Fast schon könnte man sie eine Tradition nennen, die Auszeichnungen, die das Ochsenfurter Kino Casablanca für sein herausragendes Programm mit schöner Regelmäßigkeit erhält. Gerd Dobner und Hannes Tietze freuen sich trotzdem jedes Mal aufs Neue, wenn sie wieder unter den Preisträgern sind. So auch in diesem Jahr, als sie sowohl auf Landes- wie auch auf Bundesebene ausgezeichnet wurden.
Der Spitzenpreis, der muss es gar nicht unbedingt sein, gesteht Hannes Tietze, der gemeinsam mit Gerd Dobner das Casablanca in der Ochsenfurter Wagstraße betreibt. Denn wer den gewinnt, muss im kommenden Jahr die Preisverleihung ausrichten. Zwar wird das Ganze bezahlt, aber ein Haufen Arbeit bleibt doch an den glücklichen Gewinnern hängen: 400 Besucher, Reden, Buffet, Begleitprogramm – Hannes Tietze weiß, wovon er redet.
Im Jahr 2004 hatte das Casablanca den bundesweiten Spitzenpreis gewonnen und in Sommerhausen eine zünftige Feier ausgerichtet. Diesmal haben sich die Ochsenfurter den Preis in der ersten der drei Kategorien gesichert. Sowohl in Bayern als auch deutschlandweit landeten sie auf diesem hervorragenden Platz. Den landesweiten Preis vergibt der Film-Fernseh-Fonds Bayern. Die Feier fand in Bad Wörishofen statt. Dort nahm Gerd Dobner den Preis in der ersten Kategorie entgegen.
Zur Preisverleihung des deutschen Kinoprogrammpreises reiste nur wenig später Hannes Tietze nach Dresden. Und spürte während der Veranstaltung die Aufregung ständig zunehmen. „Man weiß, dass man etwas gewonnen hat, aber nicht den Platz“, sagt er. Je höher die Platzierung, desto später werden die Gewinner aufgerufen. Da Tietze bis ganz zum Schluss sitzen bleiben durfte, war klar, dass das Casablanca in der ersten Kategorie prämiert worden war. Damit gehört das Ochsenfurter Kino zu den vier höchstprämierten Programmkinos in Deutschland.
Die fachliche Würdigung der Programmauswahl wird jeweils von einer fachkundigen Jury vorgenommen. Kinobetreiber, Filmverleiher und Journalisten gehören ihr unter anderem an. Sie berücksichtigen bei ihrer Entscheidung vor allem die Vielfalt des Programms. Und dass man mit manchen Filmen auch mal was wagt. Die Preisgelder tragen dazu bei, dass die Casablanca-Betreiber auch in Zukunft wieder etwas wagen können. Denn die spröden Filme locken das Publikum nicht eben in Scharen in den Kinosaal.
„Wir sind natürlich auch ein Wirtschaftsbetrieb“, erklärt Tietze. Eine gewisse Anzahl Kinogänger benötigt das Casablanca. Deshalb werden auch kommerzielle Filme gezeigt. „James Bond“ etwa lief in Ochsenfurt fünf Tage lang. Dann aber gibt es auch schwer Verdauliches wie „El Club“ zu sehen, der am Beispiel einer Strafkolonie für Priester das Thema Missbrauch in der Kirche aufgreift. Nur acht Besucher wollten sich dieses Werk ansehen.
Auch Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks war der Ansicht, dass auf die erneuten Erfolge des Kinos angestoßen gehöre. Deshalb kam er zum Gratulieren vorbei und brachte eine Flasche Whisky aus örtlicher Produktion mit, die im Anschluss auch gleich geöffnet wurde.
Hannes Tietze und Gerd Dobner werden sich bestimmt auch nächstes Jahr wieder um die Prämierungen bewerben. Vielleicht kommt ja noch einmal ein Spitzenpreis dabei heraus.