Wenn auch noch nicht sichtbar, so bewegt sich jetzt wenigstens auf dem Papier etwas bei der Dauerbaustelle Hochhaus Augustinerstraße: Die Stadträte haben den Bebauungsplan für den Hochhaus-Ersatz ein Stück weiter auf den Weg gebracht. 15 Jahre ist an dem maroden und verhüllten Baudenkmal inmitten der Stadt nichts passiert. Insofern ist zu begrüßen, dass es vorangeht.
Das heißt nicht, dass man alles gut heißen muss, was dort entstehen soll. Architektur sorgt nicht selten für geteilte Meinungen, auch die im Trend liegende Retro-Architektur, die in der Augustinerstraße geplant ist: ein neues Hochhaus im Stil des alten. Dessen genehmigter Abriss zeugt von einem zweifelhaften Umgang der Stadt mit historischen Gebäuden.
Es handelt sich immerhin um Würzburgs erstes Hochhaus, ein Baudenkmal der neuen Sachlichkeit und eines der wenigen Innenstadt-Gebäude, das halbwegs heil den Bombenangriff am 16. März 1945 überstanden hat. Die Begründung: Es sei wegen statischer Mängel nicht zu retten. Und wenn, dann nur mit einer extrem aufwendigen Sanierung, wobei diese derart bauliche Veränderungen mit sich brächte, dass die Denkmaleigenschaft verloren ginge.
Stadt und Stadträte hatten kein Interesse am Erhalt des alten Hochhauses
Diesem Argument kann man entgegnen: Es bliebe trotzdem noch das Original und auch das Retro-Haus hat keine Denkmaleigenschaften. Warum das Hochhaus dennoch verschwinden wird? Für den Investor rechnet sich eine aufwendige Sanierung offenbar nicht. Und die Stadtverwaltung und die überwiegende Mehrheit der Stadträte hatten von Anfang an kein Interesse am Erhalt ihrer einstigen Immobilie. Schon kurz nachdem die Stadt das Haus im April 2005 wegen Einsturzgefahr geräumt hatte, wurde es ohne tiefgreifende Untersuchungen oder konkrete Kostenkalkulation der Sanierung für unrettbar erklärt.
Während dieses Thema aber gegessen scheint, könnte sich ein neues eröffnen: das im modernen Stil geplante Nachbargebäude des Retro-Hochhauses, das mit diesem im Innern eine Einheit bilden soll. Den geplanten Glasfassaden-Bau bezeichnet Grünen-Stadträtin Karin Miethaner-Vent als grauenhaft und ÖDP-Vertreter Heinz Braun hält ihn fürs Stadtbild unerträglich, weil er wie ein Fremdkörper im Augustinerstraßen-Ensemble wirke. Diese Kritik ist nachvollziehbar. Und lässt befürchten, dass am Ende nicht alles gut sein wird, nur weil es lange währte.