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Geroldshausen
Kommentar: Dem Gemeinderat fehlt in Sachen Wirths die Konsequenz
Der Gemeinderat in Geroldshausen ist sich einig: Der Name Wirths gehört nicht auf das Kriegerdenkmal. Trotzdem lassen sie ihn erst mal stehen. Falsch, findet unser Autor.
Das Kriegerdenkmal in Gerolshausen: Unter den 25 Gefallenen des Zweiten Weltkriegs wird auch Eduard Wirths aufgeführt. Fakt ist: Wirths ist nicht im Krieg gefallen und er war in Auschwitz wesentlich an den Massenmorden beteiligt.
Foto: Thomas Obermeier | Das Kriegerdenkmal in Gerolshausen: Unter den 25 Gefallenen des Zweiten Weltkriegs wird auch Eduard Wirths aufgeführt.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:17 Uhr

Allein zwischen Mai und Juli 1944 sind in Auschwitz mehr als 325 000 Menschen unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet worden. Eduard Wirths war daran direkt beteiligt. Als leitender Standortarzt für den gesamten Lager-Komplex selektierte er an der Rampe selbst oder teilte Kollegen dafür ein. Und viele weitere Gräueltaten gehen auf sein Konto. Ohne Wirths Einverständnis hätte Josef Mengele beispielsweise seine pseudo-medizinischen Experimente niemals durchführen können.  

Eduard Wirths war kein "Guter". Die historischen Fakten zeigen das deutlich. Und daran kommen auch die Gemeinderäte in Geroldshausen nicht vorbei. Sie verurteilen Wirths für seine Kriegsverbrechen zwar aufs Schärfste, scheuen sich aber doch vor der Konsequenz. Die kann nur sein, dass sein Name auf dem Kriegerdenkmal verschwindet - und zwar jetzt!

Danach haben die Geroldshäuser Zeit, die Geschichte aufzuarbeiten. Und vor allem ihren Umgang mit Wirths. Denn der ist bisher ziemlich blamabel gewesen. Vor 20 Jahren schon wollten viele im Ort nicht wahrhaben, dass Wirths am Massenmord in Auschwitz beteiligt war. Und heute, um viele historische Fakten reicher, bleibt nach der Sitzung am Dienstag leider immer noch der Eindruck: Der Gemeinderat möchte das Problem mit dem Kriegerdenkmal eher aussitzen, als es lösen. 

 
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Kommentare
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  • semistar
    Als von der Leyen noch Verteidigungsministerin war, hat sie ein Groß-Reinemachen in Kasernen angeordnet, nachdem einige Soldaten mit einem Kartenspiel vom Dachboden Karten gespielt haben. Sogar Namensumbenennungen hat es gegeben, doch die Kriegerdenkmäler hat sie seinerzeit vergessen, wahrscheinlich noch nicht einmal gewußt, dass es solche auf Dörfern gibt.
    Auch hier sollten grundsätzlich alle geprüft werden, weil auf den meisten eher die heldenhafte Verehrung der kämpferischen Höchstleitung für ein verbrecherisches Regime gehuldigt wird, als dem tragischen Verlust der meist sehr jungen Männer und dem Leid, das den Familien dadurch entstand.
    Das Mahnmal von Käthe Kollwitz in Bischofsheim ist da sicherlich beispielhafter, als die mit martialischen Sprüchen, Ritterkreuzen und Stahlhelmen geprägten Kriegerdenkmäler - oft noch mitten im Ort an den besten Plätzen.
    Mahnmal - gerne nach wie vor mit den Namen der Gefallenen - statt Kriegerdenkmal - das sollte die Zukunft sein!
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Für Kriegerdenkmäler sind weder Bund noch Bundesland zuständig. Da müssen sich die Gemeinden drum kümmern.
    Und ja, auch mir gefallen viele dieser Denkmäler im Stil Heldengedenktag nicht. Da fehlt oft nur das Hakenkreuz, der Rest ist Nationalsozialismus pur.
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  • Saschm
    Kann man diesen höchstpeinlichen und unfähigen Gemeinderat samt Bürgermeister, (seit 2008 als 3.Bürgermeister) nicht absetzen und in die Wüste schicken. Das ist eine Schande für ganz Geroldshausen. Die Bürger sollten dies deutlich machen, da muss es doch Möglichkeiten geben, der permanenten Rufschädigung der Gemeinde ein Ende zu setzen.
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  • radke.selke@arcor.de
    Warum der Gemeinderat hier keine klare Kante zeigt ist absolut nicht nachvollziehbar!
    Die Kriegsverbrechen des Eduard Wirth auf’s Schärfste zu verurteilen und dennoch nicht zu handeln ist ein unfassbares Verhalten. Ich hoffe die Geroldshäuser protestieren dagegen. Danke für Ihre Berichterstattung Herr Fritz!
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  • MedDeeg@web.de
    So etwas lässt sich nicht "aussitzen"! Unfassbar!
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  • Arcus
    Wenn schon der Gemeinderat keinen A....... in der Hose hat, sollte die Familie des Massenmörders die Initiative ergreifen.
    Im Übrigen fände ich es gut, wenn jeder dieGemeinderäte auf ihre Verantwortung hinweist.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar: An welcher Stelle des Artikels werden die Nachkommen mit Dreck beworfen? Bitte beim Thema bleiben.
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  • gowell70@yahoo.de
    In dieser nicht hinnehmbaren Situation,
    in der sich der Ort Geroldshausen
    nunmehr befindet
    kommt eigentlich nur
    noch eines in Frage:

    Dieses Kriegerdenkmal muss weg.

    Komplett.

    Schnellstens.

    Wie man dann mit dem Gedenken
    an die gefallenen Soldaten
    in Zukunft umgehen wird,
    da wird sich eine Möglichkeit finden.

    Einfache Steintafeln mit den
    Namen und Daten
    der Soldaten tun es auch.

    Aber wenn man an diesem
    Mahnmal der Schande anfängt, rumzumeiseln, so wird's doch immer
    ein Mahnmal für das Vergessen und
    Gut-sein-lassen bleiben.

    Gibt's da nicht ein Naturstein-Werk im Ort ?

    Vielleicht lässt sich die Firma einbinden in eine aufrechte Lösung der Situation.
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  • peterlesbub
    Ja, rummeisseln bringt nichts.
    Es ist und bleibt ein Denkmal der Schande.
    Vielleicht sollte man sich ein Beispiel am Gefallenendenkmal in Bischofsheim /Rhön machen.
    Eine Skulptur einer weinenden Mutter von Käthe Kollwitz umgeben von Einzeltafeln ihrer verstorbenen Söhne.
    Vielleicht könnte die MP mal ein Foto von dort veröffentlichen.
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  • r.kerber@web.de
    Zitat:" Gibt's da nicht ein Naturstein-Werk im Ort ?
    Vielleicht lässt sich die Firma einbinden in eine aufrechte Lösung der Situation."

    Darauf kann man vielleicht nicht, bzw. sollte man nicht hoffen. Das Natursteinwerk in Geroldshausen gehört der Familie Wirths. Sicherlich kann man nicht unterstellen, dass die Nachfahren von Eduard Wirths das jetzt gut finden, dass der Name dieses Täters auf dem Stein ist und auch nicht, dass sie hinter den Taten von Eduard Wirths steht. Aber darauf bauen, dass die Firma/Familie jetzt aktiv dazu beiträgt, dass der Name getilgt wird, ist sicher auf keine wirkliche Option. Schließlich ist das ja die letzten Jahrzehnte auch nicht der Fall gewesen.
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  • eboehrer@gmx.de
    So ist es.
    Steht denn in Geroldshausen da keiner auf und protestiert dagegen? Das ist eine Schande für den Ort und für uns alle. An vorderster Stelle müsste die Familie stehen. Natürlich können die Nachkommen nichts für die Taten - aber sie können etwas für Ihr jetziges Verhalten!!!
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