Das Schauspiel, das die AfD im Landtag zum Thema Jugendbanden in Würzburg aufführt, ist bemerkenswert. Da fragt der Abgeordnete Franz Bergmüller das Innenministerium auf Basis einer Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft nach Hintergründen und sein Fraktionskollege Christian Klingen behauptet daraufhin, dass die Bandenaktivität von den Ermittlern ignoriert worden sei.
Klingen, einst selbst Polizist, könnte wissen, dass solche Ermittlungen langwierig sind, dass man Beweise braucht und dass man über Ergebnisse erst spricht, wenn eine Veröffentlichung die Ermittlungen nicht mehr stört. Klingen hätte auch die mediale Berichterstattung verfolgen können, in der die Polizeiarbeit in dem Fall mehrfach Thema war. Doch er und die AfD zogen es vor, bewusst Abläufe zurecht zu biegen und sich eine alternative Realität zu konstruieren. So wurde ein politischer Skandal heraufbeschworen, der ins Bild der Rechtspopulisten passt und in dem alle unter einer Decke stecken. Das unterstellte Motiv: Migranten in Schutz nehmen.
Ein Armutszeugnis für Klingen und die AfD
Hätte die AfD genauso einen Wirbel gemacht, wenn die Bandenmitglieder keinen Migrationshintergrund hätten? Vermutlich nicht. Die Partei will politisches Kapital aus der Sache schlagen. Dafür suggeriert sie einen Zusammenhang mit dem Wahlerfolg der Grünen und fragt das Ministerium sogar nach den Vornamen der Verdächtigen – weil auch ein Tatverdächtiger mit deutschem Pass einen Migrationshintergrund haben könnte? Gut, dass das Ministerium dieses Spiel mit Verweis auf den Datenschutz nicht mitspielt.
Was noch auffällt: Eigentlich sucht die AfD gerne den Schulterschluss mit der Polizei. Wenn es aber opportun ist, sind auch haltlose Unterstellungen gegen Ermittler ein probates Mittel. Ein Armutszeugnis für den Ex-Polizisten Klingen und für die parlamentarische Arbeit der AfD.