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Würzburg
Kommt JVA-Beamter für Handy-Schmuggel selbst hinter Gitter?
Für heiß begehrte Handys im Würzburger Gefängnis soll ein 55-jähriger Aufseher Geld und Haschisch bekommen haben. Ab Mittwoch sitzt der geständige Beamte auf der Anklagebank.
Auf den unterschiedlichsten Wegen werden Handys ins Gefängnis geschmuggelt. Auch mit der Hilfe korrupter Beamter. 
Foto: Daniel Biscan | Auf den unterschiedlichsten Wegen werden Handys ins Gefängnis geschmuggelt. Auch mit der Hilfe korrupter Beamter. 
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:00 Uhr

Einblicke in die Welt hinter Gittern geben jetzt mehrere Prozesse am Land- und Amtsgericht Würzburg um das Einschmuggeln von Mobiltelefonen. Im Zentrum steht zum Auftakt am Mittwoch, 18. September, ein JVA-Beamter, der die Handys gegen Bares ins Gefängnis geschmuggelt haben soll. Der Prozess sollte bereits vorige Woche starten, war aber wegen Erkrankung eines Prozessbeteiligten verschoben worden.

16 weitere Anklagen

In vier weiteren Prozessen sind acht Gefangene und acht Unterstützer angeklagt, die Handys organisiert und das Bestechungsgeld besorgt und übergeben haben sollen. In diesen Verfahren wird der Beamte der Justizvollzugsanstalt (JVA) als Zeuge gebraucht.

Heikel war die Schmuggelaktion deshalb, weil nicht nur Häftlinge, die in der JVA ihre Strafe verbüßen, so einen „Draht“ nach draußen hatten. Die Handys tauchten auch bei Verdächtigen auf, die in Untersuchungshaft sitzen und aus gutem Grund keinen Kontakt zur Außenwelt haben dürfen.

Konnten Verdächtige ihr Verfahren manipulieren?

„Die telefonieren nicht nur mit Frau und Kindern“, sagt ein Ermittler. „Da wird doch versucht, Zeugen einzuschüchtern oder Versionen abzusprechen, um Ermittlungen abzuwürgen.“ Ob Gefangene die Chance, Einfluss auf Ermittlungen zu nehmen, tatsächlich nutzten, soll in den Prozessen herausgefunden werden.

Ein Bordellbetreiber aus Oberfranken soll den Würzburger JVA-Beamten dazu gebracht haben, für rund 100 Euro ein Handy in das Gefängnis einzuschmuggeln. Daraus soll sich ein boomender Handel entwickelt haben. Der Mann aus dem Rotlichtmilieu sagte Ermittlern, ihm sei der JVA-Beamte als "kooperationswillig" bekannt gewesen. In Würzburg sollen zum Beispiel in einer Cornflakes-Packung gleich neun Handys in die JVA geschmuggelt worden sein.

Vergleichbarer Fall in Heilbronn

2018 beschäftigte ein gleichartiger Schmuggel-Fall die Justiz in Heilbronn. Fünf Häftlinge hatten regen Handel mit Drogen, Medikamenten und Smartphones betrieben. Ein JVA-Beamter diente dort als Kurier. Er wurde im März 2019 wegen Bestechlichkeit sowie Beihilfe zum Handel mit Drogen zu drei Jahren Haft verurteilt. Aufgrund der Affäre hatte der Leiter der JVA im Oktober 2018 seinen Posten räumen müssen.

Eingeschmuggelte Handys im Knast sind ein Dauerthema in Haftanstalten. Sie werden - auch mithilfe bestochener Beamter - über Besucher, Lieferanten und in Paketen eingeschmuggelt. In Berlin sollen bereits Drohnen benutzt worden sein, um Handys im Innern der Anstalt abzuwerfen. Weltweit sorgte gerade ein Fall in Costa Rica für Aufsehen, bei dem eine Katze als Transporteur diente.  Nach fünfstündiger Jagd wurde das Tier gefangen. Auf dem Rücken der Katze war ein Säckchen befestigt, in dem sich zwei Handys samt Ladekabel und SIM-Karten verbargen.

Youtuber im Gefängnis

In Berlin sorgte gerade ein Gefangener für Schlagzeilen, der mit einem eingeschleusten Handy  im Stil eines Restaurant-Testers das Essen hinter Gittern bewertete. Über Monate hatte auch ein Youtuber die Justiz mit heimlich gedrehten Videos über den Knastalltag genarrt. In Berliner Gefängnissen wurden allein 2017 laut Justiz mehr als 1300 verbotene Handys eingesammelt.

Der Handy-Prozess in Würzburg beginnt am Mittwoch um 9 Uhr.

 
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  • R. D.
    Klar müssen solche Kriminellen in den Knast.
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