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Würzburg
Kommentar: Weihnachten zeigt, wirkliche Wärme entsteht nur in Gemeinschaft
Weihnachtslied. Predigt. Mit künstlicher Intelligenz kann man sich ganz einfach seinen eigenen Gottesdienst basteln: Warum das keine gute Idee ist.
Künstliche Intelligenz kann Predigten zu Weihnachten schreiben und Weihnachtslieder dichten. Das bedeutet aber nicht, dass das eine gute Idee ist.
Foto: Getty | Künstliche Intelligenz kann Predigten zu Weihnachten schreiben und Weihnachtslieder dichten. Das bedeutet aber nicht, dass das eine gute Idee ist.
Achim Muth
 |  aktualisiert: 28.12.2023 02:51 Uhr

Wer braucht schon Kirche? Jetzt, wo es künstliche Intelligenz gibt und Maschinen menschliche Fähigkeiten lernen und imitieren. Da benötigt ein Mensch mit Maschine niemanden mehr, um Weihnachten zu feiern. Ich habe mir von der KI ein Weihnachtslied schreiben lassen. Titel: "Sternenlicht in der Stille", drei Strophen plus Refrain, in vier Sekunden erstellt, kleiner Textauszug gefällig? Bitte sehr:

"Im Sternenlicht der Stille / erklingt ein Lied / Frieden auf Erden / ein Geschenk, das nie verfliegt."

Hand aufs Herz, da haben Sie auf Schlagerparaden und Weihnachtsmärkten schon schrägeres Zeug gehört, stimmt's?

Und weil wir gerade dabei sind: Wer braucht einen Pfarrer, wenn er KI hat! Machen wir uns den Gottesdienst doch auch einfach selbst. Die Bitte, mir eine Weihnachtspredigt zu schreiben, hat die KI ebenfalls in Sekundenschnelle erfüllt.

Herausgekommen ist ein berührender Text mit Verweisen auf das Lukas-Evangelium: "Der Retter wurde geboren, nicht in einem prächtigen Palast, sondern in einem bescheidenen Stall. Diese Demut, mit der Gott in unsere Welt trat, lehrt uns eine wichtige Lektion über die Art und Weise, wie wir unser Leben führen sollen." Das hätte manch Jünger Jesu in den Gotteshäusern dieser Welt nicht besser formuliert bekommen. Sogar das Amen am Ende hat die künstliche Intelligenz nicht vergessen. Gloria in excelsis deo!

Es wird eine große Aufgabe sein, die Menschlichkeit nicht zu vergessen

Natürlich gruselt es einen bei dem Gedanken an solch ein unterkühltes Weihnachten, wenn Lieder und Botschaften nicht mehr von Freunden und Partnern, von Menschen und von Herzen kommen, sondern aus einem Rechner, der Worte und Sätze nach einem Algorithmus zusammenklaubt. In einer zunehmend digitalisierten Welt, die sich immer mehr von den institutionellen Kirchen abkehrt, aber auch von Traditionen, sind solche Veränderungen keine Utopie.

Es wird die große Aufgabe von Gesellschaft, von Politik, aber auch der Kirchen selbst sein, die Menschlichkeit bei all dem nötigen Wandel nicht zu vergessen. Maschinen, Computer, Handys sind zu wichtigen und helfenden, ja oft zu Alltags-bestimmenden Werkzeugen geworden.

Aber sie strahlen Hitze nur ab, in Wirklichkeit sind Technologie und künstliche Intelligenz kalt und kühl. Wirkliche Wärme entsteht nur in Gemeinschaft. Denn: Auch Augen können sprechen. Ein Lächeln kann eine Antwort sein. Eine Umarmung kann in schwierigen Stunden mehr Trost spenden als 1000 Worte.

Der Mensch macht den Unterschied – er muss es nur wissen

Dort, wo Menschen sich begegnen, fließt eine andere Energie. Das gilt nicht nur für die Kirche – aber eben auch für die. Ein Weihnachtslied im Chor klingt schöner. Kluge Gedanken eines Pfarrers in einer Kirche am Heiligen Abend können anders berühren als es ein von KI generierter Text vermag. Der Mensch macht den Unterschied, das muss er nur wissen.

Das sieht im übrigen auch die Maschine so: Die KI, befragt nach dem Wert einer menschlichen Gemeinschaft, antwortet prompt, dass diese "einen positiven Einfluss auf das Leben ihrer Mitglieder hat und eine bedeutende Quelle von Lebensqualität und Zufriedenheit ist".

KI an Weihnachten? Kein Interesse.

 
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