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Würzburg
Klinikseelsorge: "Patienten erleben die eigene Hilflosigkeit"
Wie geht man damit um, dass es auf die Frage nach dem Warum oft keine Antwort gibt? Der Franziskaner Maximilian Bauer erlebt das täglich als Seelsorger im Krankenhaus.
Bruder Maximilian Bauer lebt im Konvent der Franziskaner-Minoriten in Würzburg und arbeitet als Seelsorger in der Uniklinik.
Foto: Katrin Amling | Bruder Maximilian Bauer lebt im Konvent der Franziskaner-Minoriten in Würzburg und arbeitet als Seelsorger in der Uniklinik.
Katrin Amling
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:51 Uhr

Wie geht man damit um, dass es auf die Frage nach dem Warum oft keine Antwort gibt? Der Franziskaner Maximilian Bauer erlebt das täglich als Seelsorger im Krankenhaus.

Frage: Was hat Ihre Arbeit in der Krankenhausseelsorge mit Armut zu tun?

Bruder Maximilian Bauer: Im Krankenhaus treffe ich auf Menschen, die ihre Begrenztheit erleben. Sie stoßen an Ihre Grenzen, wenn von einem auf den anderen Moment eine schwere Diagnose kommt und erleben ihre eigene Hilflosigkeit. Manche sagen auch Armseligkeit dazu. So hat Krankheit auch etwas mit Armut zu tun. Die Beschäftigung mit den Menschen am Rande der Gesellschaft ist ein Grundauftrag der Franziskaner.

Mit welchen Themen kommen die Menschen zu Ihnen?

Bauer: In der Uniklinik liegen viele schwer kranke Personen, viele mit Krebserkrankungen und Menschen, die am Anfang einer langen schweren Erkrankung stehen oder schon lange bei uns sind. Wir erleben, dass die Medizin an ihre Grenzen kommt und es für Menschen keine Heilung gibt. Für sie und ihre Angehörigen wollen wir besonders da sein. Und auch für das Pflegepersonal.

Wie belastend ist die Arbeit mit Schwerkranken für Sie persönlich?

Bauer: Es fordert sehr, das auszuhalten, Abschied zu nehmen oder Sterbebegleitung zu machen. Jeder muss erst einmal in die Arbeit hineinfinden. Es ist gut, dass ich im Konvent meine Familie habe und nicht in der Klinik wohne, das war früher so. Jeder muss für sich herausfinden, welche Hilfe er braucht. Ich bin aber auch schon familiär geprägt. Meine beiden Elternteile hatten schwere Krebserkrankungen, ich habe mich deshalb schon persönlich mit Trauer und Sterben auseinandergesetzt.

Wie gehen Sie damit um, dass es oft keine Heilung mehr gibt?

Bauer: Das sind die Stellen, an denen wir keine Antwort haben. Wir müssen zulassen, dass es diese Fragen nach dem Warum gibt, aber auch zulassen, dass es keine Antwort gibt. Natürlich gibt es Zweifel bei Patienten, auch Zweifel am Glauben. Manche erschrecken, dass ihnen der Glaube abhanden kommt. Sagen, sie können nicht mehr glauben oder nicht mehr beten. "Ich bringe kein Gebet mehr zusammen, ich habe keine Kraft, keine Konzentration." Ich sage dann, genau das dürfen sie Gott sagen. Die Zusage, dass man das so erleben darf, ohne ein schlechter Mensch zu sein.

Bruder Maximilian Bauer
Klinikseelsorge: 'Patienten erleben die eigene Hilflosigkeit'
Foto: Katrin Amling
Maximilian Bauer ist seit über zwölf Jahren Seelsorger im Krankenhaus. In der Uniklinik hält der 60-Jährige Gottesdienste und bietet allen Patienten unabhängig von ihrem Glauben persönliche Gespräche an. Zu seiner Arbeit gehört auch die Rufbereitschaft außerhalb der normalen Arbeitszeiten. Außerdem ist er Dienststellenleiter der katholischen Seelsorge am Uniklinikum. Wie die anderen Brüder auch stellt er seine Zeit anderen Menschen zur Verfügung. Der einfache Lebensstil im Konvent hat ihm nie Probleme bereitet: "Mit neun Geschwistern habe ich von Anfang an gelernt, mit wenig auszukommen."
 
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