
Wer Geburtstag hat, bekommt für gewöhnlich Geschenke. Bei der Koenig & Bauer AG (KBA) läuft das auch anders herum: Der Druckmaschinenhersteller wird heuer 200 Jahre alt – und verteilt Geschenke. Empfänger: die Aktionäre.
Bei der 92. Hauptversammlung am Dienstag im Würzburger Vogel Convention Center (VCC) gab es erneut die schon vorab veröffentlichten Geschäftszahlen zu hören. Ein Geschenk deshalb, weil sich die Aktionäre über ein Rekordjahr freuen können. Steckte das nach eigenen Angaben älteste Druckunternehmen der Welt vor drei, vier Jahren noch tief in der Krise, gehen nach einem energischen Konzernumbau die Zahlen stellenweise durch die Decke.
Hauptversammlung entlastet Vorstand und Aufsichtsrat
Die Folge: Geschenk Nummer zwei. Die Hauptversammlung stimmte dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat zu, die 8,26 Millionen Euro Bilanzgewinn an die Teilhaber auszuschütten – was eine Dividende von 50 Cent pro Stückaktie ergibt. Zuletzt hatten die Aktionäre 2012 derlei Geld für ihre KBA-Wertpapiere bekommen.
Wie gut es dem im S-Dax notierten Jubilar zurzeit geht, war bei der Hauptversammlung immer wieder zu spüren. Zum einen wurde bei der üblichen Aussprache kaum und schon gar nicht kontrovers diskutiert. Aufsichtsratsvorsitzender Martin Hoyos (Wien) flehte regelrecht nach Fragen aus dem stimmberechtigten Publikum. Zum anderen wurden Vorstand und Aufsichtsrat jeweils mit großer Mehrheit entlastet. Erfolg macht nun mal zufrieden – und wortkarg.
Lust auf mehr: Kapital wird aufgestockt
Erfolg macht aber auch Lust auf mehr: So sagten die Aktionäre im Gegensatz zum vergangenen Jahr diesmal ja dazu, dass der Konzern sein Kapital um 8,6 Millionen Euro aufstockt. Das soll durch die Ausgabe von weiteren 3,3 Millionen Stückaktien geschehen. Das Unternehmen mit seinen 5300 Mitarbeitern weltweit will sich damit eine dickere Speckschicht für Expansion anlegen.
Und da hat KBA in der Tat einiges vor: Vorstandsvorsitzender Claus Bolza-Schünemann skizzierte in seiner rund einstündigen Rede den Willen von KBA, sich in den nächsten Jahren in andere Unternehmen einkaufen zu wollen. Er rechne damit, dass der Konzernumsatz pro Jahr um 4 Prozent wächst – gut die Hälfte dieses Wachstums sei im sowieso schon starken Verpackungsdruck zu erwarten.
Bolza-Schünemann: „Grundsolide aufgestellt“
Ziel sei es, das Konzernergebnis bis 2021 um 70 Millionen Euro zu steigern. Das als Indikator des geschäftlichen Erfolgs geltende Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag Ende 2016 bei 87,1 Millionen Euro (2015: 35,9/2014: 13,3).
Mit Blick auf solche Zahlen, auf hervorragend laufende Geschäfte im ersten Vierteljahr 2017 und auf 31 Prozent Eigenkapitalquote von KBA sagte Bolza-Schünemann den Aktionären, dass „Ihr Unternehmen finanziell und bilanziell grundsolide aufgestellt ist“. 66 Prozent des eingetragenen Grundkapitals waren als stimmberechtigte Aktionäre bei der Hauptversammlung vertreten – nach Einschätzung von Experten ein stattlicher Wert für KBA. Es zeigt, dass die Anteilseigner Interesse an ihrem Unternehmen haben. Der Vorstandschef geht von weiteren Kapiteln der Erfolgsgeschichte aus: „Ich bin zuversichtlich, dass wir und nachfolgende Generationen diesen Weg auch im Zeitalter der Digitalisierung und Globalisierung erfolgreich fortsetzen können.“
Und dann doch ein Wermutstropfen
Ganz ohne Wermutstropfen ging es bei der Hauptversammlung aber doch nicht. Bolza-Schünemann wies auf die Schweizer Konzerntochter KBA-NotaSys hin, die in ein Verfahren „wegen Defiziten in der Korruptionsprävention“ verwickelt war. NotaSys habe sich sich selbst angezeigt, das Verfahren sei im Februar mit einem Bußgeld in Höhe von einem symbolisch zu sehenden Schweizer Franken eingestellt worden, so Bolza-Schünemann. Allerdings hätten die Behörden Gewinne von 2005 bis 2012 in Höhe von 27,8 Millionen Euro eingezogen. Gegen die Geschäftsführung der KBA-Zentrale werde nicht ermittelt.