Der Osterurlaub zum Skifahren ist abgesagt. Die Osternest-Suche in Omas und Opas Garten auch. Und der sonst so gut besuchte Gottesdienst am Karfreitag und am Ostersonntag fällt aus. Es wird ein anderes Ostern werden in diesem Jahr - das ist auch den Würzburgern bewusst.
"Eigentlich wollten wir Ostern zu Oma und Opa ins Erzgebirge fahren", sagt die in Würzburg lebende Sandra Schlosser etwas wehmütig. Dort sollten ihre zwei Kinder gemeinsam mit den Großeltern die Eiersuche erleben. Sie selbst erinnert sich mit großer Freude an ihre Kindheit und die Osternest-Suche in der Heimat im Schnee. "Nun ist wegen Corona alles nicht möglich. Man möchte ja auch seine Eltern nicht in Gefahr bringen", so die junge Mutter. Trotzdem wird Ostern, "das ja besonders für kleine Kinder toll ist", bei der Familie nicht ausfallen. "Wir werden traditionsgemäß ein Osterlamm backen und einen Hefezopf." Auch der Osterhase kommt - dann eben im Hinterhof des Mehrfamilienhauses. "Auch ein Spaziergang, vielleicht in Würzburgs Weinbergen, ist geplant."
Familientreffen muss ausfallen
Auch für Monika und Wilfried H. aus dem Würzburger Landkreis wird dieses Ostern ganz anders. Die 60-Jährige und der 65-Jährige gehören zur Risikogruppe und finden es wichtig, "dass es erstmal darum geht, die Corona-Welle aufzuhalten". Trotzdem ist die Isolation mit Wehmut verbunden: "Vor allem macht mich traurig, dass unser großes Familientreffen an Ostern ausfallen muss", sagt die 60-Jährige. "In solch schwierigen Zeiten wie jetzt merkt man, wie wertvoll ein guter Familienzusammenhalt wirklich ist. "Auch, dass sie ihre schwer demente Mutter nicht besuchen kann, macht ihr zu schaffen. Mit ihrem Mann wird sie es sich an Ostern gemütlich machen, "im Garten sitzen, mit dem Hund spazieren gehen und etwas Leckeres kochen". Die Enkelkinder bekommen kleine Ostergeschenke per Post zugeschickt, "wir hoffen, dass wir die gemeinsame Ostereier-Suche bald nachholen können".
"Angesichts der bekannten Beschränkungen gilt es, neue und ungewohnte Wege zu gehen", heißt es auch in einem Brief von Würzburgs Bischof Franz Jung an die Gläubigen. Aufgrund der Schutzmaßnahmen infolge der Coronakrise seien zwar alle öffentlichen Gottesdienste in der Diözese Würzburg bis 19. April untersagt. Der Bischof aber lädt die Gläubigen im Bistum ein, mit Hausgottesdiensten und persönlichem Gebet die nichtöffentlichen Feiern in den Kirchen zu begleiten.
„Ostern fällt nicht aus. Allein in der Feststellung, dass Ostern heuer nicht ausfällt, steckt schon der ganze Trost der österlichen Botschaft.“ Gerade angesichts von Leid und Tod sei es der bleibende Auftrag der Kirche, das Geheimnis von Tod und Auferstehung Jesu Christi zu feiern und diese frohe Botschaft auch über die digitalen Medien zu transportieren, betont Bischof Jung. Es erfreue ihn zu sehen, wie viele Menschen die neuen Kommunikationswege nutzen, um in diesen bewegten Tagen an den kirchlichen Gottesdiensten teilzunehmen.
Kreative Wege beschreiten
Auch die Würzburger Gemeinden beschreiten kreative Wege, um trotz der Einschränkungen gemeinsam den Glauben zu leben. So erstellt zum Beispiel Alfred Kraus, Geistlicher und katholischer Stadtpfarrer auf dem Heuchelhof und in Rottenbauer, momentan gerne Hausbriefe, in denen er spirituelle Impulse oder auch Gebete an seine Gemeindemitglieder weitergibt. Per E-Mail oder auch per WhatsApp halte er den Kontakt, erzählt er. Mit älteren Senioren, die sich derzeit sehr einsam fühlen, telefoniert der Geistliche auch regelmäßig. Zu Ostern hat er in seinen zwei Kirchen St. Sebastian und St. Josef etwas Schönes geplant: "Wir haben kleine Osterkerzen besorgt, die dann an Ostern an der großen Osterkerze angezündet und gesegnet werden." Dann können die Kerzen (natürlich mit Abstand) im Laufe des Ostersonntags von den Gemeindemitgliedern abgeholt und zuhause angezündet werden. Ebenso wird Osterwasser in einem geschlossenen Gefäß gesegnet und kann in kleine Behältnisse abgefüllt werden, so Kraus.
Auch für Familien mit kleineren Kindern gebe es von der Diözese schöne Tipps, um den Kleinen biblische Hintergründe zu erklären, etwa mit der Kinderbibel oder mit Basteleien und Ausmalbildern. "Natürlich ist da das Engagement der Eltern gefragt", so Pfarrer Kraus. Er selbst wird durch Corona auch ein anderes Ostern haben als in vergangenen Jahren, "denn meine Mutter werde ich nicht wie sonst besuchen können". Da wird dann per Videotelefonie telefoniert, "damit sie mich sehen kann".
Sieben gute Nachrichten
Unter dem Motto „Behütet und getröstet. Daheim, aber nicht allein!“ hat indes die Evangelische Jugend und die Evangelische Studierendengemeinde Würzburg gemeinsam mit dem Evangelisch-lutherischen Dekanat seit Palmsonntag zu "Sieben guten Nachrichten zu Karwoche und Ostern 2020" eingeladen, die per Mail nach Hause abonniert werden können, erzählt Hochschulpfarrer Ralph Baudisch. Grundlage für den Kar-Kalender von Palmsonntag bis Karfreitag mit Impulsen und Anregungen für Passion und Ostern zuhause, ist das bekannte Vertrauenslied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, das der Pfarrer und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer in seiner Gefängniszelle schrieb. Die Hinrichtung Bonhoeffers im Konzentrationslager Flossenbürg jährt sich an diesem Gründonnerstag zum 75. Mal.
Baudisch initiierte außerdem die Aktion "Osterfreude" und verschenkte Tütchen mit einer Kleinigkeit zu essen, Toilettenpapier und einem Oster-Impuls darin an die Würzburger. Die Tütchen hängte er an den Zaun der Evangelischen Kirche am Friedrich-Ebert-Ring in Würzburg.
Ostergrüße per Videobeitrag
Am Ostersonntag wartet außerdem eine bunte und bewegte Aktion auf alle Teilnehmenden: Über einen Link auf der Internetseite des Dekanats sind Ostergrüße per Video-Beitrag zu erhalten, die vorher eingesandt wurden. Ein dezentrales Osterfeuer bringt außerdem Licht in Würzburgs Häuser: Zum Entzünden einer Kerze am Ostermorgen zum Sonnenaufgang um 6.30 Uhr lässt sich gut allein und doch gemeinsam singen „Christ ist erstanden“.
So soll sich auch ohne Kirchenbesuch die Lebens- und Osterfreude in Stadt und Land verbreiten - sind sich die Initiatoren, neben Baudisch beispielsweise Pfarrerin Anna Bamberger und stellvertretender Dekan Max von Egidy, einig.