Was haben ein Verkehrspolizist und ein Beamter einer Wasserrechtsbehörde gemeinsam? Nicht viel, auf den ersten Blick. Während der eine über das Wasser wacht, hat der andere ein wachsames Auge auf die Straßen. Und auf den zweiten Blick? Immer noch nicht viel.
Nur wird der Vergleich mit Verkehrspolizisten gerne herangezogen, wenn Beamte, die über das Wasser wachen, erklären, wie bei ihnen die Kontrollen ablaufen. Die Frage ist spannend: Wie werden mehr als 2000 Wasserentnahmen in Unterfranken kontrolliert und wie wird verhindert, dass Wasseruhren ein weiteres Mal rückwärts laufen, so wie in einem Fall im Sommer 2022 in der Bergtheimer Mulde im Landkreis Würzburg?
Alle Ämter argumentieren mit demselben Vergleich
Wortgleicher Tenor aus den Landratsämtern, den Wasserwirtschaftsämtern und der Regierung von Unterfranken: Naja, das sei beim Wasser wie im Straßenverkehr, wo nicht hinter jedem Auto ein Streifenwagen herfährt, der kontrolliert, ob alle angeschnallt sind.
Egal ob Industrie, Mineralwasserhersteller, Winzer oder Landwirte – sie entnehmen ein Allgemeingut zum Nulltarif. Und sind verpflichtet, ihre entnommenen Wassermengen zu melden. Meist dem Landratsamt, in einigen Fällen auch dem Wasserwirtschaftsamt. Mal müssen die Wassermengen bis März bei den Behörden eingegangen sein, mal zu einem anderen Datum, je nach Vereinbarung zwischen Entnehmer und Amt. Ein Zahlenwirrwarr, das oft analog verwaltet wird.
Die Behörden übermitteln sich dann die Zahlen, auf Beamtendeutsch: "stehen in einem engmaschigen Austausch". Doch die Recherche der Main-Post mit dem Bayerischen Rundfunk zeigt: Bei mehr als der Hälfte aller Wasserentnahmen in Unterfranken liegen den Ämtern von 2018 bis 2021 in keinem einzigen Jahr gemeldete Wassermengen vor.
Behörden verlassen sich zu oft auf aufmerksame Bürger
Der Eindruck, der bleibt: Der Feierabendverkehr in Neu-Delhi wird besser kontrolliert als Wasserentnahmen in Bayern. Beim lebenswichtigen Gut Wasser hingegen verlassen sich die Ämter hierzulande oft auf wachsame Bürger, die verdächtig blubbernde Wasserpumpen auf dem Nachbargrundstück melden. Kontrolliert wird stichprobenartig bei enger Personaldecke.
Dabei geht es bei der Kontrolle nicht darum, alle Entnehmer unter Generalverdacht zu stellen, sondern ein transparentes System zu schaffen. Es geht um Unternehmen, die mit Hilfe von Wasser Geld verdienen, weil sie etwa auf wassergekühlte Prozesse angewiesen sind oder Hektar große Ackerflächen beregnen. Diese Großunternehmer sollten dazu verpflichtet sein, den Behörden detailgenau Auskunft über entnommene Mengen zu geben.
Doch dazu braucht es nicht Behörden, die wilder als auf einer Verkehrsinsel in Neu-Delhi das Chaos verwalten. Sondern digitale Wasserzähler, Datenbanken und eine Vernetzung zwischen den Ämtern. In Niedersachsen ist das kein frommer Wunsch, sondern längst Realität.
Das werden nur die ganz schwarzen Schafe machen.
Also ganz praktisch:
Anschreiben an alle Entnehmer zum Einbau einer digitalen Wasseruhr mit Frist 3 Monate.
Und schon ist das Problem vom Tisch.