zurück
Würzburg
Kommentar: Aus einer Baustelle werden zwei
Während die Mehrheit der Stadträte mit einem Nachbau des Ämterhochhauses Augustinerstraße offenbar leben kann, gibt es Kritik am geplanten Nachbarhaus. Zu Recht.   
Das Portal des 89 Jahre alten Ämterhochhauses in der Augustinerstraße, das abgerissen werden soll. Die Aufnahme entstand 2013.  
Foto: Theresa Müller | Das Portal des 89 Jahre alten Ämterhochhauses in der Augustinerstraße, das abgerissen werden soll. Die Aufnahme entstand 2013.  
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:00 Uhr

Wenn auch noch nicht sichtbar, so bewegt sich jetzt wenigstens auf dem Papier etwas bei der Dauerbaustelle Hochhaus Augustinerstraße: Die Stadträte haben den Bebauungsplan für den Hochhaus-Ersatz ein Stück weiter auf den Weg gebracht. 15 Jahre ist an dem maroden und verhüllten Baudenkmal inmitten der Stadt nichts passiert. Insofern ist zu begrüßen, dass es vorangeht.   

Das heißt nicht, dass man alles gut heißen muss, was dort entstehen soll. Architektur sorgt nicht selten für geteilte Meinungen, auch die im Trend liegende Retro-Architektur, die in der Augustinerstraße geplant ist: ein neues Hochhaus im Stil des alten. Dessen genehmigter Abriss zeugt von einem zweifelhaften Umgang der Stadt mit historischen Gebäuden.

Es handelt sich immerhin um Würzburgs erstes Hochhaus, ein Baudenkmal der neuen Sachlichkeit und eines der wenigen Innenstadt-Gebäude, das halbwegs heil den Bombenangriff am 16. März 1945 überstanden hat. Die Begründung: Es sei wegen statischer Mängel nicht zu retten. Und wenn, dann nur mit einer extrem aufwendigen Sanierung, wobei diese derart bauliche Veränderungen mit sich brächte, dass die Denkmaleigenschaft verloren ginge.           

Stadt und Stadträte hatten kein Interesse am Erhalt des alten Hochhauses

Diesem Argument kann man entgegnen: Es bliebe trotzdem noch das Original und auch das Retro-Haus hat keine Denkmaleigenschaften. Warum das Hochhaus dennoch verschwinden wird? Für den Investor rechnet sich eine aufwendige Sanierung offenbar nicht. Und die Stadtverwaltung und die überwiegende Mehrheit der Stadträte hatten von Anfang an kein Interesse am Erhalt ihrer einstigen Immobilie. Schon kurz nachdem die Stadt das Haus im April 2005 wegen Einsturzgefahr geräumt hatte, wurde es ohne tiefgreifende Untersuchungen oder konkrete Kostenkalkulation der Sanierung für unrettbar erklärt.             

Während dieses Thema aber gegessen scheint, könnte sich ein neues eröffnen: das im modernen Stil geplante Nachbargebäude des Retro-Hochhauses, das mit diesem im Innern eine Einheit bilden soll. Den geplanten Glasfassaden-Bau bezeichnet Grünen-Stadträtin Karin Miethaner-Vent als grauenhaft und ÖDP-Vertreter Heinz Braun hält ihn fürs Stadtbild unerträglich, weil er wie ein Fremdkörper im Augustinerstraßen-Ensemble wirke. Diese Kritik ist nachvollziehbar. Und lässt befürchten, dass am Ende nicht alles gut sein wird, nur weil es lange währte.     

So sah es 1988 aus: das damals städtische Ämterhochhaus in der Augustinerstraße 9.
Foto: Theresa Müller | So sah es 1988 aus: das damals städtische Ämterhochhaus in der Augustinerstraße 9.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Holger Welsch
Baudenkmäler
Baustellen
Bauwesen und Bauwerke
Gebäude
Heinz Braun
Hochhäuser
Karin Miethaner-Vent
Kommunalverwaltungen
Kritik
Sanierung und Renovierung
Stadträte und Gemeinderäte
Städte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top