Dass die meisten Menschen sich damit schwer tun, auf allen möglichen Festen den Hinterlassenschaften ihrer Zeitgenossen hinterher zu putzen, ficht Hildegard Münch nicht an. „Das ist eine Arbeit wie jede andere“, stellt sie fest, „einer muss es ja machen.“
Diese Arbeit hat ihr jede Menge Lebensweisheit und Menschenkenntnis beschert. Darüber zum Beispiel, dass manch feine Herrschaften am stillen Örtchen plötzlich ganz unfein werden. Und andere nicht einmal davor zurückschrecken, auf der Weinfest-Toilette das Klopapier zu klauen.
Auch über den Unterschied zwischen den Geschlechtern hat sie ihre eigenen Einsichten gewonnen. In der Herrentoilette jedenfalls gehe es in der Regel sauberer zu.
Im Kindergarten Maria-Theresien-Heim hat sie als Putzfrau angefangen. Eine Aufgabe, von der sie noch heute schwärmt. „Das war direkt vor meiner Haustür“, erzählt sie. Noch heute dringt täglich Kinderlachen durch ihr Küchenfenster. Dann kam die Ochsenfurter Verkaufs- und Gewerbeschau und der Veranstalter brauchte jemanden, der in den Sanitäranlagen nach dem Rechten sieht.
Hildegard Münch sagte zu – ohne zu ahnen, dass daraus fast so etwas wie eine Lebensaufgabe wird. Ihr guter Ruf sprach sich schnell herum. Heute gehört sie bei vielen Festen und Feiern in der Region zur Stammbesetzung.
Den ersten Einsatz in dieser Saison, „die Feuerprobe“, hat sie bereits hinter sich – das Walpurgifest in Uffenheim. Jetzt freut sie sich aufs Bratwurstfest in Ochsenfurt – „mein Heimspiel“. Danach kommen noch ein paar Weinfeste, für die Hildegard Münch seit Jahren fest gebucht ist. „Die Leut' kommen immer wieder, weil sie wissen, wenn die Frau Münch da ist, dann geht's sauber zu“, sagt sie und schüttet ein herzliches Lachen aus.
Langweilig wird ihr aber auch außerhalb der Festsaison nicht. Dafür sorgen die Fußballer, deren Trikots sie seit vielen Jahren wächst. Erst waren es die beiden Herrenmannschaften des SV 72 Ochsenfurt, deren Dienstkleidung sie nach jedem Spiel auf Vordermann brachte. Seit Gründung des Ochsenfurter FV hat sie drei Teams zu betreuen. Und dann ist sie immer noch für Stadt im Einsatz, um im Sommer im Ehrenhof Blumen zu gießen.
Und weil im Winter weder gekickt noch gefeiert oder gegossen wird, mischt Hildegard Münch seit Jahrzehnten beim Ochsenfurter Faschingszug kräftig mit; jedes Jahr mit einem anderen Wagen und einer neuen Idee.
Drei, vier Jahre ist es her, da hatten ihr die Beine ziemlich Probleme gemacht. Damals war sie drauf und dran, alles hinzuschmeißen, wenn ihre Tochter sie nicht unterstützt hätte. Heute sind die Beine wieder heil, sagt Hildegard Münch, und klopft auf Holz. „Es geht scho' nimmer so einfach wie früher, aber so lange wie es Spaß macht, mach ich weiter“, verspricht sie.