zurück
Würzburg/Berlin
Kommt die Impfpflicht? Wie FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann für einen Kompromiss streitet
Die Impfpflicht ist umstritten. Eine Mehrheit im Bundestag ist vor der Abstimmung am Donnerstag nicht in Sicht. Andrew Ullmann erklärt, wie er um eine Lösung ringt.
Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann verhandelt aktuell in Berlin einen Kompromiss zur Impfpflicht. Der Medizinprofessor aus Würzburg ist seit 2017 Abgeordneter des Deutschen Bundestages.
Foto: Patty Varasano | Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann verhandelt aktuell in Berlin einen Kompromiss zur Impfpflicht. Der Medizinprofessor aus Würzburg ist seit 2017 Abgeordneter des Deutschen Bundestages.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:05 Uhr

Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann ist ein gefragter Mann in diesen Tagen in Berlin. In der verfahrenen Debatte um eine Impfpflicht könnte der Gesetzesentwurf, der den Namen des Bundestagsabgeordneten aus Würzburg trägt, derjenige sein, der den Weg zu einem Kompromiss weist. Dieser könnte dann in der geplanten Abstimmung am Donnerstag im Bundestag auch mehrheitsfähig sein. Geht es nach dem Medizinprofessor und seinen Mitstreitern von SPD, FDP und Grünen, verabschiedet der Bundestag ein Gesetz, das zunächst mal eine Pflicht zur Impfberatung vorsieht. In einem zweiten Schritt könnte dann, falls es die Datenlage notwendig macht, im September eine Impfpflicht ab 50 Jahren eingeführt werden.

Frage: Am Donnerstag will der Bundestag ein Gesetz zur Impfpflicht beschließen. Glauben Sie noch, dass es so kommt, Herr Ullmann?

Andrew Ullmann: Am Donnerstag soll der Bundestag entscheiden, wie wir uns auf die nächste Welle im Winter vorbereiten wollen. Die Impfpflicht ist aus meiner Sicht nicht zwingend. Es sind mehrere Anträge formuliert worden, bislang aber zeichnet sich für keinen eine Mehrheit ab.

Die Gruppe derjenigen, die bislang eine Impfpflicht ab 18 befürworteten, hat sich auf die Gruppe Ullmann zubewegt. Und möchte nun auch eine Impfpflicht ab 50 Jahren beschließen. Ihnen reicht der Vorschlag nicht. Warum?

Ullmann: Die Gruppe hat sich sehr bewegt, das haben wir zur Kenntnis genommen. Unser Vorschlag aber sieht vor, vor eine Impfpflicht eine Pflicht zur Aufklärung zu setzen. Das wäre das mildere Mittel, um die Impflücken zu schließen. Sollte das nicht gelingen, bräuchte es erst dann die Impfpflicht. Deshalb sprechen wir in unserem Gesetzentwurf von einer optionalen Impfpflicht ab 50 Jahren im September. Das heißt, der Bundestag muss vorher noch einmal abstimmen, ob die Voraussetzungen dafür aus wissenschaftlicher Sicht gegeben sind.

Wie soll die Impfaufklärung organisiert werden?

Ullmann: Das ginge relativ simpel. Unser Gesetzentwurf sieht vor, dass die Krankenkassen alle Menschen, von denen sie nicht wissen, ob sie geimpft sind oder nicht, benachrichtigen und mit Informationen zu Beratungsstellen versorgen. Idealerweise übernehmen das die Impfzentren. Sollte der Angeschriebene bereits geimpft sein, meldet er das einfach, dann muss er der Beratungspflicht nicht nachkommen.

Die Krankenkassen haben gesagt, es sei nicht leistbar, alle anzuschreiben, weil es nicht genügend Papier gebe...

Ullmann: Von Lieferengpässen bei Papier ist mir nichts bekannt.

Was bringt Beratung? Es scheint so, als seien viele Ungeimpfte überhaupt nicht mehr für Argumente erreichbar. Auch die Hoffnungen auf den proteinbasierten Impfstoff von Novavax haben sich nicht bestätigt.

Ullmann: Beratung bringt immer etwas. Ich bin selbst über 30 Jahre ärztlich tätig gewesen und kann da aus Erfahrung sprechen. Beratung hilft, den Menschen die Kompetenz zu vermitteln, damit sie eine gute Entscheidung treffen können. Dass wir nicht alle erreichen, die gegen Impfungen sind, ist uns völlig klar. Aber möglicherweise können wir die Impflücke auf diesem Weg schon entscheidend schließen. Dann bräuchte es keine Impfpflicht.

Ohne Abgeordnete der Union hätte keiner der jetzt diskutierten Gesetzesentwürfe eine Mehrheit. Sie haben den Anspruch, Brückenbauer zu sein. Was ist der Unterschied zum Impfvorsorgegesetz, das CDU und CSU vorschlagen?

Ullmann: CDU und CSU haben keinen Gesetzentwurf vorgelegt, sondern in einem Antrag einen Forderungskatalog formuliert. Dieser orientiert sich im Großen und Ganzen an unserem Gesetzesentwurf. Die Unterschiede betreffen Feinheiten, etwa ob eine Impfpflicht ab 50 oder 60 Jahren kommen soll.

Aber die Union weigert sich, ihrem Vorschlag zuzustimmen. Laufen denn noch Gespräche?

Ullmann: Das kann ich bestätigen. Gespräche finden auf Abgeordneten-, nicht auf Fraktionsebene statt. Ich spreche für eine Abgeordneten-Gruppe, nicht für die FDP oder die Koalition. Es ist schade, dass es nicht gelungen ist, die Parteipolitik aus dieser Diskussion herauszuhalten. Es war die Idee, Gruppenanträge aus der Mitte des Bundestags heraus zu erarbeiten. Nicht alle haben das ernstgenommen. Aber ja, wir wollen Brücken bauen – im Interesse der Sache. Ich bin immer noch vorsichtig optimistisch, dass wir bis Mittwoch etwas erreichen können. Aber sicher ist das nicht.

Braucht es überhaupt ein Gesetz? Die letzten Entscheidungen der Politik vermitteln doch eher den Eindruck, Corona sei schon überwunden?

Ullmann: Das wäre zu schön, aber das sagt keine Partei in Regierungsverantwortung, das sagt auch in der Union niemand. Wir haben viel gelernt in den Monaten und Jahren der Pandemie. Impfungen beispielsweise sind etwas ganz Essenzielles. In der Menschheitsgeschichte war es immer so, dass die Immunisierung gegenüber Krankheitserregern eine Pandemie verschwinden ließ. Auf eine Durchseuchung der Bevölkerung zu setzen, wäre der falsche Weg, denn das würde mehr Tote bedeuten. Das müssen wir verhindern.

Was ist die Alternative?

Ullmann: Bei einer guten Grundimmunisierung ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man vor schweren Vorläufen geschützt ist. Impfungen verhindern, dass unnötig viele Menschen auf den Intensivstationen der Krankenhäuser landen und das Gesundheitssystem überfordert wird. Das zu vermeiden, ist das primäre Ziel.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Michael Czygan
Andrew Ullmann
Beratungsstellen
Bundestagsabgeordnete
CDU
CSU
Coronavirus
Covid-19
Deutscher Bundestag
FDP
Impfberatung
Impfpflicht
SPD
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Thomas.Lindenberg@gmx.de
    Gut, dass sich dieses Thema nun erstmal erledigt hat!
    Es gibt sie eben doch noch, die Demokratie!
    (Ich hatte schon ernsthaft daran gezweifelt...)
    Jetzt können endlich die Sektkorken knallen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Lebenhan1965
    @ Tomlin

    Wo denn? Bei den Bestattern?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • petrapp@gmx.de
    Eine Impfpflicht für Menschen ab 60 stellt eine
    Diskreminierende Maßnahme dar die m.E. durch
    unser Grundgesetz nicht abgedeckt ist (Gleichbe-
    handlung, körperl. Unversehrtheit usw.).
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Thomas.Lindenberg@gmx.de
    @Lebenhan1965:
    Betonung liegt auf "angeblich"...
    Ok, ich habe es gerade nachgelesen: Impfen mit anschließendem Verkauf der Impfnachweise... ein Spinner!
    Mal sehen wann sein Immunsystem dann schlappmacht...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Lebenhan1965
    @ Tomlin

    Bei einigen Ungeimpften hat das Immunsystem bereits versagt. Sie mussten Ihre Verweigerung mit dem Leben bezahlen.

    Diesem x-fach Geimpften geht es anscheinend gut und er hat aus der Dummheit der Impfgegner ein tolles (aber dubioses) Geschäft für sich entwickelt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    Aufklärungsgespräche für Impfgegner? Da halte ich es für sinnvoller mit einem Baum oder einem Einbauschrank zu sprechen - bringt genauso wenig! Unsere "Regierung" hat noch nicht mal den*******in der Hose die Impfpflicht durchzusetzen. Und im Herbst/Winter geht die ganze Diskussion wieder von vorne los. Welche Rohrkrepierer sitzen da eigentlich in Berlin? 🙈🙉🙊
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • hubert.endres@allianz.de
    Da fehlen eigentlich nur noch sie in Berlin. Ihre Kommentare sagen eigentlich alles. Nur kritisieren aber selbst nichts auf die Reihe bringen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    @Hubsi: Schön, dass es doch tatsächlich noch Mitleid gibt, für unsere Totalversager quer durch alle Parteien!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Steler06501902
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ernler22290809
    Das aktuelle Pferd ist längst "totgeritten". Überall hatte man sich irgendwann an aktuelle Situationen und Gegegebenheiten angepasst, nur nicht bei der Impfpflicht. Rechtlich hätte diese keinerlei Bestand wenn Maskenpflicht und Quarantäne aufgehoben wird und diese nicht vor der Weitergabe von Corona schützt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • steve67
    Ullmann hat nix gelernt, insbesondere nix aus den Nebenwirkungen. Oder glaubt er immer noch Lauterbach, dass die Impfung "nebenwirkungsfrei" sei? Wenn auch nur einer an der Impfung stirbt , ist eine Impfpflicht ein NoGo!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Steler06501902
    Nach der Thesse müssten auch Tütensuppen, Hühnereier und Pökelsalz verboten werden grinsen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Thomas.Lindenberg@gmx.de
    @Steler06501902:
    Richtig! Nach DIESER These müsste es tatsächlich verboten werden, von Leuten, die Tütensuppen, Hühnereier und Pökelsalz aus gesundheitlichen Gründen ablehnen, bis zum 1. Oktober den Nachweis über den Verzehr einer vom Gesundheitsministerium festgelegten Menge an Tütensuppen, Hühnereiern und Pökelsalz einzufordern, weil andernfalls ein Bußgeld von 2.500 Euro fällig wird - gefolgt von der Androhung eines existenzbedrohenden Zwangsgeldes bis zu 25.000 Euro...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Steler06501902
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Steler06501902
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Thomas.Lindenberg@gmx.de
    @hentinger:
    Ich hatte in meinem Kommentar den (stark hinkenden!) Vergleich von Steler06501902 aufgegriffen, der meinte, dass wenn die Impfpflicht selbst bei nur einem tödlichen Impf-Schadensfall schon ein "NoGo" wäre, müssten Hühnereier, Tütensuppen und Pökelsalz gleichermaßen verboten werden.
    Der Vergleich hinkt in zweierlei Hinsicht:
    - Der Genuss dieser Lebensmittel ist im Gegensatz zur Impfung (im Falle einer Impfpflicht) eben NICHT gesetzlich vorgeschrieben.
    - Mir sind noch keine Berichte über gehäuftes Auftreten von Herzmuskelentzündung, Lungenembolie, Schlaganfall, Gehirnblutung, Thrombose etc. im engen zeitlichen Zusammenhang mit dem Genuss von Hühnereiern und Tütensuppen bekannt.
    Dass Pökelsalz nicht gerade zu den gesündesten Lebensmittelzusätzen gehört, ist ja hinlänglich bekannt.
    Aber selbst dazu wird ja niemand verpflichtet oder gezwungen...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Steler06501902
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Lebenhan1965
    @ steve67

    Haben Sie nicht kürzlich gelesen, dass sich ein Mann angeblich 90 mal impfen ließ und trotzdem noch lebt, obwohl das nach den Experten, denen Sie trauen ja gar nicht mehr möglich wäre.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • steve67
    Ja, das hab ich gelesen und was soll mir das sagen? Dass er sehr großes Glück hatte bisher?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten