
Drei Anzeigen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz hat die große Polizeiaktion im Alten Hafen gebracht. Die Anzahl der offenen Fragen zu der Razzia ist weitaus höher.
Die Polizei berichtet regelmäßig über den Fund von einem halben Gramm Cannabis und das Abfahren eines Außenspiegels. Über einen dreistündigen Einsatz, bei dem 137 Jugendliche kontrolliert wurden, verliert sie im täglichen Pressebericht aber kein Wort.
Dass der Großeinsatz mit Bereitschaftspolizei und Polizeiboot verschwiegen werden sollte, nährt Zweifel: Gibt es etwas zu verbergen? Vielleicht die Tatsache, dass die Polizei mit dem stundenlangen Festhalten von großteils 14- bis 17-Jährigen über das Ziel hinaus geschossen ist?
Wichtig ist, dass die Polizei im Alten Hafen Präsenz zeigt. Zumal die Hafentreppe ein neuer sozialer Brennpunkt ist. Ein großer Schlag gegen Gewalttäter oder Dealer war die Aktion aber offensichtlich nicht. Und als Präventionsmaßnahme sollte man vielleicht eher Sozialarbeiter als Polizisten schicken. Auch dürfte eine Razzia keine adäquate Antwort auf Ordnungswidrigkeiten wie Ruhestörungen sein.
Dazu kommen noch einige Ungereimtheiten: Die Aussagen von anwesenden Jugendlichen und die der Polizei widersprechen sich in einigen wichtigen Punkten. Die rechtlichen Grundlagen für Identitätsfeststellungen und Durchsuchungen hat die Polizei noch nicht genannt. Hier geht es um die Wahrung von Bürgerrechten. Wurden die aufgenommenen Personalien inzwischen wieder gelöscht?
Diese Fragen sollte die Würzburger Polizei klären. Die Öffentlichkeit und die Jugendlichen, die sich nichts zu schulden kommen ließen und bis zu drei Stunden in der Kälte stehen mussten, haben ein Recht darauf.
Umso wichtiger ist es, dass diese nicht - wie üblich - irgendwo versanden, weil man es bei der Mainpost dann doch für wichtiger hält, ein "gutes" Verhältnis zu den regionalen CSU-Hardlinern zu pflegen, die sowas natürlich schenkelklopfend "ganz toll" finden und ernsthaft meinen, so etwas erzeuge "Respekt"....