Die Sprecher der Reformbewegung "Wir sind Kirche", Christian Weisner (Dachau/München) und Magnus Lux (Schonungen, Lkr. Schweinfurt), geben sich in Würzburg vor Beginn der Bundesversammlung wie immer kritisch gegenüber Kirchenoberen und nahe am Kirchenvolk. Das 43. Treffen findet bis Sonntag in der Jugendbildungsstätte Unterfranken statt.
Mitten ins Vorgespräch, an dem auch der Würzburger Theologe Wunibald Müller teilnahm, platzte die Eilmeldung, dass Papst Franziskus erstmals Regeln für den Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch für den Vatikan aufgestellt hat. Sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche sowie nötige Konsequenzen und Veränderungen sind unter anderem auch die Themen von Weisner und Lux.
Christian Weisner spricht von Kirchenkampf
Weisner gehörte 1995 zu den Mitinitiatoren des Kirchenvolksbegehrens für eine Erneuerung der katholischen Kirche. Er erinnert: Auslöser dafür waren die Missbrauchsvorwürfe gegen den österreichischen Kardinal Groër. Wären bereits damals die Forderungen umgesetzt worden, wäre den Betroffenen viel Leid erspart geblieben, so Weisner.
In Bezug auf die aktuelle Situation spricht Weisner von einem Kirchenkampf; es fehle ein strukturierter Dialog zwischen den Bischöfen. Er moniert, dass sich seit Veröffentlichung der Missbrauchsstudie "fast nichts getan" habe.
Magnus Luxfordert einen radikalen Kurswechsel sowie ein neues Bild von "Kirche als Volk Gottes". Klerikalismus bezeichnet er als "Grundübel". Als Aufgabe von "Wir sind Kirche" sieht Lux die Stärkung der Gemeinden. Wenn Bischöfe versagen, helfe eine Selbstermächtigung der Gemeinden.
Wunibald Müller: Glaubwürdigkeit der Kirche nahezu aufgebraucht
Die katholische Kirche befinde sich in einer Situation, die an die Zeit vor der Reformation erinnert, meinte Wunibald Müller. Ihre Glaubwürdigkeit sei nahezu aufgebraucht. Wenn es die Bischöfe ernst meinten mit der angekündigten Wende, dann müssten sie mit einer Petition den Papst auffordern, das Pflichtzölibat aufzuheben; sie müssten homosexuelle Männer zur Priesterweihe zulassen, sich für die Weihe von Frauen einsetzen und auf Titel wie Exzellenz oder Eminenz verzichten.
Am Samstag lädt "Wir sind Kirche" ab 9.30 Uhr zum Vortrag von Joachim Frank (Köln) über die Chancen, die der Kirche in ihrer selbstverschuldeten Misere bleiben würden. Am Sonntag geht das Treffen mit einem Gottesdienst um 10 Uhr in der Jugendbildungsstätte Unterfranken (Würzburg-Heuchelhof) zu Ende. Internet: www.wir-sind-kirche.de
Da gibt es nichts zu reformieren. Diese desolaten und toxischen Strukturen können nur noch möglichst umwelt-/gesellschaftsverträglich zurückgebaut und abgewickelt werden.