritik an den Main-Post Redakteuren.
Nach bisheriger Erfahrung, landen die alle im Zensureimer
Soviel zu, wir haben gelernt....
Da wird die Zensur Netiquette genannt.......je nach eigener politischen Einstellung!
Ich schrieb ja "vielleicht", die Hoffnung stirbt zuletzt.