
Am heimischen Markt stehen die Privatbrauereien aus der Region im Wettbewerb. Was sie eint, ist die Konkurrenz zu den Großbrauereien, die den kleinen Brauereien zunehmend das Leben schwermachen, und die Strategie, mit der sie sich gegen die Konzerne behaupten. Das ist der Tenor aus dem Mediengespräch, zu dem die Privatbrauereien aus dem Raum Ochsenfurt und Kitzingen eingeladen haben. Anlass ist der "Tag des Bieres" am 23. April, der an den Erlass des Bayerischen Reinheitsgebots im Jahr 1516 erinnert.
Der Bierabsatz sinkt seit Jahren. Laut dem Statistischen Bundesamt sank er 2024 im Inland um 2,0 Prozent. Verglichen mit 2014 beträgt der Rückgang sogar 13,7 Prozent. Das habe den Kampf um Marktanteile verschärft, so Peter Himmel, Chef der Brauerei Kesselring in Marktsteft – und dieser werde vor allem in den Super- und Getränkemärkten ausgefochten. "Ich weiß vom Einkäufer einer großen Supermarktkette, dass die Großbrauereien 80 Prozent ihres Bieres über Angebote verkaufen und nur 20 Prozent über den regulären Preis", sagt Himmel, "und dieser Angebotspreis ist seit 20 Jahren nicht gestiegen."
Gestiegene Produktionskosten lassen sich nur schwer an die Verbraucher weitergeben
Eine Kiste Bier für kaum mehr als zehn Euro oder gar darunter, das seien Lockangebote, bei denen die regionalen Brauer kaum mithalten können, meint Dietrich Oechsner, Chef der gleichnamigen Brauerei in Ochsenfurt. "Vor der Euro-Einführung lag die Schamgrenze für einen Kasten Bier bei 20 Mark", sagt Oechsner, "heute wären das 10,25 Euro". Im gleichen Zeitraum haben sich Produktionskosten mehr als verdoppelt.
Hinzu kämen gestiegene Personalkosten. "Die machen sich bei uns natürlich sehr viel stärker bemerkbar", sagt Karl-Heinz Pritzl, "weil unser Personaleinsatz um ein Vielfaches höher ist als in den Großbrauereien." So produziere eine mittelständische Brauerei pro Mitarbeiter durchschnittlich rund 1500 Hektoliter Bier. In Großbrauereien seien es 15.000 bis 20.000 Hektoliter pro Mitarbeiter. Aber auch die übrigen Kosten, etwa für Flaschen, Etiketten oder Kronkorken, hätten sich erheblich verteuert. "Es wäre illusorisch zu meinen, wir könnten diese Mehrkosten an die Verbraucher weitergeben", sagt Peter Himmel.
Die überfällige Erhöhung des Flaschenpfands lässt sich nur schwer durchsetzen
Ein zunehmendes Problem ist das Flaschenpfand. Dieses sei bereits lange vor der Euroumstellung auf umgerechnet acht Cent festgelegt worden und hat sich bis heute nicht erhöht, sagt Himmel. Mindestens 20 Cent Pfand wären nötig, um den Preis der Flasche widerzuspiegeln. "Das heißt, für jede Flasche, die nicht zu uns zurückkommt, legen wir drauf", so Himmel. In Österreich sei eine Pfanderhöhung auf 20 Cent gelungen, sagt Karl-Heinz Pritzl, der als Mitglied im Beirat des Bayerischen Brauerbunds tiefen Einblick in die Branche hat. In Deutschland wehre sich vor allem der Einzelhandel gegen ein höheres Pfand. "Wenn sich die Branche einig wäre, wäre das auch hier kein Problem", meint Dietrich Oechsner.
Ein Vorteil der Privatbrauereien hingegen sei ihre hohe Flexibilität, meint Jacob Pritzl, Junior-Chef der Kauzen-Bräu. Das Ergebnis seien Saison- und Spezialbiere, die sich gut am Markt behaupten, beispielsweise die "Käuzle"-Serie von Kauzen oder "Steinie" aus dem Hause Kesselring, sowie alkoholfreie Biere, deren Absatz steigt. Für Martin Rank von der Hausbrauerei Düll in Gnodstadt und Karl Wolf von der Brauerei Wolf in Rüdenhausen spielt hingegen die Vermarktung im eigenen Gasthaus die entscheidende Rolle.
Kesselring-Chef Peter Himmel sieht deshalb keinen Grund, um in Schwermut zu verfallen. Viele seiner Kunden wüssten nach wie vor die regionale Verankerung ihrer Brauerei zu schätzen und seien auch bereit, dafür etwas mehr Geld auszugeben als für ein industrielles Einheitsbier. "Das kriegen auch wir immer wieder von unseren Kunden gespiegelt", sagt Dietrich Oechsner.
Ich hab grad Geyer Hausbräu, Göller Zeiler Frühling, Huppendorfer Vollbier und Weiherer Bock im Haus. Das ist schon etwas spezieller und wirklich € 20+ für 10 Liter wert.