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WÜRZBURG
Kreuzpflicht: So gehen unterfränkische Behörden damit um
Kreuzpflicht: So gehen unterfränkische Behörden damit um       -  Ein Kreuz hängt in einem Gerichtssaal an der Wand (Symbolfoto).
Foto: dpa | Ein Kreuz hängt in einem Gerichtssaal an der Wand (Symbolfoto).
Benjamin Stahl
,  Andreas Jungbauer
 und  Martina Harasim
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:45 Uhr

Wochenlang wurde diskutiert und gestritten. Doch aller Kritik zum Trotz gilt ab heute, 1. Juni, der sogenannte Kreuzerlass. Demnach müssen alle bayerischen Behörden „im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes“ und „gut sichtbar“ ein Kreuz aufhängen.

Wie viele Kreuze aufgrund der Weisung neu angeschafft werden mussten und was das gekostet hat, weiß das Innenministerium nicht. Beides „ist uns nicht bekannt“, so ein Ministeriumssprecher. „Die Behörde schafft an und zahlt“, heißt es knapp.

Rhöner Holzschnitzereien haben noch keinen höheren Absatz

Für die Umsetzung der Regelung – und damit auch für den Kauf der Kreuze – seien die Behördenleiter selbst zuständig. In der Rhön, wo es zahlreiche Holzschnitzereien gibt, macht sich der Erlass jedenfalls noch nicht in Form von Großbestellungen bemerkbar. Das bestätigten mehrere Holzschnitzer aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld auf Nachfragen. Das müsse nicht so bleiben, meint Günther Holzheimer, Schnitzer aus Schmalwasser. Schließlich sei der Erlass noch jung. „Vielleicht kommen die Aufträge ja noch rein.“

Bei der unterfränkischen Polizei hat der Kreuzerlass für keine große Aufregung gesorgt. Im Polizeipräsidium Unterfranken hänge bereits am Eingang zum Neubau – einem Nebeneingang – ein Holzkreuz, das bei der Einweihungsfeier des Gebäudes aufgehängt und gesegnet worden sei, so Polizeisprecher Michael Zimmer. „Derzeit laufen aber Planungen, auch im Haupteingangsbereich ein zusätzliches Kreuz anzubringen.“

Polizei-Dienststellen müssen teilweise neue Kreuze anschaffen

Etliche Dienststellen seien ebenfalls schon mit einem Kreuz ausgestattet. Wo noch ein Kreuz fehlt, schaffe die Dienststellenleitung eines „für einen angemessenen Betrag im Rahmen ihres Budgets“ an. Die Dienststellenleiter entscheiden auch, was für ein Kreuz beschafft wird. Also beispielsweise, was Material oder Design angeht.

Ein dekoratives, kunstvolles Exemplar aus fünf farbigen Quadraten hat dieser Tage in Würzburg die Regierung von Unterfranken im Foyer aufgehängt. Angefertigt hat es eine Berufsschulklasse in Aschaffenburg. Regierungspräsident Paul Beinhofer steht hinter dem Söder-Erlass: „Ich habe das Kreuz gerne angebracht. Es ist über die Konfessionsgrenzen hinweg Symbol des Christentums, das die Kultur unseres Landes wesentlich geprägt hat und noch prägt.“

Regierungspräsident: „Habe das Kreuz gerne angebracht“

Die heutige Werte- und Rechtsordnung gehe wesentlich auf christliches Gedankengut zurück. Einen Zwang mag Beinhofer nicht erkennen, „die Religionsfreiheit bleibt für jedermann gewährleistet.“

Verwirrung gab es bis zuletzt bei den staatlichen Hochschulen, Theatern und Museen. Für sie gilt die Kreuz-Anordnung nun doch nur als „Empfehlung“ – was aber den Einrichtungen nicht offiziell mitgeteilt wurde.

Universität will keine weiteren Kreuze aufhängen

Während deshalb die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) bereits zehn Kreuze aufgehängt hat, hält sich die Würzburger Universität zurück. Präsident Alfred Forchel verweist auf Anfrage auf die enge historische Beziehung der Uni zur Kirche – wie etwa die Erstgründung durch Fürstbischof Johann von Egloffstein im Jahr 1402 – und die vielen christlichen Symbole, die sich seit Jahrzehnten an verschiedenen Stellen der Universität befinden.

Forchel sieht keinen Handlungsbedarf durch den Kreuzerlass: „Die Anbringung eines weiteren Kreuzes ist unserer Ansicht nach nicht erforderlich." Der studentische Konvent der Julius-Maximilians-Universität hatte sich bereits Ende April gegen das Anbringen von Pflichtkreuzen ausgesprochen. Die Uni sei ein säkularer Raum, heißt es.

Defensiv auch die Hochschule für Musik in Würzburg: Hier „arbeiten viele Menschen unterschiedlichster Kulturen und Länder sehr gut zusammen, da hat die Anbringung des Kreuzes im Eingangsbereich nicht die höchste Priorität“, sagt Hochschul-Vize Martin Hummel. Man werde sich dazu mit den anderen bayerischen Musikhochschulen abstimmen.

Umsetzung der Kreuzpflicht wird nicht kontrolliert

Und an der Fachhochschule? Vertragen sich die Kreuze hier mit dem Bemühen um weitere Internationalisierung? Präsident Robert Grebner sieht keine Probleme. Auf Wunsch wolle er aber das Thema im Konvent besprechen.

Zwar ist der Kreuzerlass seit diesem Freitag für alle staatlichen Behörden gültig. Ob sie ihn auch umsetzen, das wird laut Innenministerium aber nicht überwacht.

 
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    Wegen dem Kreuzerlass werde ich bei der nächsten Wahl CSU statt AFD wählen. Wir sollten Söder dankbar sein dass er mit diesem Erlass der Rechtspopulistischen und Menschenverachtenden AFD die Stimmen klaut.
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  • M. G.
    ....und ich AFD, dadurch neutralisiert sich ihre Stimme wieder für Söder! *grins*
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  • R. Ö.
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  • S. K.
    besser wäre es , noch ein Bild von Herrn Söder daneben zu hängen, vor dem man dann niederknieen müßte
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  • F. S.
    Kreuz-Erlass gefährdet Grundfreiheiten

    Als Verfassungspatriot kann man Uni-Präsident Forchel, Museumsdirektor Schneider, und Redakteur Jungbauer mit ihren klaren Standpunkten zum Kreuzerlass gar nicht genug danken. Gäbe man dem verfassungswidrigen Ansinnen Söders und seiner Regierung weiterhin lautlos nach, indem man den Kreuzerlass als Folklore abtut, beschädigte man eine der wichtigsten Säulen unseres Rechtsstaates, vor dem alle Menschen gleich sind: die Freiheit des Geistes. Sie gerät in Gefahr, sobald auch nur ein Teil unserer Grundfreiheiten wie im aktuellen Fall die Religionsfreiheit und die mit ihr verbundene Pflicht des Staates zur weltanschaulichen Neutralität missachtet wird. Stellt man auch nur eine einzige Grundfreiheit in Frage, darf man sich nicht wundern, wenn solch ein unkluges Staatshandeln sich mit Dominoeffekt auf die Gedanken-, Meinungs- und Pressefreiheit und die Freiheit von Wissenschaft, Forschung, Lehre und Kunst auswirkt. Dies zu verhindern, seien der gesunde
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  • K. R.
    „Und wenn Du glaubst, es geht nicht blöder, kommt ein Dekret, vom Markus Söder …“
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  • J. S.
    @redaktion
    Dieser Kommentar verstößt eindeutig gegen die Netiquette. Es könnte sogar den Anfangsverdacht einer strafbaren Handlung darstellen => Beleidigung. Dies hat mit Meinungsfreiheit nichts mehr zu tun. Daher bitte sofort löschen. Es ist "ein Kreuz" mit manchen Kommentatoren. Deshalb wurden auch einige Gesetze verschärft => vor allem mit Verpflichtung zu Löschung.
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  • L. W.
    Hallo Erding,

    Ihre Auffassung einer Beleidigung können wir in diesem Fall nicht teilen.

    Freundliche Grüße
    Lukas Will
    Digitales Management
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  • J. S.
    Hallo Redaktion,
    ist für mich okay. Gelohnt hat sich meine Bitte dennoch. Denn Sie geben einen wichtigen Hinweis auch für andere: "In diesem Fall". Drücken wir halt beide Augen und die Hühneraugen zu. "g´scheit" ist der Kommentar nicht. Richtig?
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  • L. W.
    Wir entscheiden immer im Einzelfall, so auch hier.
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  • R. D.
    @redaktion:
    Sehr gute Entscheidung! Bitte lassen Sie sich von den selbst ernannten Law&Order Freaks im Forum nicht dazu drängen, auch noch Sarkasmus, Satire und eine buntere Vielfalt der Beiträge einzuschränken. Der Trend ist ohnehin bedrückend und entmutigend für autarkes Denken & Schreiben.
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  • A. H.
    Ham se's no net gemerk? Es könnte sich manchmal der Eindruck einschleichen, es müsse nur gegen einen "rechten" gehen, dann scheint manchmal "a weng mehr zu gehen".
    Die Satire verstanden?
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  • L. W.
    @ glaubt..........

    Haben Sie keinen Humor?

    Ich fände den Spruch auch gut, wenn er gegen einen linken Politiker ginge. Hier passt er halt perfekt auf unseren MP.
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  • A. H.
    Voll daneben - mal wieder übrigens!
    Scheinbar ist Ihnen entgangen, dass es mir gar nicht um den "Spruch" als solchen geht, sondern in welche Richtung meiner Meinung nach in diesem forum mehr toleriert wird - ich erinnere nur an die sich ständig widerholenden persönlichen Ausfälle gegen eine fränkische Staatssekretärin, die dann irgendwann doch abege.. wurden - und nicht um eine seltsame Art von Humor
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  • L. W.
    @ glaubt.....

    Was können denn die Mikommentatoren dafür, dass sich besagte Staatssekretärin und jetzt Ministerin mit Ihren Äußerungen selbst zum Gespött macht?

    Außerdem ist es nun mal so, dass die Regierungspartei sich in der verstärkten Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit befindet. Sie sind nun mal in der Verantwortung und an den fetten Trögen der Macht, da werden deren Vertreter doch auch etwas Satire aushalten? Andere Möglichkeiten hat man in Bayern eh nicht, als etwas Spott, wenn man eigentlich eine andere politische Ausrichtung als die CSU für richtig hält.
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  • A. H.
    na dann - wenn's der Frustbewältigung dient; dann hat's ja vielleicht sogar noch einen vergleichsweise homöopathischen Wert...
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  • K. R.
    Bei diesem Spruch handelt es sich um die Abwandlung eines Zitats von Urban Priol, unter anderem dargebracht in seinem Auftritt „Tilt! Tschüssikowski 2016“. Deswegen auch in Anführungszeichen …

    Im Original lautet der Spruch: „Wenn Du denkst, es geht nicht blöder, kommt ein Tweet von Markus Söder!“.

    Ob die Abwandlung dieses öffentlich als Satire aufgeführten Zitats eine strafrechtlich relevante Handlung und/oder eine persönliche Beleidung darstellt, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.
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  • J. S.
    Warum haben Sie nicht gleich die Quelle genannt.
    Aber dennoch: Vielen Dank für die Information. Und ein Kompliment: "Sie sind doch g´scheit!" E-weng, sagte wohl der Underfrangge.
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