Juristisch lässt sich gegen die Unterstützung von Florian Bilic durch den Würzburger Bischof Franz Jung nichts einwenden. Kirchenrechtlich mag sich der Oberhirte durchmogeln können, indem er darauf verweist, dass es sich um einen parteiinternen Flyer handelt. Allerdings ist es wenig glaubhaft, dass Florian Bilic 1000 Flyer drucken lässt, wenn er nur 100 braucht. Aber das spielt nicht die zentrale Rolle. Dem durchaus talentierten Nachwuchspolitiker aus Pirmasens ist nicht vorzuwerfen, dass er nicht alle Fallstricke des Kirchenrechts kennt.
Gefallen ohne Fingerspitzengefühl
Das kann aber sehr wohl von einem Bischof und promovierten Theologen erwartet werden. Der aus der Pfalz stammende Bischof wollte seinem Bekannten Bilic wohl nur einen Gefallen tun. Dabei lässt er aber jegliches Fingerspitzengefühl vermissen, das im Umgang von kirchlichen Würdenträgern mit Politikern notwendig ist. Schließlich sind die Zeiten vorbei, in denen Priester in Deutschland von der Kanzel Wahlempfehlungen aussprachen.
Franz Jung riskiert seine Glaubwürdigkeit
Jesus soll einst gesagt haben: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist." Das lässt sich durchaus so interpretieren, dass es eine kirchlich-religiöse und eine politische Sphäre gibt. Bischof Jung riskiert seine Glaubwürdigkeit als überparteilicher Seelsorger, wenn er sich in parteiinterne Fragen einmischt.