Die Lage in den unterfränkischen Seniorenheimen spitzt sich dramatisch zu. In den vom Virus betroffenen Heimen ist eine Art Notstand ausgebrochen. Personal, das bis zur Erschöpfung arbeitet, selbst immer in der Gefahr, sich selbst und Angehörige zu infizieren. Heimleiter, die versuchen, den Bewohnern wenigstens ein bisschen Normalität zu erhalten. Angehörige, die ihre Liebsten nicht oder nur am Fenster sehen, nur via Telefon und Skype mit ihnen sprechen können.
Den Pflegekräften, den Putzdiensten und allen Helfern, die derzeit noch für die betagten und oft dementen Menschen da sind, ja da sein müssen, kann man gar nicht genug danken.
Bitter, dass es mit St. Nikolaus ausgerechnet ein Heim in Würzburg als erstes traf. Natürlich war man zu diesem Zeitpunkt noch völlig unvorbereitet und konnte die Lage nur nach und nach in den Griff bekommen. 22 Bewohner haben die Infektion allein in diesem Heim mit ihrem Leben bezahlt. Viele waren schwer vorerkrankt, einige waren bereits Monate vor der Corona-Epidemie sehr schwach. Aber es gibt auch gesunde Alte in dem Heim! Sonst hätten nicht zehn Bewohnerinnen und Bewohner die Infektion mittlerweile überstanden und sind wieder frei vom Virus.
Alle Fragen müssen beantwortet werden
Da bleibt es nicht aus, dass Angehörige Fragen stellen. Warum wurden die Bewohner nicht gleich alle untersucht? Warum testet man nicht regelmäßig alle Pflegekräfte in allen Seniorenheimen, um weitere Infektionen zu verhindern? Wie sieht es aktuell in den Einrichtungen aus? Gibt es Krankheitswellen, erste Anzeichen? Oder auch: "Warum musste meine so fitte Mutter sterben?"
Es sind keine leichten Fragen, doch sie müssen beantwortet werden. Von den Heimleitungen, von den Trägern, von den Gesundheitsämtern.
Dass dies im Falle des St. Nikolausheimes nicht geschah, ist ein großer Fehler. Nicht die Pflegekräfte, die bis zur Erschöpfung arbeiten, stehen in der Verantwortung, sondern Heimleitung und der Vorstand der Stiftung, die das Heim trägt. Sie müssen Ansprechpartner benennen und am besten selbst ihre Bewohner, die Angehörigen, ihre Mitarbeiter und die Öffentlichkeit informieren. Gerade auch, um ihre Mitarbeiter zu schützen.
Es traf das St. Nikolaus-Heim zu einem Zeitpunkt, als die Tragweite dieses Virus hier noch kaum einer absah. Die Einteilung des Hauses in Infizierte und Nichtinfizierte, die umfassenden Testungen, die ausgeklügelte Einteilung des Personals, die Begrenzung der zugelassenen Ärzte im Heim - das alles kann als Blaupause für andere Heime gelten. Nicht aber die Informationspolitik - sie dient als Beispiel, wie man es auf keinen Fall machen darf. Und sie hat vielleicht mit dazu beigetragen, dass jetzt der Staatsanwalt genauer hinsieht. Denn die Beschwerden der Angehörigen häufen sich, die ersten gehen an die Öffentlichkeit.
Zeigen, dass Pflegeheime kein Ort des Horrors sind
"Pflegeheime sind derzeit kein Ort des Horrors, aber ein Ort, der besonders geschützt werden muss", sagt Raimund Binder. Der Leiter eines Würzburger Seniorenheims zeigt, wie es gehen kann. Regelmäßige Newsletter halten Bewohner, Angehörige und das eigene Personal auf aktuellen Kenntnisstand. Da ist eine Schnupfenwelle genauso Thema wie die Suche nach Pflegekräften, die im ersten Beruf vielleicht Friseur waren. Da können Bewohner mit ihren Angehörigen skypen. Da wird auf dem Balkon "Mensch-ärger-Dich-nicht" gespielt, wenn man schon nicht mehr in den Garten darf. Und am Ende melden sich in diesem Haus Freiwillige, die bereit sind, in einem vom Virus betroffenen Haus auszuhelfen.
Auch diese Geschichten schreibt die Corona-Krise. Man kann sich nur verneigen und Danke sagen!
Supergau muß man nicht haben. Ein Albtraum. Wer sich da jetzt als Held fühlt .......nicht mehr zu verstehen. Ausgenutzt und ausgesaugt, bis zum bitteren Ende. Sucht euch einen anderen JOB!