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WÜRZBURG
Konstantin Wecker „scheitert“ in Würzburger Wärmestube
In Würzburg mittlerweile bekannt: die Schmökerkiste - ein umgebauter Bauwagen als mobiler Buchladen, in dem auch Wohnungslose arbeiten.
Foto: Nicolas Bettinger | In Würzburg mittlerweile bekannt: die Schmökerkiste - ein umgebauter Bauwagen als mobiler Buchladen, in dem auch Wohnungslose arbeiten.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:22 Uhr

Er hat sich das Leben aus ganz unterschiedlicher Perspektive angeschaut. Mal ein Stück geradlinig, mal euphorisch-erfolgreich, dann von ganz unten – gestrandet in Sinnsuche und voller Selbstzweifel, die Drogensucht als Tiefpunkt.

Lesung aus „Die Kunst des Scheiterns“

Doch Konstantin Wecker ist immer wieder aufgestanden. Niederlagen und Fehltritte, davon ist der bekannte Liedermacher überzeugt, bringen Menschen im Inneren weiter. Sein Credo: An Krisen reift man. Wer Krisen bewältigt, kommt im Leben wichtige Schritte weiter. „Die Kunst des Scheiterns“, so hat er eines seiner Bücher überschrieben. Am Gründonnerstag, 29. März, liest er um 12 Uhr in Würzburg daraus – nicht irgendwo, sondern in einer Anlaufstelle für Menschen mit Lebensbrüchen, wie sie ihm nicht fremd sind: in der Wärmestube für Obdachlose.

Am Vorabend tritt Wecker mit seinem Programm „Poesie und Widerstand“ im Congress Centrum auf. Dort wird er sich, wie man es von dem heute 70-Jährigen kennt, nicht zurückhalten mit Gesellschaftskritik und Nachdenken übers Menschsein. Der Förderverein Wärmestube– unter dem Dach des Caritasverbandes – hat Wecker vor einigen Wochen als Künstler angefragt, der seit jeher seine Stimme erhebt für die Schwachen, Gestrauchelten und Randständigen. Sie wolle er mit seinen Liedern und Texten in die Mitte holen, so wie das der Förderverein seit 2013 mit seiner Schmökerkiste tut: ein alter Bauwagen, vollgepackt mit mehreren hundert Büchern, der in den Sommermonaten in Würzburg an zentralen Plätzen und Orten steht, etwa vor dem Dom.

Projekt Schmökerkiste mit Menschen in Problemlagen

Ein zumindest in Nordbayern bislang einzigartiges Projekt: Ein mobiler Buchladen, betrieben von „Menschen in besonderen Lebenslagen“ weitgehend in eigener Verantwortung. Sie nehmen Bücherspenden an, prüfen, sortieren sie und wählen aus. Und schließlich werden die Second-Hand-Bücher für die Kunden ordentlich präsentiert und gegen geringe Beiträge verkauft.

Wohnungslose treten hier nicht als Hilfeempfänger in Erscheinung, sondern als Akteure. Und es entstehen Begegnung und Einblicke für „Normalbürger“ in die Lebenswelt von Menschen ohne feste Bleibe, mit psychischen Problemen oder Suchterkrankungen. „Wir wollen zeigen, dass Menschen auch in schwierigen Situationen Verantwortung übernehmen können“, sagt Bernhard Christof als zweiter Vorsitzender des Fördervereins Wärmestube. Dieser hat eine Pädagogin angestellt, die die besonderen Buchhändler im Hintergrund begleitet.

Mindestens zehn Euro spenden und Wecker live erleben

Überhaupt stemmt der Verein das Projekt bis heute aus Eigenmitteln und ist daher für jede Unterstützung dankbar. So wie die von Konstantin Wecker. Vor seiner Lesung wird er der Schmökerkiste – sie steht an diesem Tag an der Wärmestube – einen Besuch abstatten. Und schließlich soll sein Auftritt nicht nur ein besonderes Erlebnis für die Stammgäste der Wärmestube sein, sondern als Benefizaktion zusätzlich noch Geld für die Schmökeriste einspielen. Denn auch sonstige Wecker-Fans können bei der Lesung dabei sein – mit etwas Glück und einer Spende von mindestens zehn Euro für den Förderverein Wärmestube.

Unter allen Spendern (Zahlungseingang bis einschließlich Montag, 26. März, Stichwort „Wecker“) verlost der Förderverein die 20 öffentlichen Zuhörerplätze. Mehr Kapazität gibt die Wärmestube nicht her – schließlich sollen jene in der ersten Reihe sitzen, die hier regelmäßig zu Besuch sind. Zusätzlich zum Stichwort ist bei der Überweisung eine Handy-Nummer anzugeben, damit die Gewinner benachrichtigt werden können. Spenden gehen an den Förderverein Wärmestube, IBAN DE88 7905 0000 0043 9850 50.

Ermutigung, nach Lebensbrüchen neu aufzustehen

Nach dem großen Saal vom Vorabend begibt sich Widerständler Konstantin Wecker also am Gründonnerstag in einen fast familiären Rahmen. Dabei, so versprechen die Organisatoren vom Wärmestubenverein, „schaut er auf die Brüche des Lebens, die auch eine Chance sein können, wieder aufzustehen und einen Neuanfang zu wagen.“ Der Zeitpunkt kurz vor Ostern könnte hierfür kaum besser gewählt sein.

Konstantin Wecker       -  Sänger und Liedermacher Konstantin Wecker unterstützt mit einer Lesung in der Würzburger Wärmestube das Projekt Schmökerkiste.
Foto: Ursula Düren/dpa | Sänger und Liedermacher Konstantin Wecker unterstützt mit einer Lesung in der Würzburger Wärmestube das Projekt Schmökerkiste.
 
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