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Würzburg
Kirchenkritische Reformbewegung trifft sich in Würzburg
"Wir sind Kirche" veranstaltet das 43. Bundestreffen in Würzburg. Im Vorgespräch ist von Kirchenkampf die Rede, von einem Grundübel und von einer Petition an den Papst.
Christian Weisner vom Bundesteam der Reformbewegung 'Wir sind Kirche'. Seit über 20 Jahren setzt sich die Laienbewegung für Veränderungen in der katholischen Kirche ein.
Foto: Armin Weigel, dpa | Christian Weisner vom Bundesteam der Reformbewegung "Wir sind Kirche". Seit über 20 Jahren setzt sich die Laienbewegung für Veränderungen in der katholischen Kirche ein.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:31 Uhr

Die Sprecher der Reformbewegung "Wir sind Kirche", Christian Weisner (Dachau/München) und Magnus Lux (Schonungen, Lkr. Schweinfurt), geben sich in Würzburg vor Beginn der  Bundesversammlung wie immer kritisch gegenüber Kirchenoberen und nahe am Kirchenvolk. Das 43. Treffen findet bis Sonntag in der Jugendbildungsstätte Unterfranken statt.

Mitten ins Vorgespräch, an dem auch der Würzburger Theologe Wunibald Müller teilnahm, platzte die Eilmeldung, dass Papst Franziskus erstmals Regeln für den Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch für den Vatikan aufgestellt hat. Sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche sowie nötige Konsequenzen und Veränderungen sind unter anderem auch die Themen von Weisner und Lux.

Christian Weisner spricht von Kirchenkampf 

Weisner gehörte 1995 zu den Mitinitiatoren des Kirchenvolksbegehrens für eine Erneuerung der katholischen Kirche. Er erinnert: Auslöser dafür waren die Missbrauchsvorwürfe gegen den österreichischen Kardinal Groër. Wären bereits damals die Forderungen umgesetzt worden, wäre den Betroffenen viel Leid erspart geblieben, so Weisner.

In Bezug auf die aktuelle Situation spricht Weisner von einem Kirchenkampf; es fehle ein strukturierter Dialog zwischen den Bischöfen. Er moniert, dass sich seit Veröffentlichung der Missbrauchsstudie  "fast nichts getan" habe.

Diplomtheologe Magnus Lux (Schonungen) vom Bundesteam der Kirchenvolksbewegung 'Wir sind Kirche'.
Foto: Katharina Winterhalter | Diplomtheologe Magnus Lux (Schonungen) vom Bundesteam der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche".

Magnus Luxfordert einen radikalen Kurswechsel sowie ein neues Bild von "Kirche als Volk Gottes". Klerikalismus bezeichnet er als "Grundübel". Als Aufgabe von "Wir sind Kirche" sieht Lux die Stärkung der Gemeinden. Wenn Bischöfe versagen, helfe eine Selbstermächtigung der Gemeinden.

Wunibald Müller: Glaubwürdigkeit der Kirche nahezu aufgebraucht

Die katholische Kirche befinde sich in einer Situation, die an die Zeit vor der Reformation erinnert, meinte Wunibald Müller. Ihre Glaubwürdigkeit sei nahezu aufgebraucht. Wenn es die Bischöfe ernst meinten mit der angekündigten Wende, dann müssten sie mit einer Petition den Papst auffordern, das Pflichtzölibat aufzuheben; sie müssten homosexuelle Männer zur Priesterweihe zulassen, sich für die Weihe von Frauen einsetzen und auf Titel wie Exzellenz oder Eminenz verzichten.

Am Samstag lädt "Wir sind Kirche" ab 9.30 Uhr zum Vortrag von Joachim Frank (Köln) über die Chancen, die der Kirche in ihrer selbstverschuldeten Misere bleiben würden. Am Sonntag geht das Treffen mit einem Gottesdienst um 10 Uhr in der Jugendbildungsstätte Unterfranken (Würzburg-Heuchelhof) zu Ende. Internet: www.wir-sind-kirche.de

 
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  • johannes-fasel@t-online.de
    Die katholische Kirche befindet sich in einer Situation, wie Fukushima nach der Kernschmelze: Sie hat ihre Glaubwürdigkeit von innen heraus zerstört und ist so hoffnungslos hinter der Zeit hinterher, dass es dem aufgeklärten Bürger der Sprache verschlägt: Die Sexualneurose von alten Männern wurde zum Dogma erklärt. Galileo Galilei wurde nach fast 400 Jahren vom Papst rehabiltiert. Eine Distanzierung von der Todes'strafe' im katholischen Katechismus erfolgte im Jahr 2018 (!!!). Ein Chefarzt musste aktuell 10 Jahre und durch alle Instanzen gegen seine Entlassung klagen (er wurde vom kirchlichen Träger entlassen, weil er nach einer Scheidung erneut heiratete).
    Da gibt es nichts zu reformieren. Diese desolaten und toxischen Strukturen können nur noch möglichst umwelt-/gesellschaftsverträglich zurückgebaut und abgewickelt werden.
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